© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/09 17. Juli 2009

Leserbriefe

Zur Meldung: „Schäuble verteidigt Geburtsortregelung“, JF 28/09

Vorauseilendes Kapitulantentum gegenüber Polen

Das Schäuble-Ministerium muß sich wegen seiner rückwirkenden Geburtsortregelung vorwerfen lassen, daß es deutscherseits eine noch aus kommunistischer Zeit stammende polnische Falsch-Interpretation des Potsdamer Abkommens sanktioniert, die zehn Millionen Menschen die Heimat und einige hunderttausend das Leben gekostet hat. Im Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 ist nämlich „nur“ die Rede davon, daß (in „ordnungsgemäßer und humaner Weise“) die Ausweisung der Deutschen aus Polen erfolgen sollte.

Die deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße gehörten also sicher nicht zum definierten Ausweisungsgebiet, da sie ja – de jure bis zum Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 – lediglich unter polnischer Verwaltung standen.

Die Tendenz deutscher Nachkriegsregierungen zu vorauseilendem Kapitulantentum in allen Polen betreffenden Angelegenheiten ist immer wieder unbegreiflich. Der Völkerverständigung ist damit nicht gedient. Über die jüngste Schäuble-Initiative dürften sich lediglich polnische Ultra-Nationalisten ins Fäustchen lachen.

Dieter J. Perthes, Neuwied–Rodenbach

 

 

Zu: „Ehrung für den Dienst“ von Dieter Stein, JF 29/09

Hilflose Verantwortliche

Bei aller Hochachtung für den selbstlosen Einsatz der vier Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, die jetzt im Kanzleramt durch die Bundeskanzlerin ausgezeichnet worden sind, wäre in diesem Fall die Rettungsmedaille angebracht gewesen. Sie ist nämlich die Auszeichnung, die den Mut des Bürgers (auch in Uniform), der unter Einsatz seines Lebens einem anderen Menschen das Leben rettet, würdigt.

Das neue „Ehrenkreuz für Tapferkeit“, dieser neue „Verschnittorden“ mit all seinen merkwürdigen Abstufungen, die man erst zweimal lesen muß, um sie zu begreifen, spiegelt nur die Hilflosigkeit der Verantwortlichen wider.

Prof. Em.Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

 

Also doch Krieg!

Dieter Stein ist uneingeschränkt zuzustimmen, wenn er sagt, die Bundesregierung verrate sich durch ihr Handeln. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist in Friedenszeiten der Bundesminister der Verteidigung. Damit obliegt ihm die Überreichung von Belobigung und Auszeichnung seiner unterstellten Soldaten! In Kriegszeiten überträgt sich die Verantwortung für die Truppe laut Grundgesetz auf den Regierungschef, den Bundeskanzler.

Da die Bundeskanzlerin die Auszeichnung unserer Soldaten mit dem „Ehrenkreuz für Tapferkeit“ persönlich vorgenommen hat – und ich unterstelle einfach die Kenntnis des beschriebenen Sachverhalts –, hat sie de facto eine Übernahme der Befehlsgewalt zugegeben!

Klaus Stullich, Oberhausen

 

 

Zu: „Der letzte Querkopf“ von Paul Rosen, JF 29/09

Unbedarftes Machwerk

Der Vertrag von Lissabon ist ein übles Machwerk zum Schaden der Bürger. Nur die wenigsten haben ihn wohl gelesen. Grundsätzlich ebnet er den Weg vom Staatenbund zum bürokratisch-zentralistischen Bundesstaat, was kein vernünftiger Bürger haben will. Durch ein klar formuliertes Begleitgesetz im Sinne von Seehofer und Gauweiler besteht nunmehr die letzte Chance, dies zu verhindern.

Ansonsten würden künftig einige wenige, meist unfähige Kommissare und Staatsvertreter, über alle wesentlichen Lebensverhältnisse der EU-Bürger ohne parlamentarische Kontrolle allein entscheiden. Verantwortungslos ist es, daß auch hinterbänklerische EU-Abgeordnete, die ihrem Wählerauftrag nicht gerecht werden, polemisch gegen die CSU-Landesgruppe vorgehen. Nur uninformierte und unbedarfte Politiker können bei dieser wichtigen Entscheidung auf eine rasche Verabschiedung drängen. Ein solides Gesetz braucht Zeit zum Nachdenken und zum Diskutieren!

