© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/09 10. April 2009

Leserbriefe

Zu: „‘Ich hab sie einfach gern, die CDU’“ von Dieter Stein, JF 14/09

Es sollte Ehrensache sein

Brodkorb ist verantwortlicher Redakteur der Internetplattform Endstation Rechts, eines Projekts „gegen Rechtsextremismus und über Rechtskonservatismus“. Aber dies ist eben tatsächlich kein Portal wie alle die anderen, die zur tumben Hatz auf alles „Rechte“ blasen – hier wird sorgfältig differenziert.

Unter Brodkorbs Aufsätzen ist einer besonders gelungen: „Der metaphysische Nazi“. Er analysiert nicht nur das aus der mittelalterlichen Inquisition übernommene Verfahren, einen Verdächtigen unabhängig vom Ergebnis der Untersuchung für schuldig zu erklären, und erläutert die Gefährlichkeit dieses Verfahrens für die Gesellschaft; er macht auch deutlich, wer die eigentlichen Profiteure dieser Hetzjagd sind: CDU und CSU. Denn sie wollen um jeden Preis verhindern, daß rechts von ihnen eine demokratische Partei entsteht.

Was die CDU angeht, so sollte es Ehrensache für jeden konservativen oder rechten Deutschen sein, diese Partei niemals (wieder) zu wählen. Was muß eigentlich noch geschehen, bis es endlich zur Gründung einer demokratischen Rechtspartei in Deutschland kommt?

Gerhard Vierfuß, Oldenburg

 

 

Zu: „CSU nimmt Freie Wähler ins Visier“ von Marcus Schmidt, JF 15/09

Die „Freien“ werden interessant

Diese Reaktion ist typisch für die Politiker unserer Zeit und unseres Landes. Statt sich konkret mit dem politischen Gegner auseinanderzusetzten und mit Gegenargumenten zu kontern, wird flugs die „rechte Keule“ rausgeholt. Frei nach dem Motto: „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.“ Doch der Bürger läßt sich immer weniger für dumm verkaufen und wird schon wissen, was er von den Äußerungen der großkopferten CSUler und ihrer Steigbügelhalter in den Medien zu halten hat. Die „rechte Keule“ ist im Laufe der Zeit wenig schlagkräftig geworden, auch wenn unsere Weltverbesserer immer noch in ihren Träumen schwelgen. Durch solche Aktionen werden die Freien Wähler jedenfalls auch für Leute interessant, welche sich bisher von ihnen noch distanziert haben.

Dietz Kippschull, Wülfrath

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Die Rente ist sicher“, JF 14/09

Beamte zahlen keine Beiträge

Der Schweizer Renten-Fachmann Ulrich Grete hat völlig recht mit seiner Behauptung, daß die Politiker sich vorrangig um ihre Machterhaltung kümmern und das Volk so vertreten, wie Zitronenfalter Zitronen falten. Unsere Rentenbeiträge sind längst für andere Dinge verbraten, und das System der Umlagerung funktioniert nicht. Doch der größte Skandal dieser Causa wurde in keinem der Beiträge erwähnt, nämlich daß die unkündbare Beamtenschaft keine Beiträge bezahlt und im Alter vom Normalbürger zweiter Klasse erhalten werden muß.

Peter Christian Vogl, Salzburg

 

Renten und Militäreinsätze

Die BRD beteiligt sich an teuren militärischen Aktionen, die kaum Aussicht auf Erfolg haben. Der Ausspruch von Verteidigungsminister Struck: „Wir beteiligen uns am Hindukusch!“ ist für mich und viele andere Mitbürger nicht nachvollziehbar, weil die dort lebenden Menschen uns gar nicht haben wollen. Warum respektiert man das nicht? Sind durch staatliches Mißmanagement bei der Bereitstellung von Geldmitteln für Projekte, für die der Bürger kaum noch Verständnis aufbringt, unsere Renten nicht mehr so sicher, wie es Blüm mal gesagt hatte?

Die eingesparten Gelder für diesen Militäreinsatz könnten zum Beispiel für stärkere Grenzkontrollen eingesetzt werden, um den Opiumhandel einzudämmen. Dann brauchten nicht schon wieder deutsche Mütter ihre Söhne zu beweinen.

