© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/09 02. Januar 2009

Leserbriefe

Zu: „Prag im Wechselfieber“ von Michael Wiesberg, JF 51/08

Den europäischen Prokrustes erschlagen

Man kann nur von Herzen wünschen, daß Václav Klaus sich durchsetzt und Tschechien den Lissabonner Vertrag nicht ratifiziert. Nur dann bestünde noch etwas Hoffnung auf Änderung der Europa-Politik.

Wir wollen kein Europa, in dem eine Menge überbezahlter Bürokraten vor lauter Langeweile immer neue Absurditäten ausheckt. Wir wollen kein Europa, dem Einheitlichkeit und generelle Geltung von Regelungen gleich welcher Art als Werte an sich gelten. Die alten Griechen kannten schon vor mehr als anderthalb Jahrtausenden die Gestalt des Prokrustes, der alle Menschen, deren er habhaft werden konnte, in seinem Bett, dessen Länge er als ideal empfand, auf das gleiche Maß brachte, indem er sie – je nachdem, ob sie kurz oder zu lang waren – entweder mit Gewalt streckte oder Überstehendes abhackte. Merkt niemand, daß Europa längst ebendiesem Weg folgt? Die alten Griechen, die ihre Lehren in Geschichten verpackten, fanden eine vernünftige Lösung: Theseus erschlug das Scheusal Prokrustes und wurde für diesen Sieg und Rettungsakt als Held gefeiert. Welcher moderne Theseus erschlägt uns den europäischen Prokrustes?

Dedo Graf Schwerin Krosigk, Köln

 

 

Zu: „Drohungen und Beleidigungen“ von Peter Freitag, JF 52/08-1/09

Beide Parteien verbieten

Was heißt hier rechtsextrem?! Ebenso wie die „Linke“ aus der SED hervorgegangen ist und damit eindeutig eine sozialistisch-linksextreme Partei ist, ist die NPD eine Nachfolgeorganisation der NSDAP. Sie vertritt auch deren Gedankengut. Sie ist also ebenso eindeutig eine linksextreme Partei. Allerdings ist sie nicht international, sondern national ausgerichtet. Fälschlicherweise wird jedoch der Öffentlichkeit der Eindruck suggeriert, die NPD gehöre zu den Parteien, die im Parlament auf der rechten Seite sitzen, also zu den bürgerlichen Parteien. Dies ist eine unverantwortliche Irreführung. Beide extremistischen Parteien sind Feinde der Demokratie und müssen verboten werden.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Die deutsche Identität“, JF 51/08

Worum es wirklich geht

Die eigentliche politische Bedeutung des CDU-Beschlusses, Deutsch in die Verfassung aufzunehmen, liegt in der Reaktion darauf. Den Deutschen soll verweigert werden, was in 17 europäischen Ländern eine Selbstverständlichkeit ist. Dabei spielen die Grünen mit Özdemir und Al-Wazir an der Spitze die Rolle der Handlanger vor allem türkischer Interessen. Was uns als Lösung demographischer Probleme propagiert wurde, nämlich der voraussetzungslose Import von Menschen, führt in Wirklichkeit zur ethnischen Implosion der Deutschen.

Im Kern geht es jedoch darum, den deutschen Staat, der ja das überindividuelle Leben seiner Bürger ordnen und fassen soll, irreversibel zu zerstören.

Dr. Roland Mackert, Sachsenheim

 

Blickfang fürs Wahljahr

Sollte die Mehrheit der Delegierten des CDU-Bundesparteitags mit ihrem Eintreten für die Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz mehr bewirken wollen, als einen Blickfang für das Superwahljahr 2009 abzuliefern? Dann könnte dies ein erster sichtbarer Schritt für ein besseren Schutz der leider zur Beliebigkeit verkommenen, identitätsstiftenden und zur Vermittlung komplexer geistesgeschichtlicher Zusammenhänge notwendigen Kommunikationsart Sprache werden.

Die Wahrscheinlichkeit, daß der seltene, öffentlichkeitswirksame Vorstoß bald aufs Abstellgleis gerät, ist allerdings sehr hoch.

Roland Grassl, Bühl

 

Blind für Ziele und Werte

Vor gut 30 Jahren lebte ich mit meiner Familie für längere Zeit in Louisville, Kentucky. In einem äußerlich ansprechenden Viertel wohnend, hatten unsere Kinder bald Kontakt mit der jungen Nachbarschaft. Unser größtes Erstaunen galt dem beschränkten Wortschatz und der Stammelsprache dieser neuen Freunde.