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Frucht der Umerziehung“ von Detlef Kühn, JF 29/09

Verachtung von Soldaten

Diese Regierung begeht selbst Hochverrat. Solch eine Schweinerei hat noch keine Regierung der Welt seinen Soldaten angetan. Man kann nur jedem jungen Mann in der BRD zur Wehrdienstverweigerung raten. Der Soldat ist endgültig der Verachtung und Besudelung ausgesetzt.

Hasso Gantze, Swakopmund/Namibia

 

Abstruse Idee

Der Soldat, der im Einsatz seinen Kopf für das Vaterland hingehalten und ihm treu gedient hat, soll nun auf einmal der Bösewicht sein, und der Fahnenflüchtige, der Verräter und der Deserteur – die alle haben richtig gehandelt?

Diese abstruse Idee, die weltweit anerkannten Leistungen der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg nun auf einmal als „verbrecherisch“ zu diskreditieren, mag zwar von linken oder grünen Spinnern stammen, aber die CDU tritt dem nicht entgegen – nein, sie macht diesen verheerenden Quatsch mit.

Welcher Soldat soll denn fortan unter Lebensgefahr seinem Kampfauftrag tapfer und diszipliniert nachkommen, wenn er sich nicht sicher sein kann, daß ihm sein Vaterland das auch dankt? Er wäre ja blöd: In voller Deckung wird er bleiben und rechtzeitig fortrennen!

Karin Zimmermann, Neunkirchen-Seelscheid

 

Sich erst mal schlau machen

Da ich einer der Soldaten (sprich: Mörder) des deutschen Heeres war, frage ich mich, wie die Bundesregierung „Mörder“ nach Afghanistan schicken kann und ob sie denen, die sich dann „aus dem Staub machen“, auch ein Denkmal setzen will.

All denen, die den Dreck, den die Linken produzieren, auf ihre Vorfahren werfen – und auch den Linken selbst – empfehle ich, sich doch erst einmal schlau zu machen. Sie sollten „Der Krieg, der viele Väter hatte“ von Schultze-Rhonhof lesen. Dazu vielleicht noch Bavendamms „Roosevelts Krieg“. Und zum Schluß das Buch „Kampfkraft“ des israelischen Historikers Martin van Creveld. Darin wird nicht nur die Wehrmacht vielen anderen Armeen überlegen dargestellt, sondern auch die Disziplin und Moral der deutschen Soldaten.

Vom ersten bis zum letzten Tag war ich in Rußland dabei und hatte das Glück zu überleben. Aber einen Grund, mich meines Soldatseins zu schämen, habe ich nicht. Ganz im Gegenteil.

Karl Peters, Bad Krozingen

 

 

Zur Meldung: „Unruhen im Uigurischen Autonomen Gebiet“, JF 29/09

Xinjiang hieß immer Sinkiang

Seit mehreren Monaten bin ich Abonnent Ihrer Zeitung und habe gefunden, was ich gebraucht hatte. Letztes Wochenende nahm ich mir im Flugzeug Die Zeit, auch eine angeblich ganz renommierte Wochenzeitung, und war deprimiert angesichts der Flachheit der Kommentare, getreu dem Hauptstrom unserer überwiegenden Presse.

Hier aber auch eine kleine Kritik an einer Inkonsequenz in Ihrer Zeitung. Sie benutzen sonst konsequent die originalen Ortsnamen, seien sie deutschen Ursprungs oder anderen Ursprüngen entlehnt. Xinjiang ist die von den Chinesen gewollte und verbreitete Version des Namens dieser Region, aber im deutschen Sprachgebrauch hieß sie immer Sinkiang.

Thomas-Christian Kaiser, Berlin

 

 

Zu: „Hupen und Rechte verboten“ von Matthias Bäkermann, JF 28/09

Rechts fahren verbieten

„Hupen und Rechte verboten“ titelt der Beitrag, in dem das gelbe Ortsschild von Lünen/ Westfalen zu sehen ist. Unter dem Städtenamen der Zusatz „keinen Platz für Rechtsextremismus“. Ich habe dazu einen noch besseren Vorschlag: Ich plädiere für eine Aufhebung des Rechtsfahrgebots in Deutschland. Fahrt in Zukunft links wie die Briten und ein weiterer Sargnagel für die Rechten entsteht, sie werden vom Linksfahren begraben!