Wir bringen das vermeintliche Heil in alle Welt, aber unseren Rentnern wird gesagt, daß wegen ihrer höher gewordenen Lebenserwartung die Kassen leer sind! Die Ebbe in der Staatskasse hat viele Gründe. Mit der Abkehr von der D-Mark, dem Europa-Wahn und der grenzenlosen Freizügigkeit fing alles an. Die global players haben den Rest besorgt.

Wen soll man demnächst wählen? Wenn man sich doch noch zum Urnengang aufraffen würde – diese Regierungsmannschaft sicher nicht!

Paul Gerhardt, Gardelegen

 

 

Zu: „‘Ich hab sie einfach gern, die CDU’“ von Dieter Stein, JF 14/09

Arrogant und rücksichtslos

Die Tatsache, daß Martina Krogmann nie ein Direktmandat für sich erringen konnte, wundert mich nicht – ist sie doch in erster Linie Karrierefrau und als Politikerin ungeeignet! Fragen bezüglich des „Falles Rohbohm“ beantwortet sie, außer zu Beginn der Kampagne („unerträgliches braunes Gedankengut“), entweder gar nicht oder mit Verweis auf Hinfälligkeit des Falls für sie. Nicht einmal Mut zur politischen Auseinandersetzung zeigt sie; so verweigert sie jegliche Stellungnahme zu Brodkorbs Brief. Daraus spricht für mich nur Arroganz und Rücksichtslosigkeit. Bis heute hat sie kein konkretes Zitat ihres Parteikollegen angeführt. Traurig, aber bezeichnend für den neuen Unionsgeist.

Olaf Müller, Berlin

 

 

Zu: „Kosmetik ohne Tierversuche“ von Volker Kempf, JF 14/09

Nur sehr geringer Fortschritt

In dem Beitrag wird zu Recht auf Unwägbarkeiten und Schlupflöcher bei der Einschränkung der Tierversuche für Kosmetika hingewiesen. Sieht man genauer hin, so ist nur ein sehr geringer Fortschritt durch die EU-Regelung festzustellen. Denn die Kosmetik-Richtlinie bedeutet keineswegs, daß die Tierversuche in der Kosmetikindustrie beendet werden, denn bis zu 90 Prozent der in Kosmetika eingesetzten Substanzen werden auch in anderen Bereichen verwendet, unterliegen also den gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen. Nur Substanzen, die ausschließlich in Kosmetikerzeugnissen verwendet werden, brauchen nach dem 13. März 2013 nicht mehr mittels Tierversuchen geprüft werden.

Edgar Guhde, Düsseldorf, Politischer Arbeitskreis für Tierrechte in Europa e.V.

 

 

Zu: „Ein Selbstbetrug als Rettung vor der Wirklichkeit“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 14/09

Aus täglicher Erfahrung

Mir scheint, bei der Ursachenforschung für ausländerfeindliche Tendenzen unter Jugendlichen wird übersehen, daß diese Gruppe, und schon gar die Hauptschüler, zwangsweise ihre täglichen Erfahrungen mit „kultureller Bereicherung“ machen. Wetten übrigens, daß jetzt die Forderungen nach einer Herabsetzung des Wahlalters leiser werden?

Andreas Mahr, Hamburg

 

Mißbrauch ahnungsloser Kinder

Die vorliegende Studie attestiert diesen politisch völlig unbedarften Kindern eine bedenkliche Rechtslastigkeit, ja Rechtsextremismus.

Man möchte gerne die gesamte Befragung der Studie kennen. Aus den wenigen durchsickernden Fragestellungen allein aber wird schon ersichtlich, daß hier aus den Antworten politisch unmündiger Kinder auf untaugliche Fragen ungeheuerliche hochpolitische, diffamierende „Erkenntnisse“ gezogen werden. Auf solche Art stößt man eine weitere Generation, nunmehr die eigenen Kinder, in tiefe Verstrickung und unter das Joch einer unermeßlichen „Verantwortung“, die von diesen unmöglich ohne Schaden getragen – ja, nicht einmal verstanden – werden kann.

Es schwimmt sich bequem und vorteilhaft auf der Woge des „Kampfes gegen Rechts“, absurd genug. Aber diese Art schamlosen Opportunismus nunmehr bedenkenlos auf den zu schmalen Schultern politisch ahnungsloser Kinder und Enkel auszuleben, ist nicht mehr nur absurd. Es ist zynisch und – bei Licht betrachtet – geradezu kriminell.

Klaus Schwabe, Seeshaupt

 

 

Zum Leserbrief: „Nicht in die Insolvenz mobben“ von Karl Manczak, JF 14/08

Waren wir weniger wert?

