© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/09 24. April 2009

Meldungen

Trainingsprogramm für Demokratieerziehung

JENA. Zoltán Samu vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hat sich jüngst mit seiner empirischen Arbeit „Verstehen als Prozeß der Perspektivenübernahme und Personenwahrnehmung mit handlungsnaher Reflexion bei Jugendlichen“ am Lehrstuhl für Schulpädagogik und Schulentwicklung habilitiert. Darauf aufbauend will Samu nun ein „Trainigsprogramm zur Demokratieerziehung“ starten, um eine vielfach aus dem Elternhaus stammende „unzureichende Erziehung zu tolerantem Verhalten gegenüber Andersartigkeit“ in der Schule zu kompensieren. Das Trainingsprogramm soll gezielt die „soziale Kompetenz Jugendlicher zur Perspektivübernahme fördern“ und „stereotyp vorurteilsbehaftete Einstellungsstrukturen“ verändern. Die Ergebnisse dieser von der EU geförderten Studie sollen nach der Auftaktveranstaltung am 27. April in Erfurt in die Lehrerfortbildung und Lehrplan­entwicklung einfließen. Ziel sei die Ausbildung von „Beratern für Demokratieerziehung“ in allen elf thüringischen Schulamtsbezirken. Samu, der selbst „eine dreijährige Ausbildung zum Berater für Demokratiepädagogik durchlaufen hat“, wie die Uni mitteilt, wird dabei „das Modul ‘Extremismus und Gewalt/ Fremdenfeindlichkeit’“ betreuen.

 

Schulpolitik: Statuspanik der Mittelklasse

ESSEN. Das Projekt „Interkulturelles Verstehen in Schulen des Ruhrgebietes“ wurde 2008 am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) eingerichtet, wo an einer „neuen Denkart“ für das „Themenfeld kulturelle Verschiedenheit“ geschraubt wird. „Kulturelle Differenz soll nicht, wie es häufig der Fall ist, vorrangig als Problem- und Konfliktfeld behandelt werden“, sondern Jugendliche im Ruhrpott sollten lieber „interkulturelles Verstehen“ lernen – am besten natürlich in einer Gemeinschaftsschule. Daß aber gerade die „Mittelklasse die dringend notwendige Renovierung des dreigliedrigen Schulsystems verhindert“, darüber klärte der Kasseler Makrosoziologe Heinz Bude am Dienstag am KWI auf. Der auch an Reemtsmas Hamburger Institut für Sozialforschung tätige Bude gesteht der Mittelklasse zwar zu, die Hauptlast an der Finanzierung vom Schulsystem und Sozialstaat zu tragen. Allerdings: Fortschritt könne eben nur gegen die Interessen dieser Mittelklasse durchgesetzt werden. Zumindest deren Nachwuchs bliebe dann das „interkulturelle Verstehen-Lernen“ nicht weiter verwehrt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen