© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/09 22. Mai 2009

UMWELT
Deutschland ist Rotbuchen-Land
Volker Kempf

Deutsche Dichter legen von der romantischen Beziehung der Deutschen zu ihrem Wald beredt Zeugnis ab. Die deutsche Eiche ist sogar ein Symbol der Bundesrepublik Deutschlands, verewigt auf der unvergessenen 50-Pfennig-Münze. Der Thüringer Nationalpark Hainich, der einem Urwald nahekommt, macht deutlich, welche Laubbäume von Natur aus hierzulande tatsächlich noch vorkommen. Da dominiert die Rotbuche. Deutschland wäre so gesehen ein Buchenland. Die Rotbuche ist eine auf Europa beschränkte Baumart mit dem Verbreitungsschwerpunkt Deutschland. Dieser vor allem auf der Buche beruhende Wald hat sich als relativ wenig streßanfällig gegenüber dem Klimawandel erwiesen. Die Kohlendioxidaufnahme wurde sogar in den letzten Jahren intensiver, stellten Forscher fest. Der erhöhte CO2-Gehalt der Luft und der durch Landwirtschaft und Verkehr gestiegene Stickoxideintrag in die Wälder habe diese gedüngt und das Baumwachstum angeregt, so Nationalparkleiter Manfred Großmann im Deutschlandfunk.

Wer nun aber meint, die Zunahme des CO2-Ausstoßes würde damit kompensiert, wird allerdings enttäuscht. Denn die Wälder könnten im Höchstfall, so die Forschungsergebnisse, nicht mehr als zehn Prozent unserer CO2-Emissionen aufnehmen. Naturnahe Wälder sind aber nicht nur klimatisch, sondern auch für die Vielfalt von Tier- und Pilzarten unersetzlich, also zukunftsweisend. Daß diese Zukunft mehr in den neuen Bundesländern als in den alten liegt, ist aufgrund der demographischen Entwicklung zu sehen. Der Urwald wächst nun einmal nicht in Großstädten. Für Natur- und Umweltschützer sind dünn besiedelte Räume Orte der Faszination und Zukunftsfähigkeit gleichermaßen.

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