© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/09 06. Februar 2009

Konservativer Einzeldenker
Stimmen zum Tod von C. von Schrenck-Notzing
(JF)

Am Mittwoch dieser Woche ist der am 25. Januar im Alter von 81 Jahren verstorbene Publizist Caspar von Schrenck-Notzing in München beigesetzt worden. Familienangehörige, Freunde und Weggefährten nahmen bewegt Abschied von dem Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Criticón, der mit seiner publizistischen Lebensleistung als einer der bedeutendsten Konservativen der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte gelten darf. In den Medien hingegen waren die Nachrufe auf Schrenck-Notzing - mit Ausnahme der Würdigung in dieser Zeitung (JF 6/09) - eher spärlich ausgefallen. Einige Auszüge:

 

"Über Jahrzehnte war seine Zeitschrift Criticón ein Blatt, in dem man die Bewegung des konservativen Gedankens studieren konnte. Caspar von Schrenck-Notzing, 1927 in München geboren, verstand es, in einer Zeit, da die Ideen eines linken Liberalismus bis weit in die Mitte hinein beherrschend wurden, den notwendigen Gegenstimmen ein Forum zu bieten."

Lorenz Jäger in der FAZ vom 28. Januar

 

"Traditionale Eleganz und Stil waren Caspar von Schrenck-Notzing nicht abzusprechen, auch nicht der Mut, der sich bei manchen konservativen Geistern in Klagen auflöst. Er galt als konservativer Literat, hätte aber in den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien als geachteter Zeitgeistkritiker auftreten können, der überall gedruckt worden wäre. In deutschen Verhältnissen, auch in Bayern, in dem seine alte Familie siedelte, zählten jedoch Tabuverstöße. Schrenck-Notzing war ein wertkonservativer Einzeldenker - nicht reichsvernarrt, nicht nationverliebt, sondern europäisch und skeptisch gegenüber manipulierender (Partei)Politik und dem volkspädagogischen Rummel öffentlicher Erziehung, die der Freiheit das Unkonventionelle austreiben will."

Herbert Kremp in der "Welt" vom 30. Januar

 

"Wir trauern um ein publizistisches Vorbild, dessen Andenken auch wir in Ehren halten werden."

André Lichtschlag am 27. Januar auf der Internetseite des Magazins "Eigentümlich frei"

 

"Er galt als einer der klügsten unter den konservativen Intellektuellen in Deutschland. (...) 1970 gründete der Protestant die Kulturzeitschrift Criticón, die zum Leitmedium konservativer Intellektueller in Deutschland wurde und auch Entwicklungen in den Kirchen thematisierte. 1996 gab Schrenck-Notzing das 'Lexikon des Konservativismus' heraus (Leopold Stocker Verlag, Graz), in dem auch führende protestantische Persönlichkeiten wie der frühere EKD-Ratsvorsitzende Otto Dibelius (1880-1967) und der Begründer des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Hermann Ehlers (1904-1954), vorgestellt werden."

idea am 28. Januar

 

"Eine der wichtigsten Stimmen des deutschen Konservatismus ist verstummt. (...) Der Ruf des Publizisten und Historikers als wertkonservativer Vordenker auf höchstem sprachlichen und intellektuellen Niveau gründete sich zunächst auf seinem 1965 erschienenen Werk 'Charakterwäsche', in dem er - wozu damals eine gehörige Portion Zivilcourage gehörte - die unseligen Auswirkungen der sogenannten 'reeducation' auf die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft geißelte."

Hans-Jürgen Mahlitz in der "Preußischen Allgemeinen Zeitung" vom 31. Januar

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