© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/09 06. März 2009

Kampf ums „Outfit“
Ausgeplündert
Curd-Torsten Weick

Die linke Szene ist in Aufruhr. Die taz titelt „Neonazis plündern linke Subkultur“ und Joshi, linker Skatepunk („ZSK“) und Betreiber der Kampagne „Kein Bock auf Nazis“ erklärt in der Jungle World, „sofort einen Anwalt für Markenrecht eingeschaltet“ zu haben. Die Nerven liegen blank. Nicht, daß die extreme Rechte nun schon seit langem das „Outfit“ der Linksextremen für sich entdeckt hat und sowohl die Antifa als auch die Polizei zur Verzweiflung treibt. Nein, nun will sich ein „Rechter“ den Begriff „Hardcore“ als (Kleidungs)-Marke schützen lassen. Im Fokus: Timo Schubert, Inhaber der Firma „Der Versand“ (www.derversand.de). Schon tobt der Kampf hinter den Markenrechts-Kulissen. Denn sollte Schubert „durchkommen, wäre das für die Szene eine Katastrophe“ (keinbockaufnazis.de). Eine Katastrophe, wie die berühmten Chaos-Tage im Juli 1983. Unter dem Motto „Die Wende – Punks und Skins united!“ wollten sich damals die Hardcore-Kulturen auf Hannovers Straßen versöhnen. Das ging deutlich in die Hose. Kein Wunder. ’83 waren „rechte“ und „linke“ Subkulturen noch unterscheidbar. Nun aber verschwimmt alles. Leidtragende sind die Beamten, die im Dickicht von vereinten „Outfits“, Codes und Chiffren den Überblick über Gut und Böse verlieren.

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