© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/08 12. Dezember 2008

Frisch gepresst

Kreuzzügler. Die offiziellen Kampfhandlungen begannen am 7. Oktober 2001, Kabul fiel am 13. November, Kandahar am 7. Dezember. Michael Clasen, Politik-Redakteur bei der Neuen Osnabrücker Zeitung, der in diesem nunmehr seit acht Jahren andauernden "Kreuzzug gegen den Terrorismus" in Afghanistan viele Reportagen schrieb, bietet seine publizistische Hilfe nun auch in Buchform an (Der Fluch des langen Krieges. Wie Osama bin Laden den Westen zu besiegen droht. Wjs Verlag, Berlin 2008, gebunden, 279 Seiten, 18 Euro). In einer Medienlandschaft wie der unseren, die das US-Engagement im Irak und in Afghanistan überwiegend "kritisch" kommentiert, wirken Clasens Plädoyers für eine Forcierung auch des deutschen militärischen Einsatzes am Hindukusch fast sektiererisch. Oder "gekauft". Aber Clasen scheint kein Geld vom Pentagon oder vom Mossad zu benötigen, da der 32jährige seine subjektiv gefärbten Lagebeurteilungen, die alle darauf hinauslaufen, den Westen zu verdoppelter Anstrengung anzustacheln, um Osama bin Laden als Weltfeind Numero eins vernichtend zu schlagen, in von autonomer Autosuggestion zeugendes Pathos und mitunter auch in schwer erträglichen Sprachkitsch hüllt ("Der Blues des Terrors war für Dominique tödlich").

 

Wernherles Mondfahrt. Schaut man sich die vielen Raketen- und Düsenflugzeug-Modelle des Buches an, glaubt man in einem Revell-Katalog zu schmökern. Auch Freunde des Science-fiction-Genres könnten sich angesprochen fühlen. Dabei handelt es sich um die wahrlich "phantastisch" reichen Bildbeigaben zu einem Werk, das Anspruch darauf erhebt, seriöse zeithistorische Forschung zu bieten. Friedrich Georgs "Mit dem Balkenkreuz zum Mond" (Die verborgene Wahrheit über das geheime Raumfahrtprogramm des Dritten Reichs und seine Erben. Kopp Verlag, Rottenburg 2008, gebunden, 288 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro) stellt allerdings derart gewagte Thesen auf, daß er Probleme bekommen dürfte, diesen Anspruch auch durchzusetzen. Im Kern versucht Georg zu belegen, daß die mit dem Namen Wernher von Brauns verbundene militärische Hochtechnologie des Dritten Reiches sich auf einem Entwicklungsstand befand, der unter friedlichen Verhältnissen um 1955 einen deutschen Flug zum Mond gestattet hätte. Der Kriegsausgang 1945 hat das verhindert, und so flogen eben die US-Amerikaner mit von Brauns Raketen dorthin. Als allerdings dessen Ideenvorrat erschöpft war, sei es mit der US-Raumfahrt nur noch bergab gegangen.

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