© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/09 23. Januar 2009

Meldungen

Exhumierungen mit Bagger in Marienburg

MARIENBURG. Die Exhumierungen der Skelettreste im Massengrab von Marienburg (polnisch Malbork) gehen weiter. Mittlerweile sollen bereits die Überreste von über 2.000 Menschen geborgen sein, darunter 238 Schädel mit Einschußöffnungen. Unterdessen werden immer mehr Zweifel an der Art und Weise der Ausgrabungen laut: Die Gazeta wyborcza vom Montag berichtete kritisch, daß das Sammelgrab in erster Linie mit einem Bagger ausgehoben wird und die zuständigen Stellen - Archäologe, Bürgermeister, Staatsanwalt - nichts dagegen einzuwenden haben, obwohl dabei menschliche Gebeine zuhauf zerstört und Spuren verwischt werden. Die Benutzer des örtlichen Internetforums www.marienburg.pl prangern seit Wochen dieses Vorgehen an und fragen, wie wohl die Reaktionen der polnischen Stellen ausfielen, wenn die Exhumierungen von Massengräbern mit polnischen Opfern in der Ukraine, in Weißrußland und Rußland so durchgeführt würden. In der Lokalzeitung Dziennik Bałtycki äußerte am Montag der polnische Historiker Piotr Niwiński die Annahme, "daß es solche Gräber wie in Marienburg in Pommern noch mehrere gibt". Verbrechen, die damals beim Einmarsch der Roten Armee oder in den Tagen darauf begangen wurden, seien "sehr schwer aufzuklären". Niwiński, der an der Universität Danzig lehrt, hielt es für am wahrscheinlichsten, daß in das Marienburger Massengrab die verwesenden Leichen aus der Umgebung geworfen wurden. Indessen sollen genaue forensische Untersuchungen erst nach Bergung aller Skelette eingeleitet werden (siehe auch Seite 17).

 

Bushs "Krieg gegen den Terror" war ein Irrweg

LONDON/MUMBAI. Der britische Außenminister David Miliband hat ein Umdenken bei der Anti-Terror-Strategie gefordert. Der von George W. Bush geprägte Begriff "Krieg gegen den Terror" sei ein Irrweg und enthalte die Vorstellung eines länderübergreifenden Feindes, verkörpert von Al-Qaida und ihrem Anführer Osama bin Laden. In Wahrheit seien die militanten Gruppen aber vielfältig und hätten eine große Bandbreite an Beweggründen, sagte der Labour-Politiker bei einer Rede im indischen Mumbai (Bombay), wo im November 2008 bei Terroranschlägen 179 Personen starben. Für verschiedene Gruppierungen wie die Taliban in Afghanistan oder die für die Mumbai-Anschläge verantwortlich gemachte Lashkar-e-Taiba-Gruppe seien unterschiedliche Antworten notwendig, meinte Miliband. Während der "Krieg gegen den Terror" ein Ruf zu den Waffen und die Aufforderung zur Solidarität bei der Bekämpfung eines einzelnen gemeinsamen Feindes sei, müsse die Basis der Solidarität nicht darin bestehen, gegen wen man sei, sondern wer man sei und welche Werte man teile.

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