© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/09 27. März 2009

Meldungen

Wirtschaftsjournalisten mit schuld an der Krise

KARLSRUHE. Der Philosoph Peter Sloterdijk ist vom Ausmaß der Weltfinanzkrise nicht überrascht. Seit langem habe er gemahnt, daß unsere Weltkonstruktion „auf Krediten bei der Zukunft beruht“, und vor Schneeballsystemen gewarnt, „die dem Selbstbetrug von Zinsenjägern zugrunde liegen“. Zudem gebe es viele, „die den Inflationsschwindel bemerkt hatten“ und seit Jahren vorhergesagt haben, was aktuell geschieht, sagte der Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe dem Manager Magazin. Versagt habe die Presse, denn „die Wirtschaftskommentatoren sind großteils ‘eingebettete Journalisten’ – sie schreiben dem Tagesbefehl gemäß und ziehen mit ihrer Truppe ins Feld. Für sie wären Argumente gegen den Mainstream beruflicher Selbstmord“, so Sloterdijk. „Die Handelnden auf dem Gebiet der Finanzmarktspekulation leben völlig außerhalb der Hörweite der analytischen Intelligenz. Sie sind von ihren Spielen berauscht und haben keine freien Kapazitäten für alternative Gedanken.“ Schuld sei auch nicht die „Gier“, sondern das Billigkreditsystem: „Wenn die Zentralbanken kostenloses Geld ausspucken, wäre es für echte Global Player ruinös, es nicht zu nehmen.“

 

Vergebliches Hoffen auf einen Impuls aus Asien

BERLIN. Der Makroökonom Sebastian Dullien glaubt nicht, daß das chinesische Konjunkturpaket von 4,1 Billionen Yuan (Renminbi/480 Milliarden Euro) den ungebremsten Absturz der Weltwirtschaft aufhalten kann. „Ein beträchtlicher Teil der Ausgaben war ohnehin geplant und ist somit kein zusätzlicher Impuls“, schrieb der Professor von der Berliner FH für Technik und Wirtschaft in der Financial Times Deutschland. „Außerdem rechnet die chinesische Regierung in ihr Konjunkturpaket die steigende Kreditvergabe der staatlichen Geschäftsbanken hinein.“ Er rechne daher nur mit einem Nettoimpuls von knapp 1,5 Billionen Yuan (etwa 170 Milliarden Euro) über zwei Jahre. Die geplanten Ausgaben für die chinesische Infrastruktur und den inländischen Konsum bedeuteten auch, daß „die Importe Chinas vor allem aus den USA und Europa nur wenig zulegen werden. Baumaterialien kommen vor allem aus dem Inland, bestenfalls noch aus den asiatischen Nachbarländern.“

 

„Umweltprämie“ fördert  die Auto-Importeure

Eschborn. Bis zum 19. März sind im Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) 286.942 Anträge auf Gewährung der 2.500 Euro hohen Abwrackprämie für Altautos eingegangen. „Bei der Berechnungsgrundlage von 600.000 möglichen Anträgen können noch 313.058 Anträge gestellt werden“, teilte das BAFA mit. Wegen der hohen Nachfrage werde ein neues Antragsverfahren eingeführt: „Wer ein neues Auto gekauft hat, wird ab dem 30. März 2009 den Antrag auf Gewährung der Umweltprämie mit Vorlage der Kopie eines rechtsverbindlichen Kaufvertrages beim BAFA stellen können und sich damit einen Platz in der Bearbeitungsschlange reservieren können.“ Unions- und SPD-Politiker haben eine Verlängerung der Abwrackprämie angeregt. Zu den Hauptprofiteuren gehörten laut Kraftfahrtbundesamt die Fahrzeuge Škoda Fabia, Hyundai i30, Toyota Yaris, Suzuki Swift, Fiat Panda sowie der in Südamerika produzierte VW Fox.

 

Zahl der Woche

750 Milliarden Dollar
will die US-Notenbank Fed zusätzlich aufwenden, um den Banken riskante forderungsbesicherte Wertpapiere abzukaufen. Zudem sollen für 300 Milliarden Dollar langlaufende US-Staatsanleihen und für nun 200 Milliarden Dollar US-Immobilienpapiere aufgekauft werden.

(Quelle: www.federalreserve.gov)

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