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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/09 16. Januar 2009
Wer aufgestellt ist, kann auch umfallen Wir sind gut aufgestellt." So tönt es neuerdings bei vielen Gelegenheiten. Besonders deutsche Banker bemühen die Phrase gern angesichts der Drohungen der Finanzkrise. Mangelnde Eigenfinanzierung? Immer neue Abschreibungen wegen fauler Kredite? Fehlerhafte Kundenberatung? "Was soll's", so wird einem geantwortet, "im Grunde sind wir gut aufgestellt. Niemand muß sich über Gebühr Sorgen machen." Das Publikum macht sich aber trotzdem Sorgen, nicht zuletzt wegen der flotten Unverbindlichkeit der neuen Redeweise. Wer gut aufgestellt ist, der kann auch schnell wieder umfallen. Es genügt dazu oft nur eine momentane Sturmbö, die man bei der Aufstellung nicht eingeplant hatte. Gute Aufstellung ist eher etwas für stille Schönwettertage. Früher sagte man: "Wir haben uns gut auf alles vorbereitet." Oder: "Wir haben uns für alle Eventualitäten gerüstet." Oder: "Wir haben alles im Griff." Heute stellt man sich nur noch auf und glaubt, damit schon hinreichend gerüstet zu sein und alles im Griff zu haben. Das ist aber ein Irrtum, wie selbst der Fußball lehrt, aus dem die Phrase offenbar stammt. Eine gute Aufstellung liefert allenfalls die äußere Rahmenbedingung für ein Spiel. Ob das Spiel selbst gut wird, hängt entscheidend von ganz anderen Bedingungen ab, von der Tagesform der Aufgestellten zum Beispiel, von Augenblickseinfällen der Spieler, vom Gegner, nicht zuletzt vom Zufall. Primär auf die Aufstellung zu vertrauen, ist die Berufskrankheit mittelmäßiger Trainer und Co-Trainer, die glauben, mit dem theoretischen Herumschieben von Positionen schon die Hauptarbeit geleistet zu haben. "Wir sind gut aufgestellt." Zufällig ist dieser Neologismus einmal kein modischer Anglizismus, scheint ganz auf eigenem Mist gewachsen. Er wird dadurch aber nicht besser. Auch auf deutsch läßt sich mancher faule Kredit allzu lange ignorieren. |