© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/09 17. April 2009

Germanische Wurzeln
Villenkolonie: Nikolassee in Berlin-Zehlendorf
Matthias Seegrün

In der Reihe „Landhäuser und Villen in Berlin“ des Aschenbeck-Verlages ist jetzt ein Bändchen erschienen, das sich mit der direkt nach der Jahrhundertwende gegründeten Villenkolonie Nikolassee in Berlin-Zehlendorf beschäftigt. Der Fokus des jungen Autors (Jahrgang 1985) liegt auf dem als Wonnegauviertel bekannten Areal, dessen Bebauung im wesentlichen aus den dreißiger Jahren stammt und von charakteristischen Häusern im Landhausstil bestimmt ist.

Der Name des Viertels rührt von der Benennung der dortigen Straßen nach Orten im rheinhessischen Wonnegau her (Gegend um Worms), einer Regionalbezeichnung, in der sich der germanische Stammesname der Vangionen – aus „Wangengau“ wurde schließlich „Wonnegau“ – erhielt.

Besonders hervorgehoben wird der von dem Architekten Hermann Muthesius entworfene „Mittelhof“, ein „gehöftartig gruppiertes Einfamilienhaus“ mit Gartenanlage an der Rehwiese, das heute unter Denkmalschutz steht und die Historische Kommission zu Berlin sowie das Zentrum Moderner Orient beheimatet.

Behandelt werden unter anderem auch die Marinesiedlung am Schlachtensee sowie der Waldfriedhof Zehlendorf, auf dem viele bekannte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte fanden, darunter zahlreiche Politiker wie die Regierenden Bürgermeister Otto Suhr, Ernst Reuter und Willy Brandt, Jakob Kaiser, Ernst Lemmer, Paul Löbe, aber auch Schauspieler wie Hildegard Knef, Wolfgang Neuss und Günter Pfitzmann.

Zu empfehlen ist das Büchlein in erster Linie architektur- sowie lokal- und regionalgeschichtlich interessierten Lesern, die sich jedoch nicht an der zuweilen allzu zeitgeistkonformen Darstellung der jüngeren deutschen Geschichte stören sollten.        

Andreas Jüttemann: Nikolassee Ost. Wonnegauviertel, Mittelhof, Waldfriedhof Zehlendorf. Aschenbeck, Bremen 2009, broschiert, 64 Seiten, zahlreiche Farb- und Schwarzweißfotos, 9,80 Euro

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