Heute, eine Generation später, sind wir mit der Sprache bald auch soweit. Wer’s nicht glaubt, braucht sich nur, ein bißchen Statistik betreibend, mit Schülern diverser Schulen zu unterhalten. Die Sprache ist im Kulturschatz eines Landes der größte Einzelposten. Gemeinsinn und gemeinsame Werte bringen Fortschritt. Voraussetzung hierfür ist auch die Kommunikationstechnik, also der Sprachschutz.

Die von Ihnen zitierten Meinungen verschiedener Politiker und der Süddeutschen Zeitung erinnern einmal mehr an Einsteins Bemerkung über die Intellektuellen: „Sie haben ein scharfes Auge für Methoden und Werkzeuge, sind aber blind gegenüber Werten und Zielen.“

Dr. Michael Schneider, Ottobrunn

 

 

Zu: „‘Den Alten gegenüber eine Gemeinheit’“ von Klaus Peter Krause, JF 51/08

Wettbewerbsverzerrung

Das Verfassungsgericht fordert die Gleichbehandlung aller Vermögensarten bei der Erbschaftsteuer. Heute wird aber verkannt, daß weitere nicht genannte Ungleichbehandlungen existieren, zum Beispiel bei der Vermögensart Mehrfamilienhäuser: Denn es gibt in Deutschland vier Arten von Vermietern von Wohnungen: 1. die Kommunen, 2. die Genossenschaften, 3. die Kirchen und 4. die Privatvermieter. Da bei den ersten drei Arten von Wohnungseigentümern keiner stirbt, wird bei denen auch keine Erbschaftsteuer anfallen.

Aber alle Vermieter arbeiten auf demselben Markt. Somit erfolgt mit dem Aderlaß Erbschaftsteuer nur bei den Privatvermietern eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten der nicht privaten Wohnungsvermieter. Denn bei einem Sterbefall wird den betroffenen Privatvermietern vom Staat soviel Erbschaftsteuer abgenommen, daß in deren Mehrfamilienhäuser auf Jahre hinaus nicht so investiert werden kann, als wenn die Erbschaftsteuer wie bei den anderen Vermietern nicht erhoben würde. Somit würden auch bestimmte betroffene Mieter benachteiligt werden, weil die staatliche Geldabschöpfung mit der Erbschaftsteuer die sonst üblich erfolgten Investitionen im Wohnungsbestand verhindert.

Gerhard Heeren, Partenheim

 

 

Zu: „Große Dinge vollbringen“ von Peter Scholl-Latour, JF 51/08

Konservative Stellungnahme

Die Ehrung Scholl-Latours hat mich sehr gefreut. Ich erlaube mir trotzdem eine kritische Anmerkung. Scholl-Latours Aussage, wir seien gezwungen, zu einem voluntaristischen statt ethnischen Begriff der Nationalität „zurückzukehren“, kann nicht scharf genug widersprochen werden. Sie bedeutet neben vielem anderen auch die Kapitulation vor der Übernahme Deutschlands durch die hereingeströmten Migrantenmassen.

Schon die etatistische Prägung des deutschen Selbstbewußtseins seit der kleindeutschen Reichsgründung war und ist bis heute schädlich genug: der eingewanderte „Paßdeutsche“ als „Deutscher“, der Südtiroler als „Ausländer“. Weiter erheblich verschlimmert wurde die Lage durch die jüngsten Änderungen des Staatsangehörigkeitsgesetzes, die das überkommene, unserem kollektiven Selbstverständnis entsprechende ius sanguinis weitgehend in das uns geschichtlich fremde ius soli verkehrten.

Und nun sollen wir laut Scholl-Latour auch noch nach französischem Vorbild die Nation als das „plébiscite de tous les jours“ übernehmen und damit dem vorhandenen Bestand den Typ des Bekenntnisdeutschen hinzufügen? Da seien alle guten Mächte vor!

Im Grunde geht es bei der Entscheidung zwischen den Nationalitätsbegriffen aber um die fundamentale Scheidung der Geister: auf der einen Seite die, die den Menschen für einen beliebig formbaren Massenanteil bar aller biologischen Bedingtheiten halten (von Gender Mainstreaming über die Leugnung biologisch bedingter Intelligenz-Unterschiede bis zur beliebig wechselbaren Nationalität), auf der anderen Seite diejenigen, die die vorgegebenen Differenzierungen des Lebens anerkennen und das Beste daraus zu machen versuchen. Ich meine, die Stellungnahme eines deutschen Konservativen dazu sollte klar sein.