Mit den Themen „Rettung von Arbeitsplätzen, Erfahrung und Wissen von Technikern, Kosten für die Seuerzahler“ kann man wohl immer punkten – in diesem Fall beim Problem Opel. Nun ist Opel aber kein Einzelfall, und da stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien soll der Staat eingreifen, um ein Unternehmen zu retten? Allein die Namen der Firmen, die in den vergangenen Jahren in Konkurs gingen, würden Bände füllen.

Auch als unsere Firma vor fast zwei Jahren Insolvenz beantragte, kam keine rettende Hand von oben. Auch bei uns als einem der laut Kundenumfragen besten deutschen IT-Dienstleister ging Wissen und langjährige Erfahrung verloren. Nur waren es bei uns eben „nur“ 500 bis 600 Mitarbeiter, die auf der Straße saßen – aber waren wir weniger wert als Opel-Mitarbeiter?

Klaus Reichel, Forchheim

 

 

Zu: „Ausverkauf des Deutschen“ von Thorsten Thaler, JF 14/09

Deutsche Sprache voran!

Die neue „Anti-Sale-Aktion“ der Deutschen Sprachwelt ist generell zu begrüßen. Es ist nur traurig, daß immer mehr Geschäftsleute sich von den Anglizismen anstecken lassen, statt bei Werbung ihrer Muttersprache Deutsch den Vorrang zu geben. Vor allem sollte man nicht vergessen, daß viele ältere Bürger kaum des Englischen kundig sind und man ihnen mit der englischen Werbung keinen Gefallen tut. Schließlich leben wir ja immer noch in Deutschland und nicht im englischsprechenden Ausland!

Georg Kitowski, Bochum

 

 

Zu: „Wachsende Bereitschaft zur Verharmlosung“ von Christian Vollradt, JF 14/09

Nicht verklären, aufklären

Auch ich habe 30 Jahre in der DDR – unprivilegiert, also normal unauffällig – gelebt und bin nach christlichen Anschauungen im Elternhaus geprägt worden. Aber auch ich habe damals fast nichts gegen diesen allumfassenden, undemokratischen Unrechtsstaat getan, denn ich war zwar im Denken politisch oppositionell, aber nicht aktiv. Sellering äußert hier seine Meinung, die auch durchaus einem Teil DDR-stämmiger Mitbürger eigen ist. Es ist ein ostalgisch verklärter, oberflächlicher Blick, wie ihn die Ost-Linken gern vermitteln. Dieser Blick ist fast immer bei denen festzustellen, die in der DDR sehr aktiv oder politische Mitläufer waren und sich mit dem System identifiziert und arrangiert hatten.

Gewisse angebliche „Qualitätsvorteile“ zum parlamentarisch-demokratischen Rechtsstaat im Bildungssystem und Fragen der inneren Sicherheit sind systembedingt ursächlich und wirken doch nur wie äußere Kosmetik. Das DDR-Bildungssystem war diktatorisch und diente natürlich der Heranbildung regimetreuer Bürger. Wer seine eigene Persönlichkeit entwickeln wollte und somit eventuell nicht absolut systemkonform war, wurde kleingemacht und -gehalten (eigene Erfahrung). Diese DDR und alle kommunistischen Systeme sind für Menschen, die Diktaturen nicht gut kennen, tiefgründig schwierig zu verstehen, aber dennoch durchaus möglich bei umfassenden, genauen Recherchen.

Ich bin gegen Verteufelung der DDR, aber noch viel mehr gegen derartige Verharmlosung. Nicht Verklärung, sondern umfassende Aufklärung tut not. Wer das nicht will, muß mit Widerspruch rechnen.

Andreas Philipp, Großbeeren

 

 

Zu: „Pankraz, Jakob Böhme und das unordentliche Gefühl“, JF 14/09

Eros kann nur erlebt werden

Einfach großartig, wie Pankraz hier die vollkommen lebensfremden und allzu rationalen Ansichten Prechts in bezug auf die Liebe mit rationalen Mitteln ad absurdum führt und dabei zeigt, daß das Wesen des eben im wahrsten Sinne des Wortes all-umfassenden Eros nie mit dem Intellekt begriffen, sondern nur erlebt werden kann. Oder um es mit den Worten Oscar Wildes auszudrücken: „Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes.“

Frank Fojtik, Heidenheim

 

 

Zu: „Totalitäre Arbeitswelt“ von Jürgen Liminski, JF 14/09

Doppelbelastung macht krank

Man kann Haus- und Erziehungsarbeit durchaus einschätzen: Eine Familienhelferin braucht für einen Sechs-Personen-Haushalt mindestens zwölf Stunden pro Tag. Wenn man die Nacht als „Bereitschaftsdienst“, zu einem Drittel bezahlt, dazurechnet, zudem das Wochenende, läßt sich der Arbeitswert einer Hausfrau und Mutter errechnen.

