© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/09 20. Februar 2009

Leserbriefe

Zu: "Der Super-Vatikan" von Thorsten Hinz, JF 8/09

Das Gefühl der Verlogenheit nicht mehr spüren

Der Nachrichtenkonsument kann erwarten, daß sich der Überbringer, sei er Journalist oder Politiker, wenigstens einigermaßen mit den wichtigsten Einzelheiten bekannt macht, bevor er "falsches Zeugnis" redet oder schreibt. Dafür sind ganze Redaktionen und Stäbe da, bei ARD, ZDF und dem Staatsrundfunk sogar solche, die durch Zwangsgebühren finanziert werden.

Warum nur fühle ich mich an eine ganz ähnliche Medienkampagne erinnert, die gegen den EU-Kommissionskandidaten Buttiglione? Wurde die nicht auch inszeniert um die Tatsache herum, daß er sich als gläubiger Katholik bekannte? Natürlich, wir haben Meinungsfreiheit und Toleranz. Aber nur, solange die Meinung nicht dem mainstream zuwiderläuft. Sonst wird sie, zuweilen massiv, sanktioniert. Ist sie eher konservativ - das Verfahren gilt mittlerweile als bewährt -, schiebt man sie gerne in die rechtsextremistische, antisemitische und rassistische Ecke und inszeniert öffentliche Erregung darüber. Es ist so bequem. Aber ruhige Abwägung und Analyse bleiben auf der Strecke. Das Gefühl, dann zu "den Guten" zu gehören, tut so wohl, daß man das der Verlogenheit nicht mehr spürt.

Dr. Edgar W. Faust, Lechbruck am See

 

 

Zu: "Renates Schulmädchenreport" von Doris Neujahr, JF 8/09

Unverschämtes Ansinnen

Die amerikanische Regierung möchte ihre Guantánamo-Häftlinge loswerden. Das ist verständlich - aber nicht Sache der Europäer. Einerseits geht es teilweise um gefährliche Islamisten, die nach der Einreise in der BRD jahrelang überwacht werden müßten. Das kostet Personal und Steuergeld. Haben wir nicht schon genug gewaltbereite Muslim-Extremisten im Land? Das BKA schätzt ihre Zahl vorsichtig auf 33.000.

Andererseits sollen aus dem Lager auch unschuldig Inhaftierte freikommen. Wäre es da nicht zuerst die moralische und christliche Pflicht der USA, jede nur mögliche Wiedergutmachung zu leisten? Wenn die bedauernswerten Opfer amerikanischer Militärjustiz in ihren Heimatstaaten keine Aufnahme finden, so könnte Präsident Obama ihnen und ihren Familien eine lebenslange Vollpension-Versorgung auf Hawaii gewähren. Das wäre eine große menschliche Geste und endlich ein überzeugendes Symbol für das "neue Amerika". Statt dessen erleben wir das alte Amerika: US-Vize Joe Biden verlangt, wir Europäer sollten "Verantwortung" für die Häftlinge übernehmen. So was nennt man "Chuzpe", milde ausgedrückt. Verantwortung haben hier nämlich nur die USA.

Herbert Manfred Rauter, Bad Herrenalb

 

 

Zu: "Der Super-Vatikan" von Thorsten Hinz, JF 8/09

Es vergeht kaum ein Tag ...

Der aktuelle Artikel von Thorsten Hinz ist wieder einmal großartig - aufgrund seiner traurigen Wahrheit allerdings auch deprimierend. Ich bin in der DDR aufgewachsen, wir waren daran gewöhnt, ausführlich in der Schule und von den Medien über Faschismus und Antifaschismus, Krieg und Vernichtung zu hören. Diese Thematik wurde wirklich mehr als ausführlich von vielen Seiten des öffentlichen Lebens angesprochen.

Doch was jetzt geschieht, stellt all dies bei weitem in den Schatten. Es vergeht kaum ein Tag, an dem man in den Medien nichts von Juden oder Auschwitz hört. Andere Opfergruppen werden kaum thematisiert, gleich ob polnische, tschechische, russische oder deutsche Opfer. Immerhin sind während des Zweiten Weltkrieges circa 30 Millionen Russen umgekommen - heute in Deutschland in den Medien kaum zur Kenntnis genommen, ebensowenig wie vietnamesische, irakische oder afghanische zivile Opfer. Eine kirchliche Aktion des Papstes ruft in deutschen Medien und in der Politik weitaus größere Aufmerksamkeit und Empörung hervor als der Tod von über tausend unschuldigen Zivilisten im Gaza-Streifen. Die Verhältnisse sind auf den Kopf gestellt.