Ich rufe deshalb besonders die Partei „Die Linke“ auf, sich meiner Forderung anzuschließen, im Bundestag einen entsprechenden Gesetzentwurf einzubringen, damit auch im Straßenverkehr dieses „Rechts fahren“ endgültig der Vergangenheit angehört! Und: Wer dann weiterhin rechts fährt, hat sofort den Führerschein abzugeben. Diese Strafe muß selbstverständlich sein, denn ein Gesetz ohne Sanktion für seine Übertretung darf es natürlich nicht geben.

Karl-P. Schlor, Filderstadt

 

 

Zu: „Liebkind für alle“ von Kurt Zach, JF 28/09

Lieber Merkel als Steinmeier

Ich bin im wesentlichen einverstanden mit ihrer Kritik an Angela Merkel und der CDU. Aber es läuft doch auf eine neue Kanzlerschaft mit ihr hinaus. Oder wollen sie den braven Herrn Steinmeier mit seinen (auch) kommunistischen Hilfstruppen installiert sehen?

Daher glaube ich, bei aller Kritik an  Merkel: Geben wir ihr eine Chance, ohne eine rote Gängelung zu regieren.

Wolfgang Jäger, Dortmund

 

 

Zu: „Kampf gegen Links läßt auf sich warten“ von Christian Vollradt, JF 28/09

Blauäugigkeit der Bürgerlichen

Es ist schon unerträglich, welche Doppelmoral bei der Bekämpfung des Extremismus an den Tag gelegt wird. Während beim Kampf gegen Rechts Hunderte Millionen Steuergelder zur Verfügung gestellt werden, man beim geringsten Anlaß sofort in blinden Aktionismus verfällt und Politiker und Medien sich für keine Peinlichkeit zu schade sind, wird die verheerende Bilanz auf der Gegenseite schöngeredet.

Dabei überrascht mich immer wieder die Blauäugigkeit des bürgerlichen Lagers, das diesen Teil der Machtergreifungsstrategie der Linken nicht begreift und sich immer öfter in vorauseilendem Gehorsam vor den Kampagne-Karren der Linken spannen läßt und im „Kampf gegen Rechts“ an vorderster Front mitmarschiert.

Dr. Konrad Zimmer, Königsberg i. Fr.

 

 

Zu: „Flucht vor dem Staat“ von Dieter Stein, JF 28/09

Bildungsreform mit Humboldt

Berechtigt ist die Flucht aus unberechtigter Gefangenschaft. Unser Schulwesen steht wie kaum ein anderes in der demokratischen Welt unter der totalen Herrschaft des Staates. Auf keinem anderen Gebiet werden die Fachleute derart bevormundet und gegängelt wie in der Pädagogik. Kann man wirklich noch glauben, daß unsere von Parteipolitik, Koalitionsschacher (zum Beispiel Elbtunnel gegen Schulreform) und Wirtschaftsinteressen dominierte Regierung eine „wahre Bildungsreform“ zustande bringt?

Dabei erschwert kaum etwas den Unterricht so gravierend wie die Flut von Reformen, die zu immer mehr Zentralisierung, Kontrolle und Egalisierung als Vorbereitung für die klassenlose Gesellschaft führen.

Eine wahre Bildungsreform hat schon vor zweihundert Jahren der Humanist Wilhelm von Humboldt vorgeschlagen: „Daher müßte (...) die freieste, so wenig als möglich schon auf die bürgerlichen Verhältnisse gerichtete Bildung des Menschen überall vorangehen. Sie muß nur auf harmonische Ausbildung aller Fähigkeiten in ihren Zöglingen sinnen. Der so gebildete Mensch müßte dann in den Staat treten und die Verfassung des Staates sich gleichsam an ihm prüfen. Zu dieser Bildung ist die Freiheit die erste und unerläßliche Bedingung.“

Hermann Bauer, Bornheim

 

Kein Vertrauensbeweis

Die Realität des wirklichen Lebens hat das mehr oder weniger noch als Drohung dargestellte Szenario deutscher Gymnasien längst eingeholt. Selbst bei Berücksichtigung eines hohen Leistungsanspruches ist ein Anteil von bald 60 Prozent der Schüler, die ihre 11. Klasse im Ausland (USA, Kanada, Neuseeland oder Australien) absolvieren, nicht gerade ein Vertrauensbeweis für das so gerne in der Welt als führend bezeichnete deutsche Schulsystem. Die für eine solche Exkursion zu erbringenden finanziellen Leistungen dürften eventuell spätere Aufwendungen für zwei Studiensemester leicht übersteigen und manches persönliche Opfer erfordern, nur um dem eigenen Kind eine echte Chance und mehr Selbstsicherheit im kommenden Wettbewerb zu verschaffen.

