© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/09 20. Februar 2009

Deutsche Spitzen am Belt
Dänemark: Die Schleswigsche Partei vertritt die Interessen der deutschen Minderheit / Deutsch soll endlich in den kommunalen Verwaltungen akzeptiert werden
Hans-Joachim von Leesen

Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" - so wurden 1841 im "Lied der Deutschen" von Hoffmann von Fallersleben die Grenzen der Nation umrissen. Und während über das Schicksal der östlichen Siedlungsgebiete die Würfel der Geschichte wohl endgültig gefallen scheinen, gibt es in den drei anderen Himmelsrichtungen durchaus berichtenswerte Geschehnisse. Vor zwei Jahren kam im Zuge der anhaltenden belgischen Staatskrise der Fall Eupen/Malmedy wieder in die Diskussion (JF 49/07). Das diesjährige Andreas-Hofer-Jahr beschert Tirol eine größere Medienöffentlichkeit. Doch auch in Nordschleswig (oder Südjütland/Sønderjylland, wie die Dänen sagen) gibt es interessante Entwicklungen.

Das wurde deutlich, als sich die Funktionsträger des Bundes deutscher Nordschleswiger zu ihrer traditionellen Neujahrstagung in der Akademie Sankelmark südlich von Flensburg trafen. Im Mittelpunkt stand dabei die Vorbereitung der deutschen Volksgruppe auf die Regional- und Kommunalwahlen in Dänemark am 17. November. Bei der letzten Wahl im Herbst 2005 war es ihrer Schleswigschen Partei (SP) gelungen, in die Kommunalparlamente aller vier Großgemeinden des historischen Kreises Nordschleswig einzuziehen (JF 49/05). Dabei war vor der Kommunalwahl in Dänemark eine Gebietsreform durchgeführt worden, bei der die Ämter (den deutschen Kreisen entsprechend) sehr viel größer geworden waren. Das bisher eigenständige Amt Nordschleswig, das bis 1920 zum Deutschen Reich gehört hatte, war so nur noch ein Teil der neuen Großregion Süddänemark (Syddanmark) geworden (JF 5/05).

Nach Ansicht der SP-Vertreter ist es jetzt die deutsche Volksgruppe, die die vier Kommunen des früheren historischen Kreises Nordschleswig als ein Gebiet mit gleichen Interessen zusammenhält. Ihr Ziel ist es, so SP-Sekretär Gösta Toft, wieder in alle vier Kommunalparlamente (Apenrade/Åbenrå, Hadersleben/Haderslev, Sonderburg/Sønderborg und Tondern/Tønder) einzuziehen, um dann zusammen mit den kleineren dänischen Parteien zusammenzuarbeiten. Wieder will man, wie bei der letzten Kommunalwahl zum ersten Mal nach dem Kriege geschehen, neben dänischsprachigen Werbemitteln auch ein Plakat mit deutschem Text einsetzen, was damals mit einigen Bedenken geschah, aber nicht zu dänischen Protesten geführt hat. Es trägt nur - neben dem Logo der Schleswigschen Partei, dem großen blauen S auf gelbem Grund - in großen Lettern das Wort "Spitzenklasse" und darunter "schleswigsche-partei.dk".

Die SP versteht sich nicht allein als Interessenpartei der deutschen Volksgruppe, sondern will sich für ganz Nordschleswig engagieren. Eines ihrer Ziele ist es, daß die deutsche Sprache in den kommunalen Verwaltungen akzeptiert wird, wie es die Konvention für den Schutz nationaler Minderheiten vorsieht und wie es beispielsweise die norddeutsche Stadt Flensburg dänischen Mitbürgern gegenüber bereits praktiziert.

Deutsche Volksgruppe hält Nordschleswig am Leben

Da in den neuen Großkommunen die Wege zu den Behörden länger geworden sind, strebt die SP eine stärkere direkte Beteiligung der Bürger an kommunalen Entscheidungen an. Sie will der Öffentlichkeit deutlicher bewußt machen, daß Nordschleswig durch die deutsche Volksgruppe eine besondere Position im dänischen Königreich einnimmt. Hier gibt es zusätzlich das deutsche Kulturangebot, das zunehmend auch von Dänen angenommen wird, was als erfreuliche Entwicklung gewertet wird. Heute könne man öffentlich zeigen, daß man Deutscher sei, so ein Kommunalpolitiker der SP, und müsse nicht mehr verschweigen, daß man seine Kinder in eine deutsche Schule schickt. Bedauernd wird registriert, daß von den vielen Bundesdeutschen, die wegen der günstigeren Arbeitsbedingungen nach Dänemark und eben auch nach Nordschleswig übersiedeln, bislang nur verhältnismäßig wenige den Weg in die deutsche Volksgruppe finden. Angesichts des mangelhaften Geschichtsunterrichts in Deutschland dürfte Unwissenheit über das Vorhandensein einer deutschen Minderheit in Dänemark eine Ursache hierfür sein.

Erfreulich machte sich bemerkbar, wie stark der Anteil der Jüngeren ist, die in der SP-Jugendorganisation, den Jungen Spitzen, organisiert sind und einen frischen Ton in die Akademie Sankelmark brachten. Vorrangiges Wahlziel der SP wird es wiederum sein, dafür zu sorgen, daß die deutsche Volksgruppe ganz und gar gleichberechtigt mit der dänischen Mehrheitsbevölkerung ist und bleibt.

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