© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/09 26. Juni 2009

Lesenswerte Flaschenpost
Ketzerbriefe: Ein EU-kritisches Sonderheft
Werner Olles

Die zweimonatlich erscheinenden und vom „Bund gegen Anpassung“ herausgegebenen Ketzerbriefe (Untertitel: „Flaschenpost für unangepaßte Gedanken“) zeichnen sich in aller Regel durch ein dezidiert antichristliches, vor allem antikatholisches Sendungsbewußtsein aus. Diese Haltung nimmt bisweilen skurrile Formen an, darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier durchaus auch lesenswerte und diskussionswürdige Beiträge zu finden sind. So beispielsweise in einer Sonderausgabe zum EU-Vertrag mit dem Titel : „Molochs Ableger. Warum Iren, Holländer und Franzosen gut daran tun, die EU, so wie sie ist, abzulehnen“. Das Heft informiert über Entstehung, Aufbau und Hintergründe der Europäischen Union, vor allem aber über den Lissabonner Vertrag.

Der Autor, hinter dessen Pseudonym Max Roth wir wohl den Chefideologen des Bundes gegen Anpassung, Fritz Erik Hoevels, vermuten dürfen, beschreibt hier eindringlich, wie er sich ein „starkes Europa, das den gierigen und anmaßenden USA die Stirn bieten kann – vor allem nuklear –“ vorstellt: „Im Gegensatz zur schlafmützig-nörgeligen Traditionslinken sind wir aus diesem Grund niemals Euro-Muffel gewesen. Aber es hätte ein Europa der Völker werden müssen und nicht der Regierungen, der Arbeiter und nicht der Drohnen.“ Dem kann man ebenso zustimmen wie der Einschätzung, der Lissabonner Vertrag sei „ein Staatsstreich“.

Glücklicherweise machten die Iren am 12. Juni 2008 mit ihrem Referendum als drittes Volk – 2005 hatten Niederländer und Franzosen die EU-Verfassung abgelehnt – den Eurokraten einen dicken Strich durch die Rechnung. Eine Mehrheit von 53,4 Prozent wies das „schwer verdauliche und unleserliche Dokument“ (Luxemburgs Regierungschef Juncker) zurück, in dem sie der Parole von Sinn Fein folgte: „If you don’t know, say no!“

Im Kapitel „Das Europa des Kapitals, das Europa der Lohndrükkerimporte“ erinnert der Autor an die Anfang 2000 von den USA vorgegeben und von El País bis zur taz eilfertig und gehorsam nachgebetete Linie: „Europa braucht 159 Millionen Einwanderer bis 2025“. Im übervölkerten Westeuropa bedeute dies nicht zuletzt den Todesstoß für jede vernünftige Sozial- und Beschäftigungspolitik.

Max Roth: Molochs Ableger. Warum Iren, Holländer und Franzosen gut daran tun, die EU, so wie sie ist, abzulehnen. Ketzerbriefe 148/149, Sonderheft EU-Vertrag, Ahrimann-Verlag, Freiburg 2008, broschiert, 9 Euro

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