© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/09 27. Februar 2009

Meldungen

Polen „1968“ und die „andere“ Vertreibung

STUTTGART. Die polnische unterscheidet sich von der deutschen Judenfeindschaft dadurch, daß ihr ein Fortleben nach 1945 beschieden war. Die Ortschiffre „Kielce“ (JF 43/06) verweist auf diese Nachkriegs-Pogrome, und „1968“ steht beim Nachbarn nicht für „Studentenproteste“ sondern für eine zweite „antisemitische Welle“, deren Ursachen und Verlauf Hans-Christian Dahlmann in den Jahrbüchern für Geschichte Osteuropas (4/08) thematisiert. Dabei stützt er sich auf die aus dem Material der nach 1990 geöffneten Archive erarbeiteten Untersuchung von Dariusz Stola, die 2000 gleichzeitig mit dem wichtigsten deutschen Beitrag, Beate Kosmalas „Die Vertreibung der Juden aus Polen 1968“, erschienen ist. Anlaß für die „antizionistische Kampagne“ war der Sechs-Tage-Krieg 1967, und organisiert wurde sie natürlich von der Kommunistischen Partei Polens. Ihren massenwirksamen Höhepunkt erreichte sie im März 1968, ihren Abschluß erst 1971, als die letzten der 15.000 polnischen Juden, darunter 500 Wissenschaftler, das Land verlassen hatten. Die große Resonanz der antijüdischen Propaganda erkläre sich nicht nur aus althergebrachten Dispositionen des „kulturellen, ökonomischen und religiösen Antisemitismus“, sondern paradoxerweise auch aus einem „neuen kommunistischen Antisemitismus“, der sich aus der Überzeugung speiste, „der kommunistische Apparat sei von Juden dominiert“, die vor allem für die „stalinistischen Verbrechen“ Verantwortung trügen. Der „Mann auf der Straße“ sei in Polen 1968 überzeugt gewesen, „80 Prozent der politischen Funktionselite Polens seien Juden“.

 

Physikunterricht: Lehrer ohne spezielle Ausbildung

BAD HONNEF. Wirtschaftskrise hin oder her, die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) blickt bereits wieder nach vorn und sorgt sich um den Nachwuchs – insbesondere naturwissenschaftlich mangelhaft ausgebildete Fachkräfte, was „die Wirtschaft künftig Innovationkraft und Umsatz kostet“, wie DPG-Präsident Gerd Litfin mahnt. Schuld daran sei vor allem der schulische Unterricht, der infolge des Lehrermangels zunehmend von „Quer- und Seiteneinsteigern“ getragen werde. Von 2002 bis 2007 waren sogar 45 Prozent der Physik-Referendare für die gymnasiale Oberstufe Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium (Physik konkret, 2/09). In Nordrhein-Westfalen führe diese Praxis sogar soweit, daß Lehrkräfte ohne jegliches Physikstudium „zur bloßen Abdeckung der Unterrichtsstunden“ eingesetzt würden. „Solcher Schmalspur-Unterricht schafft es niemals, bei jungen Menschen jene Neugier für Naturwissenschaften zu wecken, die wir so dringend brauchen“, so Litfin. Die DPG sei bereit, sich an dringend notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen dieser Lehrkörper zu beteiligen.

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