© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/09 27. Februar 2009

Kolumne
Erst ruinieren, dann abkassieren
Rolf Stolz

Auch wenn unsereiner am liebsten dem Wahlvolk die verstopften Ohren freikärchern und langziehen möchte – eine Regierung wie die hiesige und jetzige hat kein Volk der Welt verdient. Die Schröder-Fischer-Jahre waren schlimm genug – Sozialabbau und Multikulti-Verantwortungslosigkeit im Innern (pro Islam, contra Abendland), Kriegführung im US-Auftrag am Hindukusch. Nur: Unter der Koalition der Hilfswilligen ist nichts besser geworden und einiges noch miserabler. Dem Volk wird mit heißer Luft („Konsumgutscheine“) geholfen, während man sich selbst und den Großspendern unter Aufbietung aller Steuergelder hilft.

Frankreich fördert den Absatz der eigenen Industrie und schießt nur bei umweltfreundlichen Autos Geld dazu; Merkel sponsert mit der Abwrackprämie auch ausländische Autoproduzenten und bezuschußt antiökologische Abgasschleudern – gelobt aus Brüssel vom ehrenwerten Herrn und einstigen maoistischen Genossen Barroso für ihren Internationalismus. Während Obama immerhin die Managergehälter der staatlich geförderten Firmen auf 500.000 Dollar pro Jahr begrenzen will, salbadert „unsere“ Regierung von freiwilliger Selbstkontrolle der Großverdiener und wirft gleichzeitig ohne die mindeste (Selbst-)Kontrolle Milliarden den Finanzhaien der Großbanken und Kapitalsammelfonds in den Rachen.

Hatte Karl Marx unrecht, als er im „Kapital“ beschrieb, wie die Kapitalbesitzer die Arbeitenden drängen, sich immer mehr zu verschulden, und so mit wachsenden Zinsgewinnen der einen und wachsender Verelendung der anderen unweigerlich die nächste Konkurswelle erst bei den Banken und dann in der Gesamtwirtschaft erzeugen? Genau diese Entwicklung auf Kosten des Volkes vollzieht sich jetzt erneut durch Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste. Amerika macht es vor: Während die Vorstandsmitglieder der 500 größten US-Unternehmen 1990 bis 2005 ein Plus von 300 Prozent bei ihren Bezügen hatten, stiegen im gleichen Zeitraum die Gewinne um rund 100 Prozent, die Löhne um 4,3 Prozent. John Thain, Vorstandsvorsitzender von Merrill Lynch, sorgte für den Verkauf seiner Firma an die Bank of America (20 Milliarden Dollar Staatshilfe!), genehmigte sich für sein Büro eine persönliche Toilettenschüssel für 35.000 Dollar und forderte einen Sonderbonus von 30 Millionen. Immerhin: Man hatte genug von ihm und von seinesgleichen und setzte ihm den Stuhl vor die Tür. Was wird aus unseren John Thains?

 

Rolf Stolz war Mitbegründer der Grünen und lebt heute als Publizist in Köln.

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