Andrea Heidemann, Rostock

 

 

Zu: "Frontalangriff auf konservative Katholiken" von Paul Rosen, JF 8/09

Ein Aphorismus Dávilas

Die Verlogenheit der öffentlichen Medien ist in ihrer Gleichschaltung unglaublich. Hier paßt das Wort von Nicolás Gómez Dávila: "Dem Demokraten genügt es nicht, daß wir respektieren, was er mit seinem Leben machen will. Er verlangt darüber hinaus, daß wir respektieren, was er mit unserem machen will."

Reinhard Dörner, Stadtlohn

 

Nivelliertes Niveau

Natürlich ist die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners eine etwas unglückliche Angelegenheit. Es geht dem Papst aber um die so wichtige Einheit der Kirche. Das sollten alle einmal begreifen - auch Frau Merkel.

Merkels Reaktion kann ich nicht nachvollziehen und finde sie deutlich überzogen. Sie stellt sich damit auf das nivellierte Niveau ewig kreischender Papst-Kritiker wie Eugen Drewermann oder Uta Ranke-Heinemann, die immer nur auf die beste Gelegenheit warten, um sich bemerkbar zu machen. Merkel aber sollte sich lieber um die Durchsetzung christlicher Werte in der Sozial- und Familienpolitik, vor allem des Rechts auf Leben, sorgen. Da liegt so einiges im argen.

Martin Saumer, Berlin

 

 

Zu: "Aus väterlicher Einfühlsamkeit" von Georg Alois Oblinger, JF 7/09

Nicht zu Fall zu bringen

In vielen Äußerungen der letzten Wochen mußte man maßlose, ja haßgeladene Kritik am Papst lesen oder hören, die sich am Begriff "unfehlbar" entzündet, als würde die römisch-katholische Kirche für alle Äußerungen des Papstes "Unfehlbarkeit" beanspruchen.

Das sogennannte "Unfehlbarkeitsdogma" aus dem Jahre 1870 beansprucht verbindliche Geltung von Lehren "der Sitte und des Glaubens" für die römisch-katholische Kirche, wenn sie vom Papst in einem förmlichen Akt vom päpstlichen Amtsstuhl aus ("ex cathedra") als Dogma verkündet werden.

Authentisch und daher allein maßgeblich ist der lateinische Begriff "infallibilis", das heißt "unumstößlich" (ganz wörtlich: "nicht zu Fall zu bringen") und bedeutet "verbindlich" innerhalb der katholischen Kirche. (Eine Kirche, die ihre Lehren für unverbindlich erklärt, würde allerdings besser zu vielen Vorstellungen unserer Zeit passen ...)

Hans-Georg Gladitsch, Bad Salzuflen

 

Die Einheit sichern

Die Aufhebung einer Exkommunikation ist eine kirchenrechtliche Handlung. Sie ermöglicht dem Begünstigten, wieder am Glaubensleben der Kirche teilzunehmen. Dies gilt für kluge wie für törichte katholische Christen. Bei Richard Williamson handelt es sich um einen katholischen Priester, der von dem abtrünnigen Kardinal Lefebvre zum Bischof geweiht worden ist. Diese Weihe ist nach katholischem Kirchenrecht unwirksam. Wenn Williamson in den Medien durchweg als "Bischof" tituliert wird, dann wird der Eindruck erweckt, daß es sich um einen Amtsträger der katholischen Kirche handelt, was nicht zutrifft.

Ziel der Aufhebung der Exkommunikation war es, eine Brücke zu der von Kardinal Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St.Pius X. zu bauen. Sie diente der Beseitigung eines sich verfestigenden Schismas. Die Sicherung der Einheit der Kirche zählt zu den wichtigsten Aufgaben des Papstes.

