© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/09 05. Juni 2009

Leserbriefe

Zu: „Pankraz, Kardinal Lehmann und die Kraft der Symbole“, JF 23/09

Laßt den „Dialog“ sein!

Es darf die Frage erlaubt sein, worüber man sich denn in einem „Dialog“ zwischen den Religionen einig werden will. Will man am Ende jeder Religion zubilligen, daß sie auf dem richtigen Weg ist, nur ein anderes Fahrzeug benutzt? Die ganze Diskussion ist trotz aller Gelehrsamkeit und unverständlichen Phrasen überflüssig.

Wenn schon der je eigene Weg nicht richtig sein darf beziehungsweise die Zustimmung der anderen erfordert – hier der christliche Glaube mit Jesus von Nazareth am Kreuz die der Juden und Muslime – so bleibt doch die schlichte Einsicht: Laßt den „Dialog“ ganz sein, denn jedes Abrücken von der Kreuzestheologie bedeutet in diesem Fall tatsächlich das Ende des Christentums.

Dieses lebt nicht vom Harmoniebedürfnis unserer Zeit, sondern allein vom lebendigen Glauben seiner Glieder in den Gemeinden durch die Geschichte bis heute. Was das Christentum seit seinen Anfängen vom Judentum getrennt hat und rund 600 Jahre später auch den Islam hat ablehmen lassen, bleibt bestehen und findet immer noch seine Bestätigung in den Worten des Apostels Paulus: „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden“ (1.Kor.1,18).    

Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Wenn ein Mythos stirbt“, JF 23/09

Folgten den Spuren der SED

Wer 1955 als West-Berliner in die SED eingetreten ist, der folgte auch gern den Ansprüchen der Stasi im West-Berliner Polizeidienst in einer Schlüsselfunktion. Der Leiter des Auffanglagers Berlin-Marienfelde für DDR-Flüchtlinge wurde sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet! Die Achtundsechziger sollten endlich erkennen, daß sie den von der SED gelegten Spuren folgen. Eine Sackgasse. CIA – lächerlich!

Wolfgang Apfeld, Kronshagen

 

Prompte Abwiegelung

Die Reaktion des „versierten Pistolenschützen“ und heutigen Stasi-Rentners auf seine Enttarnung folgt voraussehbar dem bekannten abgestuften Schema: Ich kenne keine Stasi – ich hatte nie etwas mit dieser Stasi zu tun – ich habe vielleicht einmal jemanden von der Stasi getroffen, wußte aber nicht, wer das war und was er von mir wollte – ich habe mit meinen Informationen an die Stasi niemandem geschadet.

Überraschend nur die prompte Reaktion und Abwiegelung der Journalisten. Da ist von einem „unbeabsichtigten Todesschuß“ (Stefan Aust), einem „Zufall“ (Lorenz Jäger) die Rede, der „abschließend nie aufgeklärt“ werden könne (Jochen Staadt). Woher wissen die das? Hoffen wir auf weitere Erkenntnisse der „internen Forschung“ in den nach 1967 „erkennbar ausgedünnten“ Stasi-Akten.

Dr. Reinhard Gnauck, Mainz

 

Ein Treppenwitz der Geschichte

Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß ausgerechnet Benno Ohnesorg eine Ikone der Linken wurde. Er war, genauso wie Karl Marx, Korpsstudent und daher eher dem konservativen Spektrum zuzuordnen.         

Holger Sauer, Oldenburg

 

Wieder ein schöner Beweis

Stasi-„IM Konrad“ im Finanzministerium also unbehelligt – Josef Schüsslburner im Verkehrsministerium kaltgestellt, weil er nicht so denkt, wie von den Herrschenden gewünscht. Wieder ein schöner Beweis dafür, daß in diesem unserem Lande kommunistische Umtriebe jedweder Art gerne billigend in Kauf genommen werden, während Positionen auch nur einige Millimeter rechts von CDU/CSU das politische und berufliche „Aus“ bedeuten.

