© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/09 08. Mai 2009

Zeitschriftenkritik: Vas Hermeticum
Hermetik für den Alltag
Lothar Esser

Herausgegeben von der Wiontzek-Hermetica-Stiftung in Owingen in der Nähe vom Bodensee, erscheint die Zeitschrift Vas Hermeticum nun bereits im 16. Jahrgang. Die Stiftung möchte das Gedankengut der Hermetik bewahren und pflegen, vor allem auch ihre praktischen Inhalte fördern und damit eine ganzheitliche Betrachtungsweise, die eine abschließende Beurteilung von Teilen nicht zuläßt: Das Ganze ist das Geordnete (von Ordnung = Kosmos).

Dazu startete Michael Wiontzek im Frühjahr 1994 die Zeitschrift mit einem Themenheft zu Herbert Fritsche (1911–1960), einem promovierten Biologen, Autor und Herausgeber auf den Gebieten der Medizin und Esoterik sowie Mitglied in verschiedenen esoterischen Orden. Weitere Themen waren seitdem unter anderem „Mensch – Bewußtsein und Natur“, „Was ist Hermetik?“, „Corpus Hermeticum“, „Licht und Leben“, „Paracelsus“, „Harmonikale Kosmogonie“ und „Magie und Kunst in der Renaissance“. Eine Ausgabe wurde dem Schriftsteller Gerhard Wehr zu seinem 75. Geburtstag gewidmet, der sich selbst mit Themen wie der Heiligen Hochzeit und der Mystik beschäftigt hat.

Die aktuelle Ausgabe der zweimal jährlich (Frühlings- und Herbstbeginn) erscheinenden Zeitschrift  beschäftigt sich mit der Thematik „Seele und alchymistische Arbeit“. Ausgangspunkt ist der Makrokosmos, der nach dem Rosenkreuzer und Arzt Robert Fludd (1574–1637) mit einer blühenden Rose gleichgesetzt wird. Im Buch der Natur hat Gott seine Zeichen und Chiffren niedergelegt; indem wir nun dieses Buch betrachten, betrachten wir zugleich Gott, dessen Geist der Urgrund der Natur und der Erkenntnis der Dinge ist. Die Kenntnis dieser Weisheit, wie der Mensch Gott in jenem Buch der Natur erkennen kann, verdanken die Weisen, die es auch in der abendländischen Geschichte immer wieder gegeben hat, nach Auffassung von Fludd einer Erleuchtung durch den göttlichen Geist.

Einen breiten Raum nimmt im Heft Paracelsus (1493–1541) ein. In seinem späten Hauptwerk „Astronomia magna oder der ganzen Philosophia sagax der großen und kleine Welt“ stellt Paracelsus dar, daß der Mensch aus dem äußeren, sichtbaren, fleischlichen und dem unsichtbaren, seelischen Leib, dem „Gemüt“ besteht, dem „Herzen“, den „Sinnen und Gedanken“. Daneben besitze der Mensch noch einen dritten Körper, den ewigen, unsterblichen, das Bildnis Gottes. Dem Menschen werde so eine tägliche Übung mitgegeben, indem wir „unsere Zeit auf Erden nach dem natürlichen Licht im natürlichen Leib verzehren, damit wir nicht müßig gefunden werden, schlafend, sondern in Arbeit, gleich sowohl im Leiblichen als im Ewigen“. Weitere Stufen sind dann die Reinigung der Seele und eine Medizin als ganzes, womit sich auch wieder ein Ziel der Stiftung verwirklicht findet: der praktische  Nutzen der Hermetik für den Alltag.

Das neue Heft endet mit einem „Essay zur Kunst der Alchymie“ von Emmanuel d‘Hooghvorst, einem belgischen Hermetiker (1914–1999), womit Michael Wiontzek zugleich auch wieder einen seltenen Text zugänglich gemacht hat.

Kontakt: Wiontzek-Hermetica-Stiftung, Panoramaweg 8, 88696 Owingen, Telefon: 0 75 57 / 96 70 03, E-Post: Hermetica-Stiftung@gmx.de

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