© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/08 28. November 2008

Meldungen

Fachhochschulen für Wirtschaftsaufschwung

BERLIN. Wer die architektonische Stahl-Glas-Einöde von Berlin-Adlershof je besichtigt hat, dürfte kaum glauben, daß "Deutschlands größtes Wissenschafts- und Technologiezentrum" ein "Motor der Berliner Wirtschaft" ist. In Nord­rhein-Westfalen bewegt jedoch genau dieser ökonomische Effekt von "Wissenschaft" die Gemüter, wenn Anfang Dezember in Düsseldorf die Entscheidung darüber fällt, in welchen Städten neue Fachhochschulen errichtet werden sollen. Dabei gehe es darum, wie Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) erläutert, NRW als "Wissensregion" gerade in den "MINT-Fächern" (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu stärken (Deutsche Universitäts-Zeitung, 10/08). Die Wissenschaftsjournalistin Mareike Knoke zeigt, daß die Bergbaustädte in NRW, die sich nach der Abwicklung der "alten Industrie neu erfinden" mußten, von der Hinwendung zur "Wissensgesellschaft" profitierten. Aus Hochschul- wurden, etwa in Essen, in kurzer Zeit "Kulturstandorte" mit der "üblichen Konzentration von Menschen von hohem Bildungsstand". Mit der Akademikerdichte scheine der wirtschaftliche Aufschwung fast automatisch einherzugehen. In den früher eher gleichgültigen Regional- und Stadtverwaltungen, die "soziale Fragmentierungstendenzen zwischen Akademikern und übrigen Einwohnern" begünstigten, habe daher ein Bewußtseinswandel stattgefunden: Um Wissenschaftseinrichtungen anzusiedeln, finde ein scharfer Wettbewerb statt, da man sie inzwischen als "Jobmotor" richtig einschätze. 

 

Von wegen "Humanität": Goethes Globalisierung

BERLIN. Die Klassiker waren nicht klassisch - sondern Egon Friedell zufolge realistisch und lebensnah, und das galt für die antiken "Alten" wie für Weimars Olympier. Das will die Studie des Heidelberger Germanisten Marcel Krings mit einer steilen These zu Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre" bestätigen (Zeitschrift für deutsche Philologie, 2/08). Darin werde nicht die "Bildung zu schöner Humanität" verhandelt - vielmehr der Übergang vom Feudalismus zu moderner Ökonomie. Und Goethe zeige, daß die Religion nichts mehr gelte unter dem Gesetz der neuen Zeit: Profitabilität und Zweckrationalität. Wer sich dem Geist des Säkularen nicht füge, habe in der modernen Gesellschaft keinen Platz mehr.

 

Erste Sätze

Irgendwann einmal im Leben erkennt man die Bedeutung dessen, was Erinnerung heißt.

Erich Pfeiffer-Belli: Junge Jahre im alten Frankfurt und eines langen Lebens Reise, Wiesbaden/München 1986

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