Ernst von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: „Der Beginn der Heimatvergessenheit“ von Julian Voss, JF 51/08

Erfolgreich und angesehen

Danke für diesen guten und wahrheitsgemäßen Artikel! Es wäre aufschlußreich, eine Statistik aufzustellen, was aus uns Flüchtlings- und Vertriebenenkindern aus den deutschen Ostgebieten geworden ist, die wir oft grauenhafte Erlebnisse auf der Flucht erlebt hatten, anschließend ein Leben in Nissenhütten ertragen, später als „hergelaufene“ Untermieter in engen Räumen leben und mehrfach die Schulen wechseln mußten: Bereits aus meinem Umfeld könnte ich namentlich gute Handwerker, erfolgreiche Firmengründer, Juristen, Ärzte und Chefärzte, Professoren, Lehrer und Schulleiter, Wissenschaftler und Ingenieure, Schriftsteller und Journalisten nennen.

Uns mangelte es am „Dach über dem Kopf“, an Bekleidung, am Essen; oft ohne Väter und schon gar ohne „psychologische Betreuung“ oder zusätzliche „Fördermaßnahmen“ haben wir es geschafft, erfolgreiche und angesehene Menschen zu werden, Familien mit mehreren Kindern zu gründen, die nunmehr ebenfalls tüchtige Menschen geworden sind. Wir hatten nichts als unser kulturelles Erbe, Fleiß und die Fähigkeit zu lernen in uns!

Zur Unwissenheit der einheimischen Bevölkerung über die deutschen Ostprovinzen eine Begebenheit aus dem Jahre 2003: Bei einem Empfang fragte mich ein älterer (!) Jurist, woher ich denn stamme. „Aus Breslau“, antwortete ich mit heimlichem Stolz. Darauf ging dieser Herr drei Schritte zurück und meinte: „Das sieht man Ihnen aber gar nicht an!“ Sollte das ein Kompliment sein?

Barbara Berger, Dortmund

 

 

Zu: „Chaos im Touristenparadies“ von Hinrich Rohbohm, JF 51/08

Demonstranten gut entlohnt

Die Situation an den Flughäfen in Bangkok kam meines Erachtens nicht aus der Bevölkerung heraus, sondern wurde von den im Artikel genannten finanzkräftigen „Politikern“ (um nicht zu sagen „Geld-Diktatoren“) provoziert, die überall und auch in der oppositionellen PAD nach Macht streben.

Ein Fabrik-Arbeiter hat an einem völlig ungesicherten Arbeitsplatz mit je nach Auftragslage täglich drohender Kündigung (es existiert in Thailand praktisch kein Kündigungsschutz) ein tägliches Einkommen von circa 200 Baht (= 4 Euro). Was tut der wohl, wenn ihm täglich 500 Baht dafür ausgezahlt werden, daß er an einer Demonstration teilnimmt? Noch lukrativer schaut die Sache aus, wenn Demonstrationsaktivitäten auch noch irgendwie mit der Arbeit verstrickt werden können oder man sogar in Absprache mit dem Arbeitgeber ein paar Tage dafür „freinehmen“ kann.

So sehe ich (und auch die besser gestellten Freunde in Bangkok) die Situation. Daß die Mehrzahl der Demonstranten „gekauft“ worden sind, hat man hier leider nirgendwo in unserer freien Berichterstattung zu hören oder zu lesen bekommen.

Richard Bockelmann, Wittingen

 

 

Zu: „Der verzweifelte Kampf eines Berufspolitikers“ von Torsten Uhrhammer, JF 51/08

Handstreich von rechts

„So hett Lux nich fiedelt“ heißt es auf Plattdeutsch, wenn Pläne von anderen durchkreuzt werden und man auf Rache sinnt. So könnte man auch das Verhalten der unterlegenen linken Delegierten bezeichnen, die ihren Nils Annen wieder in den Bundestag boxen wollten. Die Überrumpelung des linken, selbstgewissen Eimsbüttler Establishments durch die rechten Zuwanderer war perfekt, zumal man es mit einem Handstreich zu tun hatte, der spiegelbildlich von den Post-Achtundsechzigern stammen könnte.