Friedrich-Wilhelm Siebeke, Mettmann

 

Unglaubliche Anmaßung

Der Zentralrat der Juden in Deutschland fordert den Vatikan auf, daß er - wenn er einen katholisch-jüdischen Dialog fortführen will - die Piusbruderschaft nicht wieder aufnimmt. Daß sich Glaubensgemeinschaft A herausnimmt, Glaubensgemeinschaft B vorzuschreiben, wer bei ihr Mitglied sein darf und wer nicht, ist schon eine unglaubliche Anmaßung. Man stelle sich einmal vor, der Papst würde der jüdischen Glaubensgemeinschaft vorschreiben, wer dort wo Mitglied sein darf.

Christian Spernbauer, Leimen

 

 

Zur Kurzrezension: "Europa anthropologisch", JF 7/09

Richtigstellung

In der Besprechung meines Buches "Anthropologie Europas. Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart" (Ares Verlag, Graz 2008) schreibt Ihr Rezensent, ich hätte im referierenden Teil des Buches über die heutige Bevölkerung der europäischen Länder "durchweg" auf Bilder aus der Zeit vor 1945 zurückgegriffen. Richtig ist, daß von den 239 Typenfotos in diesem Teil des Buches 117 älter als von 1945 sind, also weniger als die Hälfte. Die meisten Bilder sind jüngeren Datums. Ich möchte das hier richtigstellen, weil die Behauptung Ihres Rezensenten geeignet ist, Vorurteile über mein Buch zu fördern.

Andreas Vonderach, Oldenburg

 

 

Zu: "'Ich bin enttäuscht'", Interview mit Artur Brauner, JF 7/09

Aufschlußreiche Ergänzung

Zur Abrundung Ihres verdienstvollen Interviews mit dem Filmproduzenten Brauner sei mir eine möglicherweise aufschlußreiche Ergänzung erlaubt.

Als Beitrag zu der Befreiungsdebatte rund um den 8. Mai 1995 hatten Intellektuelle und Politiker aller Parteien durch Inserate "Gegen das Vergessen" gefordert, bei aller Befreiungseuphorie nicht zu vergessen, daß dieses Datum 1945 zugleich für neue Unterdrückung östlich des Eisernen Vorhangs und für den Vertreibungsterror im deutschen Osten steht.

In einer Gegenanzeige versuchte dann Brauner, mit Naziverbrechen gegen Vertreibungsverbrechen aufzurechnen, welche eigentlich eine unvermeidbare Kriegsfolge seien, "die bei jedem humanen und politisch integer denkenden Menschen auf Verständnis stößt". Definiert man Humanität mit Werner Bergengruen als "Ehrfurcht vor allem, was ein menschliches Antlitz trägt", dann ist Brauner vielleicht eine Art Nationalist, aber kein Humanist.

Dr. Heinz Nawratil, Friedberg

 

 

Zu: "Verkaufsschlager oder Altpapier" von Richard Hausner, JF 7/09

Zuerst den Zentralrat gefragt

Wie weit die Freiheit in einem Land geht, bestimmt immer noch der Staat. Sollte das Volk nicht eigentlich den Staat bilden? Scheinbar hat er sich von uns losgelöst und macht nur noch, was er für richtig hält! Sehr interessant ist es, daß die Herausgeber von Zeitungszeugen keine Genehmigung bei der "Obrigkeit" eingeholt haben, sondern zuerst den Zentralrat der Juden um Erlaubnis gefragt haben. Nachdenken erwünscht!

Fraglich ist nur, ob es dem Verleger um die Aufarbeitung der Geschichte geht, was in Deutschland schon seit 60 Jahren intensiv betrieben wird, oder einfach nur um den Profit? Bedauerlicherweise kann man mit Adolf Hitler heute immer noch gutes Geld verdienen.

Adrian Kaida, Mechernich

 

 

Zu: "Dreißig Jahre islamische Revolution und die Folgen" von Christian Dorn, JF 7/09

Anti-islamischer Reflex?

Man muß sich schon wundern: Entweder verfügt der JF-Autor über Spezialinformationen über den Iran, oder der Artikel ist einfach nur ein weiteres Beispiel für einen anti-islamischen Reflex, der es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt. Der Vergleich der islamischen Revolution in Iran mit dem bolschewistischen Terror Lenins stinkt einfach zum Himmel und entbehrt jeder Grundlage. Wenn der Autor das "multikulturelle Persien" als positives Gegenstück zum "muslimischen Gottesstaat" sieht, fragt man sich als Leser wirklich, wann denn endlich einmal auch das "multikulturelle Deutschland" in der JF gelobt wird.

