© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/08 05. Dezember 2008

Terror in Indien
Nicht nur religiöser Wahn
von Günther Deschner

Die Terroranschläge von Mumbai werfen eine Menge Fragen auf. Es gibt darauf nur wenige eindeutige Antworten. Warum haben die indischen Sicherheitskräfte so lange gebraucht, um sich gegen ein Dutzend islamistischer Desperados durchzusetzen? Warum waren sie trotz bekannter Warnungen so überrascht? Haben Institutionen des ungeliebten islamischen Nachbarlands Pakistan mit den Anschlägen zu tun, oder bekommt das Land seine eigenen dschihadistischen Gruppen nur genausowenig in den Griff wie Indien die Strukturen der seinigen sowie der gewaltbereiten Hindu-Fanatiker?

Können die seit langem verfeindeten Staaten Pakistan und Indien, die sich nuklear bewaffnet belauern und erst seit kurzem nach einem politischen Ausgleich suchen, nicht sogar eine Gemeinsamkeit darin finden, daß sie es beide mit ähnlichen Problemen zu tun haben? Der nicht lange zurückliegende Anschlag auf das Marriott-Hotel in Islamabad ist dafür eine gute Illustration. Die Gewalt-Eruptionen in Indien und anderen Teilen Asiens sind aber nicht nur religiösem Wahn geschuldet, sondern auch der sozialen Frage. Indien hat es nun pars pro toto erfahren: Das rasante wirtschaftliche Wachstum kommt nur einer schmalen Schicht zugute. Kein Wunder, daß "der Rest" seinem Unmut in wachsender Anfälligkeit für Aufruhr und Gewalt Luft macht.

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