Axel Heinzmann, Wannweil

 

 

Zu: „Zypries, Brender und die unfertige Republik“ von Dieter Stein, JF 23/09

Sich abzeichnender Hirntod

Die Lektüre der JUNGEN FREIHEIT ist zuweilen so vergnüglich wie das Studium der Krankenakte eines Moribunden. Das Ansinnen der Jusos, die Nation abzuschaffen, die Idee der Frau Zypries, den grundgesetzlich definierten Unterschied zwischen Ausländern und Deutschen verfassungsmäßig einebnen zu lassen – was sind solcherlei Narreteien, wenn nicht Symptom des sich abzeichnenden Hirntods einer großartigen Kulturnation.

Christoph Mike Dietel, Leipzig

 

 

Zu: „‘Jesus, du Opfer’“ von Christian Dorn, JF 23/09

Hört auf Gottes Wort!

Das Übel unserer Gesellschaft ist nicht, daß es Homosexualität gibt, sondern daß diese widernatürliche Abirrung einem naturgemäßen Sexualleben gleichgestellt wird. Schon im Alten Testament heißt es: „Und bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt: ein Greuel ist es“ (3. Buch Mose, 18). Homosexualität ist nicht angeboren, sie ist eine Krankheit und als solche auch therapierbar. Geradezu ekelhaft jedoch war die Schmutzkampagne, die Homo-Verbände an Christi Himmelfahrt in Marburg veranstalteten.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Schluß mit der Heuchelei“ von Thorsten Hinz, JF 23/09

Sie weckten Sehnsüchte

Die Heimatfilme der fünfziger Jahre haben natürlich Entlastung verschafft mit ihrem „erinnerungsfreien, miefigen Frohsinn“. Sie haben aber auch für die Eingesperrten in der DDR das andere Deutschland und Österreich gezeigt und Sehnsüchte geweckt nach dem Salzkammergut, der Mosel, dem Schwarzwald. Der etwas jüngere Thorsten Hinz sollte das nicht zu geringschätzen.

Kurt E. Goldmann, Altenglan

 

 

Zu: „Rekrutierung“ von Karl Heinzen, JF 23/09

Söldner gefährlich

Die Rekrutierung ausländischer Soldaten zu empfehlen, ist doch wohl ironisch gemeint, oder? Falls nicht, sei darauf hingewiesen, was schon Machiavelli schrieb: „Söldner und Hilfstruppen nützen nichts und sind gefährlich. Der Grund hierfür ist der, daß sie sich durch nichts gebunden fühlen und kein anderes Motiv sie im Feld hält als das bißchen Sold, der nicht ausreicht, um sie gerne für dich sterben zu lassen. Sie wollen wohl deine Soldaten sein, solange du keinen Krieg führst; doch wenn wirklich Krieg kommt, so werden sie fahnenflüchtig oder ziehen ab.“

Wenn man den Ursachen des Verfalls des Römischen Reiches nachgeht, so wird man finden, daß dieser mit der Anwerbung gotischer Truppen begonnen hat.

Zur Gegenwart: In Afghanistan stationierte französisch-muslimische Soldaten haben sich bereits geweigert, auf ihre afghanischen Glaubensbrüder zu schießen (Le Figaro, 14. Januar 2009). Die in Frankreich diskutierte Frage ist jetzt, ob eine Befehlsverweigerung aus religiösen Gründen zulässig ist oder nicht.

Jens Bargsten, Hannover

 

 

Zu: „Mehr Glamour wagen“ von Christian Vollradt, JF 22/09

Stil und Witz

So ist es bestens! Inhalt, Stil, Witz auf den Punkt gebracht! Weiter so!

Dr. Ludwig Beyerle, Mühlheim

 

 

Zu: „Lauter Schnellschüsse“ von Markus Motschmann, JF 22/09

Absichtsvoller Vorschlag

Die Überlegungen zur Erhöhung der Waffensicherheit bestechen durch ihre Praxisferne. Die zentrale Aufbewahrungsstelle möchte ich sehen, bei der ein Jäger im Sommer früh um 3.30 Uhr Gewehr samt Munition zum Frühansitz abholen und es abends nach dem Abendansitz um 22.30 Uhr wieder abliefern kann, vielleicht 50 oder mehr Kilometer von seinem Wohnort oder Revier entfernt! Das hatten wir ähnlich schon in der DDR, was von den ach so freiheitlichen Wessis empört abgelehnt wurde. Und welchen Sicherheitsgewinn ein zentrales Bundesregister für Waffen bringen soll, ist nicht ersichtlich. Die willkommene Absicht hinter diesem Vorschlag ist wohl eher, das gesetzestreue Volk im Falle bürgerkriegsähnlicher Unruhen schlagartig entwaffnen zu können.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Nationale Läuterung“ von Günter Bertram, JF 22/09