Jürgen Michels, Starnberg

 

 

Zu: „Eingezwängt zwischen zwei Militärmächten“ von Gerd Schultze-Rhonhof, JF 28/09, und „Die Despotie der Braunhemden“ von Thorsten Hinz, JF 28/09

Heydebreck sicherte das Reich

In dankenswerter Weise haben Sie die polnischen Aktivitäten zum Raub deutscher Ostgebiete beleuchtet und in derselben Ausgabe – sicher nicht ganz zufällig – die NS-Umtriebe in der ehemaligen preußischen Provinz Pommern behandelt. Weil darin auch der SA-Führer Peter von Heydebreck (damals oft Herzog von Pommern genannt) erwähnt wird, erscheint eine Ergänzung Ihres Berichtes erforderlich, weil hier vergessen wurde, dessen Gesamtpersönlichkeit darzustellen: Peter v. Heydebreck verlor nämlich als preußischer Offizier im Ersten Weltkrieg seinen linken Arm, trotzdem führte er im Nachkrieg in Oberschlesien 1921 ein Selbstschutzkorps zur Abwehr polnischer Raubzüge.

Es gelang ihm damals, den von polnischen Insurgenten handstreichartig besetzten Bahnknotenpunkt Kandrzin zurückzuerobern und diesen wichtigen strategischen Ort dauernd dem Deutschen Reich zu erhalten. In Anerkennung dieser Tat erhielt der dazu gehörige Ort den Namen „Heydebreck“, was bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges galt.

Dr. Othmar Aigner, Oberalm bei Salzburg

 

 

Zu: „Zurück in den Garten“ von Silke Lührmann, JF 28/09, und „Das System verschlingt alles“ von Alain de Benoist, JF 28/09

Geld soll den Menschen dienen

Beide Beiträge sollten zur Pflichtlektüre für unsere junge Generation an den Schulen werden! Dieses äußerst wichtige Gedankengut ging mir voll unter die Haut. Da, wie erwähnt, die gegenwärtige Realität alternativlos zu sein scheint, gibt es nach meinem Ermessen nur einen Ausweg, und der liegt im Geld! Und deswegen der Hinweis auf den großartigen Geldreformer Silvio Gesell (1862–1930), den Begründer der „Freiwirtschaftslehre“.

Geld soll den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Und somit ist ein Anfang für eine Hoffnung getan, die alle Krisen dieser Welt für immer verbannt.

Manfred Gericke, Ahrensfelde

 

 

Zu: „‘Dieser Vertrag ist unannehmbar!’“ von Philipp Scheidemann, JF 27/09

Durch Hungerblockade erpreßt

Bei dem „Vertrag von Versailles“ handelt es sich um keinen Vertrag im herkömmlichen Sinne, sondern um ein echtes Diktat. Verträge werden ausgehandelt! In Versailles aber wurde mit den Deutschen nicht verhandelt, sie hatten nur zu unterschreiben, was die Sieger in ihrem Haß gegen Deutsche schon zu Papier gebracht hatten. Warum unterschrieb die Reichsregierung?

Während des Krieges verhängten unsere Gegner ihre „Hungerblockade“ über Deutschland, an der während des Krieges Hunderttausende starben.

Normalerweise wird eine Hungerblockade beendet, wenn die Waffen schweigen. Nicht so 1918. Auch nach Kriegsende erhielten die Sieger die Hungerblockade aufrecht. Ich selbst habe als Kleinkind (bin Jahrgang 1914) diesen Hunger am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Als die Ententemächte die Unterschrift, man kann mit Recht behaupten, „erpreßt“ hatten, erst dann geruhten sie, ihre Hungerblockade zu beenden.

Friedrich Kurreck, Offenbach

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