© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/09 05. Juni 2009

Meldungen

Eigenkapital vom Staat statt „Bad Bank“-Modell

MÜNCHEN. Das Ifo-Institut hat erneut die von der Bundesregierung beschlossene Einrichtung von „Bad Banks“ für strukturierte US-Wertpapiere, die deutsche Banken in den Büchern haben, scharf kritisiert. Die Marktwerte dieser verbrieften Kreditforderungen lägen heute nur noch bei einem Bruchteil der Nennwerte. „Papiere der sogenannten Equity-Tranchen haben Marktwerte von fast null, und selbst Papiere der Kategorie AAA werden nur noch zu einem Drittel des Nennwertes gehandelt“, warnte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in der Wirtschaftswoche. Die deutschen Banken hätten angesichts des weltweit auf über vier Billionen Dollar geschätzten Abschreibungsbedarfs nicht nur ein Liquiditätsproblem: „Sie haben in Wahrheit ein gravierendes Solvenzproblem: Viel Eigenkapital ist bereits verloren, und noch viel mehr wird verlorengehen, wenn die Wahrheit über die strukturierten Papiere ans Licht kommt. Will man eine nachhaltige Kreditklemme und damit eine Beschädigung der Realwirtschaft vermeiden, müssen Wege gefunden werden, den deutschen Banken neues Eigenkapital zuzuführen.“ Der Staat sollte daher den Banken das nötigte Eigenkapital offen überweisen und dafür Aktien erhalten. „Die könnte er so lange halten, bis die Krise vorbei ist, und dann vielleicht sogar mit Gewinn verkaufen“, so Sinn.

 

Wirtschaftswachstum ist künftig niedriger

CAMBRIDGE. Der frühere Chefökonom des Währungsfonds (IWF), Kenneth Rogoff, rechnet auch nach einem Ende der Depression mit geringen Wirtschaftswachstumsraten. „Im besten Fall wird der US-Finanzsektor kleiner und strenger reguliert aus der Krise hervorgehen“, schrieb der Harvard-Ökonom in der Financial Times Deutschland. „Der US-Konsum wird aufgrund niedriger Immobilienpreise, steigender Arbeitslosigkeit und sinkender Rentenvermögen sicher auf ein niedrigeres Niveau fallen.“ Während des Booms sei der private Verbrauch in den USA auf über 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen, nun könnte er bis auf 60 Prozent fallen. Die US-Wähler seien an einer Lösung der Probleme im Umwelt- und Gesundheitsbereich sowie bei der ungerechten Einkommensverteilung interessiert. Dies werde teuer, denn das müsse „mit jenem gigantischen Defizit im Rücken finanziert werden, das die USA zur Bekämpfung der Finanzkrise angehäuft haben. Höhere Steuern und stärkere Regulierung können nicht gut für das Wachstum sein“, so Rogoff.

 

Memorandum zur EU-Wahl veröffentlicht

BERLIN. Der Deutsche Naturschutzring (DNR) hat unter dem Titel „Umwelt im Herzen Europas“ ein Memorandum zur Europawahl veröffentlicht. Zu den wichtigsten Forderungen des Dachverbands der in Deutschland tätigen Umweltverbände die Verhinderung des Artensterbens und des Zusammenbruchs der Ökosysteme. In der Agrarpolitik sollten öffentliche Gelder nur für öffentliche Güter ausgegeben werden. Europa müsse zur transporteffizientesten Wirtschaft der Welt werden. Für den Finanzmarkt seien strengere Bilanzierungsregeln und eine Transaktionssteuer gegen Kurzzeitspekulationen notwendig. Das DNR-Memorandum im Internet: www.eu-koordination.de/pdf/memorandum-europawahl.pdf

 

Zahl der Woche

32.249 Japaner haben

im vergangenen Jahr Selbstmord begangen. Bei 6.490 geklärten Fällen war dies laut Abschiedsbriefen eine Reaktion auf die Wirtschaftskrise, bei weiteren 3.262 Fällen der Ausweg aus Überschuldung. Mit 6.363 Taten gab es die meisten Selbstmorde bei den 50- bis 60jährigen.

(Quelle: National Police Agency)

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