Viele Ungereimtheiten

Der „Dienstausweis“ des Ivan Demjanjuk, auch als „Lagerausweis“ bezeichnet, kam aus der Sowjetunion. Das Paßbild soll aus den Einwanderungsakten der USA von 1947 stammen und retuschiert worden sein. Das Bundeskanzleramt wies das BKA an, keine Ergebnisse seiner Untersuchung an die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Der Gutachter des BKA durfte dann vor dem Gericht in Jerusalem nur ein Teilgutachten erstatten. Demjanjuk wurde zum Tode verurteilt, aber nach sieben Jahren Haft aus Mangel an Beweisen entlassen und in die USA zurückgeführt. Der Hauptgrund für die Entlassung waren Proteste in den USA, auch von jüdischer Seite, weil schon die Auslieferung an Israel rechtswidrig gewesen war.

Der Ausweis, auf den sich Artikelverfasser Bertram stützt, wurde 1987 durch das McCrone-Institut einer chemischen Analyse unterzogen, die als Bestandteil des Photopapiers Titaniumoxid nachwies, eine erst seit Ende der sechziger Jahre in der Schwarzweiß-Fotografie verwendete Chemikalie.

Friedrich Brunner, Sottrum

 

 

Zu: „Für das Recht einstehen“ von Karl Albrecht Schachtschneider, JF 22/09

Das Gegenteil ist richtig

Der Autor schießt mit seiner berechtigten Kritik an EU, Parteienoligarchie, Feminismus, Multikulti usw. über das Ziel hinaus, wenn er glaubt, damit zugleich Liberalismus und freie Marktwirtschaft erledigen, diese quasi zum Sündenbock stempeln zu können. Tatsächlich ist das Gegenteil richtig. Mißstände einschließlich der Finanzkrise sind staatlich generiert. Entgegen haltlosen Unterstellungen sind der Freiheit des einzelnen (ebenso wie der Staatsallmacht) im liberalen Denken absolut klare, eindeutige und widerspruchsfreie Grenzen gesetzt.

Prof. Dr. Christof Kellmann, München

 

 

Zu: „Neues aus Krähwinkel“ von Georg Meyer, JF 22/09

Es starb ein Unschuldiger

Beim Attentat am 20. Juli 1944 wurde Hitler nicht getötet, sondern es starb ein völlig Unschuldiger. Am Attentatstag meldeten alle Reichssender: „Hitler blieb unverletzt. Der Mitarbeiter Berger erlag seinen schweren Verletzungen.“ Dr. Heinrich Berger war kein Militär und auch kein Mitglied der NSDAP. Berger war im Reichstag schon ein erstklassiger Stenograph und wurde deshalb ins Führerhauptquartier beordert.

Oberst Stauffenberg hat das Attentat aus politischen, nicht aus ethischen Gründen begangen. Er hat billigend in Kauf genommen, daß bei Gelingen seiner Aktion auch Unschuldige sterben sollten. Falls die Lagebesprechung wie angenommen im Führerbunker stattgefunden hätte, wäre eine Überlebenschance gleich Null gewesen.

Peter Conrad, Weißenbrunn

 

 

Zu: „Friede, Freude, Fahnenflucht“ von Christian Vollradt, JF 21/09

Wie weit sind wir gekommen?

Schimpf und Schande über all diejenigen, die dafür sind, solche „Deserteur-Denkmäler“ zu unterstützen. Unsere Väter und Großväter drehen sich im Grabe um, wo sie doch für Volk und Vaterland ihre Leben aufs Spiel setzten oder verloren. Wie weit sind wir gekommen?

