© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/09 26. Juni 2009

UMWELT
Fragwürdiger Boykottaufruf
Volker Kempf

Nachdem sich das Europaparlament im Mai (JF 21/09) für ein Handelsverbot mit allen Robbenprodukten in allen EU-Mitgliedstaaten ausgesprochen hat, kündigte die Tierrechtsorganisation Peta an, sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen zu wollen. Die Robbenjagd in Kanada soll weiter bekämpft werden, bis sie ganz unterbleibt. Druck auf die kanadische Regierung will Peta durch einen Boykott einer für Kanada wichtigen Ware ausüben: Der Ahornsirup, gerne auch als das „kanadische Gold“ apostrophiert, soll in den Regalen der Supermärkte stehenbleiben, bis die Regierung die Robbenjagd verbietet. Via Internetformular auf www.peta.de kann der jeweilige Verbraucher sogar der kanadischen Regierung seine Teilnahme an dem Boykott mitteilen. Damit greift Peta zu einem zweifelhaften Mittel. Denn was können die kanadischen Ahornsiruphersteller für die Robbenjagd in ihrem Land?

Vielleicht sind die Betroffenen sogar selbst gegen die Robbenjagd und stellen sich die ebengenannte Frage ebenfalls, wissen aber auch keine Antwort darauf. Denn hier handelt es sich klar um einen Fall, bei dem unschuldige Dritte in einen Konflikt hineingezogen werden. Das werden diese Unschuldigen mit Recht verurteilen. Der Druck der Ahornsiruphersteller dürfte sich dann nicht nur gegen Robbenjäger richten, sondern auch gegen die Tierschützer. So macht man sich unbeliebt und verspielt sich Sympathien. Es sprechen viele Gründe gegen die Robbenjagd. Aber es sprechen auch viele Gründe gegen undifferenzierte Boykott-aufrufe. Schluß mit der Robbenjagd weltweit – aber auch Schluß mit diesem blinden Aktionismus. Schließlich befinden wir uns nicht in einem Krieg gegen Kanada, sondern nur in einem Streit um die grausame Robbenjagd dort.

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