© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/09 02. Januar 2009

Aufgeschnappt
Die Zahlen werden knapp
Matthias Bäkermann

Kraftfahrzeugbesitzer im Bundesland Brandenburg sollten nochmals einen genauen Blick auf das eigene Nummernschild werfen. Denn laut dem Potsdamer Verfassungsschutz könnten falsche Buchstaben- und Zahlenfolgen den Besitzer ins Visier dieser Behörde bringen. Unter dem Titel „Falsche Kennung – Kritische Kombinationen auf Kfz-Kennzeichen“ informiert der Verfassungsschutz nun seine Bürger an Oder und Havel über „Geheimcodes“ auf den weißen Blechen, die auf „antidemokratische Einstellung“ des Fahrers schließen lassen.

So sollte sich nun keiner mehr wundern, wenn die Antifa seine Nazi-Karre zerkratzt oder gar anzündet, an der schließlich die Buchstaben SA, SS, HJ, AH und auch KZ auf lupenreine nationalsozialistische Gesinnung des Halters schließen lassen. Was bei Buchstaben wie NS noch nachvollziehbar ist, erfordert bei Ziffernfolgen allerdings gewisse Fähigkeiten zur Dechiffrierung. Daß in der rechtsextremen Szene die Zahl 88 (bedeutet nach den doppelten achten Buchstaben „Heil Hitler“) als gängige Floskel geläufig ist, mag vielleicht einigen zu Ohren gekommen sein (JF 24/06). Bei 28 (soll auf die Skinhead-Organisation „Blood &Honour“ anspielen), 18 (Adolf Hitler) oder gar 14 (Wörteranzahl einer US-amerikanischen Rassisten-Parole) ist für die meisten wirklich Aufklärung vonnöten. Die Broschüre der Schlapphüte versäumt jedoch nicht, darauf hinzuweisen, daß nicht jedes „kritische“ Nummernschild zwangsläufig auf einen Rechtsextremisten schließen läßt: „Häufig gibt es Menschen“, die am Auto schlicht „ihre Initialen und das Geburtsjahr verwenden möchten“. Man will es kaum glauben!

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