© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/09 20. März 2009

Frisch gepresst

Arme Jungs. Seit vielen Jahren gilt die Förderung der Mädchen in Schule und Beruf als politisch opportun, da man damit gegen diskriminierende „Rollenbilder“ vorgehe. Trotz vieler mit ordentlich Staatsknete protegierter Projekte aus der Kategorie „Girls’ Day“ haben sich zwar die Frauenquoten der Fliesenlegerinnen (4 Prozent) ebensowenig wie die der Floristinnen (96 Prozent) verändert, und auch die Ungleichheit von Frauen- und Männerngehältern konnte kaum korrigiert werden. Auffällig ist immerhin, wie wenig Berücksichtigung  die Belange von Jungen mittlerweile finden – mit fatalen Auswirkungen, wie der Publizist Arne Hoffmann warnt. Häufiges Schulversagen oder zunehmende soziale Auffälligkeit griffen um sich, Hand in Hand mit einer allgemeinen Verwirrung über das richtige Rollenmodell, in das die heranwachsenden YX-Chromosomenträger nun schlüpfen sollen. Seinen Weckruf bereichert Hoffmann sogleich mit einem „10-Punkte-Sofortprogramm“ zur Umkehr (Rettet unsere Söhne. Wie den Jungs die Zukunft verbaut wird und was wir dagegen tun können. Pendo Verlag, München 2009, gebunden, 208 Seiten, 16,95 Euro).

Spieler. Vom Tellerwäscher zum Multimillionär und wieder zurück, so läßt sich Klaus F. Schmidts Schicksal zusammenfassen. Anschaulich schildert der frühere Unternehmer – mit der Entwicklung eines bekannten Trinkwassersprudlers reich geworden – seinen Einstieg in die Welt der Casinos, der ihn letztlich in den privaten und finanziellen Ruin getrieben hat. Seine pathologische Spielsucht an vielen Roulette-Tischen offenbarend, wurde er seitens der Spielbankbetreiber sogar noch zusätzlich animiert, weswegen er in einem spektakulären Verfahren gegen die Bremer Spielbank deren Mitverantwortung gerichtsfest machen wollte. Sowohl von Fortuna als dann auch von Justitia verlassen, arbeitet Schmidt sein Spielerleben nun biographisch auf, um gleichzeitig gegen den offiziellen Profiteur der Spielsucht in Gestalt des Staats zu Felde zu ziehen („Nichts geht mehr“ – Vom Sodastream-Multimillionär zum Hartz-IV-Empfänger. Verlag Mankau, Murnau 2009, broschiert, 213 Seiten, 12,95 Euro).

Berlin. In seiner zehnten, aktualisierten Ausgabe des illustrierten Großwerks über „die neue und historische Hauptstadt“ hat der auf Bildbände spezialisierte Ziethen Panorama Verlag rechtzeitig zum Jahrestag des Mauerfalls seinen besonderen Beitrag geliefert. Mit einem Vorwort des zuletzt im Pariser Kabinett von Lionel Jospin als Bildungsminister tätigen Jack Lang versehen, bieten die Hochglanzbilder eine einnehmende fotografische Bilanz der Stadtentwicklung (Horst Ziethen, Hrsg.:  Berlin und Potsdam im Farbbild. Bad Münstereifel 2009, 89 Seiten, gebundenes Großformat, 19,50 Euro).

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen