© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/09 22. Mai 2009

Meldungen

Intensivmedizin: Kosten-Nutzen-Bewertung?

LUDWIGSHAFEN. Der renommierte Intensivmediziner Joachim Boldt hat angesichts der Rationierungen und Sparzwänge im Gesundheitswesen eine „offene Diskussion über die Wirtschaftlichkeit von Behandlungen“ gefordert. Man müsse fragen, „ob Ärzte einen Schwerkranken wirklich operieren müssen, obwohl er wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird“, erklärte der Leiter der Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum Ludwigshafen im Focus. „Wir verlegen Patienten oft zum Sterben auf Intensivstationen, wo ein Bett häufig mehr als 1.500 Euro am Tag kostet. Ein Hospiz wäre möglicherweise humaner – und kostengünstiger“, sagte Boldt anläßlich der 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) in Leipzig. „Zudem fehlt das Intensivbett vielleicht für einen anderen Patienten mit guter Prognose.“ Da Effizienzsteigerungen seien nicht unbegrenzt möglich, mehr Geld für das Gesundheitswesen sei nicht zu erwarten. „Entwickeln wir jetzt keine gesellschaftlich akzeptierte Kosten-Nutzen-Bewertung, verschlimmert sich die Lage noch. Immer mehr Entscheidungen fallen subjektiv am Bett des Patienten“, warnte Boldt.

 

Frauenquoten erfreuen nur Frauenbeauftragte

FRANKFURT. Die Unternehmensberaterin Karen-Elise Rehlen von der US-Agentur Korn/Ferry International hat vor einer 40-Prozent-Frauenquote in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen gewarnt. So sehr diese  Forderung aus dem SPD-Wahlprogramm „dazu angetan sein mag, Frauenbeauftragte in Behörden und anderswo zu erfreuen – mit den gesellschaftlichen Realitäten und Notwendigkeiten hat sie herzlich wenig zu tun“, analysierte die Personalexpertin in der Financial Times Deutschland. „Mit Quotenregelungen kann letztlich nicht mehr erbracht werden als der Nachweis, daß Frauen genauso gute oder schlechte Manager sind wie ihre männlichen Kollegen“, meinte Rehlen. Und in spätestens 20 Jahren würden in großen mittelständischen Firmen wie auch in den Konzernen weibliche Geschäftsführer und Vorstandschefs ohnehin zur Normalität gehören: „Diese Frauen werden stolz sein können auf das Erreichte, weil sie ihre Erfolge nicht irgendwelchen Gesetzen verdanken, sondern ihrer eigenen Leistung“, so Rehlen.

 

UBA warnt: Waschmittel nur mit Ökosiegel

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat vor vermeintlich natürlichen Rohstoffen wie Orangen- oder Zitrusöl in Spül- und Reinigungsmitteln gewarnt. „Was wir als natürlich ansehen, muß für die Gesundheit und die Umwelt nicht gleich besonders gut sein“, erklärte UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann. Viele Naturstoffe aus Pflanzen, besonders ätherische Öle, dienten in der Natur dazu, Freßfeinde oder Mikroorganismen abzuwehren. Derartige Stoffe seien oft gesundheits- und umweltschädlich. Deshalb sollte man zu gekennzeichneten Produkten mit EU-Siegel greifen, die strengen Anforderungen bei den eingesetzten Rohstoffen unterliegen. Mehr unter: www.uba.de/chemikalien/waschmittel/zeichen.htm

 

Zahl der Woche

Inzwischen vier Millionen Haushalte in Deutschland verzichten auf einen Festnetzanschluß und nutzen nur noch Mobiltelefone. Damit stieg der Anteil dieser Haushalte seit 2003 von vier auf neun Prozent. Bei den unter 25jährigen lag dieser Anteil 2008 sogar schon bei 35 Prozent.

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

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