Eine Hochschul-Avantgarde strömte damals in die SPD mit dem Ziel, dort die Meinungsführerschaft zu erobern. Mit dem Aufbau enger Netzwerke und konspirativer Zirkel gelang es, die pragmatische Hamburger SPD stärker in links-ideologische Fahrwasser zu lotsen. Wie weit der Infiltrationsprozeß fortgeschritten war, konnte man bei der Nachrüstungsdebatte erkennen, als die Partei ihrem Kanzler Helmut Schmidt in den Rücken fiel.

Hans-Alfred Berger, Bad Bramstedt

 

 

Zu: „Unverzichtbar“ von Christian Bartsch, JF 50/08

Geringer Rohstoffverbrauch

Es ist in der Bevölkerung weitestgehend unbekannt (Bildungsproblem!), daß auch bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe (Kohle, Öl und Gas) die Energie aus Atomen freigesetzt wird – es ist also auch Atomenergie! Aber bei der Kernspaltung ist die Energiefreisetzung rund 50 Millionen mal größer als bei der Verbrennung; weswegen die sogenannten „Atomkraft-werke“ nur sehr wenig Brennstoff brauchen.

So werden in einem modernen deutschen Kernkraftwerk nur etwa 1.000 Kilogramm Uran gespalten und in radioaktiven Abfall umgewandelt, um damit rund 10 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr zu produzieren. Es handelt sich also bei der Nutzung von Uran um geringen Rohstoffverbrauch. Außerdem reichen die Vorräte bei Einbeziehung der anderen nuklearen Brennstoffe Plutonium und Thorium mindestens 1.500 Jahre – was der Öffentlichkeit auch weitgehend unbekannt ist.

Prof. Dr. Eckhard Rückl, Eschershausen

 

 

Zum Leserbrief: „Brakteaten-Geldwirtschaft“ von Gerhardus Lang, JF 50/08

Wider die Brakteatenwirtschaft

In regelmäßigen Abständen wird in Leserbriefen die Brakteatenwirtschaft gewünscht. Das Argument: Wenn Geld stetig an Wert verliert, dann wird es schnell wieder ausgegeben. Dies sorge für eine hohe Umlaufgeschwindigkeit und somit für eine stabile Konjunktur.

Hier wird aber verkannt, daß Geld nicht nur Tauschmittel, sondern auch Wertaufbewahrungsmittel ist. Es ist gerade dieser Wert, gegen den der Produzent bereit ist, echte Ware einzutauschen. Auch in einer Brakteatenwirtschaft würden die Menschen sparen, zum Beispiel, indem sie zur Wertaufbewahrung Edelmetall kauften. Die Folge wäre eine Flucht aus der weichen Währung in eine harte. Diese zeichnet sich gerade dadurch aus, daß ihr ein echter Wert beigemessen wird, sie also zur Wertaufbewahrung taugt.

Der Markt schafft sich sein eigenes Geld. Es gibt einige historische Beispiele dafür, daß die Entwertung der Währung nicht ins Paradies führt, sondern zum Rückfall in die Naturalienwirtschaft. Eine gute Wirtschaft braucht gutes Geld. Alles andere ist Sophistik.

Christian Hubert, Leipzig

 

 

Zu: „Implosion einer Partei“ von Dieter Stein, JF 49/08

Eisernes Kreuz für Steinbrück

Bis vor kurzem war mir der Name Peer Steinbrück noch nicht geläufig. Doch dann hörte ich, er sei mit Nicholas Sarkozy – den wir hier auf der Insel nur „Frosch eins“ nennen – so verfahren wie Marschall Blücher einst mit einem kleinen Franzosen namens Bonaparte. Schließlich greinte der kleine Nicky, niemals zuvor hätte jemand gewagt, so mit ihm zu sprechen. (Hat der Mann eigentlich keinen Militärdienst geleistet?)

Und nun hat der furchtlose Hamburger also auch noch unserem einfältigen Schotten, dem Premier Gordon Brown, vor Augen geführt, daß dieser selbst nicht weiß, was er tut.

Würde sich nun in Deutschland bitte eine patriotische Seele bereit finden, Peer Steinbrück das Eiserne Kreuz anzuheften! Und ihr könnt des Applauses von dieser Seite des Kanals sicher sein!

Frederick Forsyth, Hertford, Großbritannien

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