© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/09 24. April 2009

Blick in die Medien
Salamitaktik
Ronald Gläser

Keine Kamera im Gerichtssaal. Keine Bilder von Lokalpolitikern, weil die angeblich nicht wichtig genug sind. Nicht mal eine  Jürgen-Klinsmann-Satire kann unbeanstandet in unserem ach so freien Land veröffentlicht werden. Was mich am meisten aufregt, sind die sogenannten Persönlichkeitsrechte. Die Veröffentlichung von Fotos mit Menschen darauf ist bald so schlimm wie der Besitz einer Massenvernichtungswaffe oder eines Schweizer Bankkontos. Vor allem Kinder können nirgendwo mehr abgebildet werden, ohne daß „Betroffene“ oder PC-Moralapostel mit Macht dagegen vorgehen. Deswegen druckt selbst der Spiegel nicht einmal mehr ein Kindergartengrüppchen, ohne die Gesichter zu pixeln. Es geht bei den zugrundeliegenden Gesetzen und der Rechtsprechung, die dieses Verhalten bewirkt, nur zum Teil um die angeblich beeinträchtigten Rechte der abgelichteten Personen. Es geht vor allem darum, der freien Presse die Arbeit so schwer wie möglich zu machen. Bei jedem Foto ist neuerdings die Schere im Kopf mit dabei – und wiederum stirbt die so hochgehaltene Meinungsfreiheit ein wenig.

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