© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/09 20. Februar 2009
Gedenken an die Bombenopfer Wäre dieses Land geistig gesund, käme niemand auf die Idee, am Jahrestag des Dresden-Bombardements politische Demonstrationen abzuhalten: nicht die Trauermarschierer, die "Kein Vergeben, kein Vergessen" fordern und ignorieren, daß wir alle der Vergebung und Gnade bedürfen. Nicht die Spitzenfunktionäre aus Politik, Gewerkschaften und Kirchen, die den Tag - wieder einmal - für den "Kampf gegen Rechts" mißbrauchen und im übrigen der Geschichtsmythologie der Sieger huldigen, in der Deutschland ein absolut Böses darstellt, dessen Bekämpfung auch Massenmorde rechtfertigt. Sogar die Antifa, die die Schändung und Zerstörung des eigenen Landes als angemessene Strafe feiert und damit die Konsequenzen des offiziellen Geschichtsbildes zu Ende denkt, bliebe aus Pietät zu Hause. Doch weil das Land krank ist und noch seine Toten instrumentalisiert, um die eigene Nichtswürdigkeit zu bekunden, sind auch die Trauermarschierer ein natürlicher Bestandteil der sogenannten politischen Kultur. Die in der BRD-Geschichtsmythologie entsorgten Opfer sind die Leichen im Keller der deutschen Nachkriegsrepublik. Sie werden so lange rumoren, bis wahrhaftiges Gedenken und eine ehrliche, furchtlose Geschichtsschreibung sie erlöst. |