Zudem weiß Dorn, daß "die Mullahs nur allzu gern die Atombombe hätten". Hat ihm das irgendein Neocon aus den USA eingeflüstert? Oder woher weiß Dorn über Dinge, die bis heute sogar bei der Internationalen Atomkonferenz umstritten sind - und warum druckt die JF so was dann auch noch?

Vielleicht gibt sich Dorn die Antwort selbst, wenn er im letzten Satz neben Jimmy Carter und der "iranischen Bevölkerung" auch noch Zbigniew Brzezinski erwähnt, jenen US-Politikwissenschaftler, der die USA als einzige und zentrale Ordnungsmacht im Nahen und Mittleren Osten sieht. Man will sich ja gar nicht ausmalen, wie die JF einen eventuellen Krieg gegen den Iran kommentieren wird ...

Manuel Ochsenreiter, Berlin

 

 

Zu: "Forschung auf Bestellung" von Hans Joachim von Leesen, JF 7/09

Weit über 200.000 Tote

Man hat den Eindruck, daß eine "Nullserie" an der Arbeit ist: nachgewachsene, dem Zeitgeist angepaßte "Historiker" der Political Correctness, die von der Realität offenbar keine Ahnung haben. 270 Zeitzeugen von Tieffliegerangriffen - ich habe sie als 14jähriger auch selbst erlebt -, aber die Historikerkommission möchte sie offenbar nicht wahrhaben, man sucht nach der Munition (nach 64 Jahren!).

Die Zahl der Todesopfer des Bombenterrors, von der wir damals, etwa März 1945 hörten, lag bei 230.000. In einem Gedächtnisprotokoll des Oberstleutnant Matthes aus dem Führerhauptquartier wurden insgesamt 248.000 Tote angegeben (darunter 168.000 nicht mehr identifizierbare, verstümmelte und verbrannte Leichen).

Im Bericht des Befehlshabers der Ordnungspolizei vom 22. März 1945 wird festgestellt, daß bis zum 20. März 1945 insgesamt 202.040 Tote geborgen wurden, aber deren Zahl wahrscheinlich auf 250.000 Tote ansteigen wird.

Im Report des Internationalen Roten Kreuzes wird die Zahl der Toten mit 275.000 angegeben.

Prof. Dr. Egon Kunze, Bergisch Gladbach

 

 

Von Jahr zu Jahr weniger

Von Jahr zu Jahr und von Kommission zu Kommission werden es weniger Opfer der Luftangriffe auf Dresden. Wenn wir uns noch etwas gedulden, hat es die Luftangriffe vom 13./14. Februar 1945 niemals gegeben.

Dieter Leykauf, Nürnberg

 

 

Zu: "Leuchtender Lobbyismus" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 7/09

Glühbirne für die Raumheizung

Völlig unberücksichtigt bleibt bei der Abschaffung der Glühbirne, daß ihre Wärmeentwicklung gerade in den dunklen Wintermonaten zur Raumheizung beiträgt - sicher nicht viel, aber "auch Kleinvieh macht Mist", der bei "kalten" Energiesparlampen von der Heizung erbracht werden muß.

Der gesamte "Klimaschutz" (noch kürzlich schützte sich der Mensch vor dem Klima, heute will er das Klima vor sich schützen!) ist ein gigantisches, weltweites Förderprogramm für die Industrie, für das jeder einzelne in Haftung genommen wird und sich als braver Bürger auch nehmen läßt. Das kann auch als Alibi für ständiges Wachstum herhalten und ist völlig gefahrlos für die Umweltscharlatane, die, falls es trotz aller Bemühungen doch wärmer wird, immer behaupten können: Was meint ihr, Leute, wie warm es erst ohne unsere weisen Maßnahmen wäre!

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zur Meldung: "Brandserie: Polizisten fordern mehr Personal", JF 6/09

Parken im rechtsfreien Raum

Am 14. Dezember letzten Jahr wurde auch auf mein Auto ein Brandanschlag verübt. Als ich meinen Unmut auch bei der Polizeidienststelle äußerte, entgegnete der den Fall bearbeitende Polizist nur: "So ein Auto parkt man nicht in dieser Gegend." Also gibt es wahrscheinlich einen rechtsfreien Raum in Berlin ähnlich wie die Bronx in New York.

Alexander Moser, Herzebrock-Clarholz

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