Martje Clausen, Jahrsdorf

 

 

Zu: „Pankraz, der Handwerker und die bleierne Decke“, JF 21/09

Berufung aus der Transzendenz

Der Handwerker kenne den Weg zum Ziel genau, doch liege dieses für ihn hinter der bleiernen Decke seiner Auftragsergebenheit, meint Pankraz. Verallgemeinert er da nicht zu sehr, von Nietzsche provoziert? Und ist es in stetigeren Zeiten nicht ein Segen gewesen, daß der Handwerker sich eingebettet sah in einen sicheren und organisch wachsenden Bestand an Wissen und Können, also einer Kultur, der er im Geist des Dienens zugehörte?

Michelangelo, Leonardo, die Baumeister der Gotik, der Renaissance, die Parler, die Dientzenhofer – gingen sie nicht in ihren Anfängen aus dem Boden des Handwerks hervor und blieben sie diesem nicht zeitlebens verbunden? Eine Unzahl von Großen der verschiedensten handwerklichen Disziplinen könnte hier genannt werden, und auch den anonym gebliebenen Meistern einer sich entfaltenden Entwicklung hin zur Hochblüte etwa des böhmischen Geigenbaus, der Glasverarbeitung, oder auch den schwäbischen Tüftlern, etwa bis hin zu einem Gottlieb Daimler, sei hier die Ehre gegeben. Ihnen waren Ziel und Zukunft nicht durch bleierne Decken versperrt. Sie waren in der durch eine lebendige Tradition vermittelten Haltung von Demut und Bescheidenheit offen für die Berufung, die ihnen aber eher aus der Transzendenz als aus dem nietzscheanisch-übermenschlichen Bauch zuteil wurde.            

Josef Pipping, Augsburg

 

 

Zu: „Jugoslawische Erpressung“ von Alexander Rüstau, JF 20/09

Zulässige Außenpolitik

Was der Autor „Erpressung“ nennt, ist kalte Machtausübung gegenüber anderen Völkerrechtssubjekten, also zulässige Außenpolitik, die auch Deutschland hätte nutzen sollen: kein EU-Beitritt für Polen, solange es die preußischen Provinzen besetzt hält. Damit hätte man Brandts törichte Verzichtspolitik mühelos berichtigen können. Das erfordert jetzt mehr Aufwand. Durch die Korrektur wäre der Ruf Deutschlands erheblich gestiegen und Deutsch längst offizielle EU-Sprache.

Ingo Viechelmann, Hamburg

 

 

Zu: „Geistige Sonderwege“ von Baal Müller, JF 20/09

Noch genauer recherchieren

Mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen, allerdings kann ich dem Autor nicht in allen Punkten folgen; insbesondere sind seine Anmerkungen zur „Dolchstoßlegende“ ergänzungsbedürftig. Dank der alliierten Kultur- und Bildungspolitik wird dieser Teil der Geschichte an deutschen Schulen und Universitäten in meines Erachtens sehr einseitiger Art und Weise vermittelt. Ich meine, daß hier doch genauer recherchiert werden sollte, um möglicherweise falsche Vorstellungen zu revidieren. Eine gründlichere Quellenanalyse macht auch hier eine Revision des herrschenden Geschichtsbildes erforderlich.

Dagmar Güldenpfennig, Berlin

 

 

Zu: „Was bleibt, ist Helgoland“ von Matthias Bäkermann, JF 18/09

Bismarck und die Reporter

Die irrtümliche Ansicht, daß Helgoland gegen Sansibar eingetauscht worden sei, entstand wenige Tage nach Vertragsabschluß. Bismarck wurde von Reportern bestürmt und gefragt, was er von dem Vertragsabschluß seines Nachfolgers halte. In der Rolle des Abgeordneten antwortete er verstimmt, daß man in der Politik mehr Ausdauer aufbringen müsse; nach ein paar Jahren Geduld und Verhandlungen hätten wir – und nicht die Engländer – Sansibar haben können. So aber sei das ein Verlust für uns.

Die Reporter griffen das Wort Verlust auf, und am nächsten Tag stand überall zu lesen, daß Deutschland das große Sansibar gegen das kleine Helgoland verloren habe. Jedes Dementi half nicht mehr.

Ingeborg Pohl, Lüneburg

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