Es ist mehr als ein Vollzeitjob. Auch wenn die Kinder tagsüber betreut sind, bleibt ja die restliche Haus- und Erziehungsarbeit rund um die Uhr. Es kann jeder ausrechnen, was einer Mutter täglich aufgebürdet wird!

Es gibt Studien, die belegen, daß doppelt belastete Frauen einfach krank werden vor Überlastung. Ich habe gelesen, mindestens 20 Prozent der Mütter in Deutschland litten an Burn-out. Und das bei dieser geringen Kinderzahl! Und wer hat schon von Ursachenforschung gehört, nach den immer wiederkehrenden Meldungen von Kindstötungen in diesem Land? Die unglaubliche Überlastung bahnt sich irgendwann ihren Weg – bis zur Kindstötung!

Ich bin als Frau empört und betroffen, daß Mütter im christlichen Abendland massiv ausgebeutet werden. Das BGH-Urteil zum Unterhaltsrecht bedeutet, daß vermehrt Frauen in den Arbeitsprozeß gezwungen werden in einer Zeit, da mit einer massiven Zunahme der Arbeitslosenzahl aufgrund der Rezession gerechnet wird.

Sabine Kraiß, Würzburg

 

 

Zu: „Der garantierte Blankoscheck“ von Stefan Scheil, JF 14/09

Sicherster Weg zum Weltkrieg

Was hat die britische Regierung bewogen, Polen eine Garantie zu geben, von der sie wissen mußte, daß sie sie im Ernstfall nie würde einlösen können, schon gar nicht nach dem Abschluß des Hitler-Stalin-Paktes vom 23. August 1939? Auf diese Frage gibt es bis heute keine Antwort, da die Akten des britischen Foreign Office, die darüber Aufschluß geben könnten, nach wie vor geheim sind.

Lloyd George war ein Rufer in der Wüste, als er vor dem Unterhaus erklärte, es sei ein selbstmörderischer Fehler, eine so weitreichende Verpflichtung einzugehen, ohne sich zugleich die Rückendeckung Rußlands zu sichern. Die Garantie an Polen sei der sicherste Weg, eine baldige Explosion und einen Weltkrieg auszulösen.

Rolf Bürgel, Darmstadt

 

 

Zu: „Auf sehr schmalem Grat“ von Wulf Brocke, JF 13/09

US-Kuckucksei Kosovo

Für kritische Beobachter ist der Bericht über die Situation im Kosovo nichts Neues. Sie wird sich auch nicht bessern. Dies läßt sich aus Beobachtungen erklären, die ich während meiner beruflichen Kontakte in Jugoslawien nach 1970 sammeln konnte.

Das kommunistische Regime ließ gewisse privatwirtschaftliche Aktivitäten zu, etwa Kleinunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten. Größere Aufträge wurden geschickt unter mehreren kleinen Firmen aufgeteilt. Auf diese Weise erwirtschafteten Kroatien und Slowenien Überschüsse. Frauen waren mit eingebunden, und die Familien hatten nur zwei bis drei Kinder. Zuschußgebiet war immer das Kosovo, denn dort machte man von dieser Regelung kaum Gebrauch. Auch waren dort die Frauen zu Hause „eingesperrt“, und die Kinderzahl betrug das Zwei- bis Dreifache. Daß die Überschußzahler irgendwann nicht mehr mitspielen wollten, ist mit ein Grund für den Zerfall des Landes.

Ein Gemeinwesen kann sich als selbständiges Gebilde nur dann auf Dauer behaupten, wenn die Existenz seiner Bevölkerung ökonomisch ohne fremde Hilfe gesichert ist. Das US-Kuckucksei Kosovo funktioniert gut nach dem alten Prinzip: Teile und herrsche; hier mit dem Zusatz: Und laß’ andere bezahlen.

Udo Knau, Minden

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