© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/09 24. Juli / 31. Juli 2009

Meldungen

Gabriele Pauli entläßt zwei Stellvertreter

München. Der von der ehemaligen CSU-Rebellin Gabriele Pauli (52) vor wenigen Wochen gegründeten Partei „Freie Union“ droht ein erster Streit. Anlaß für die Auseinandersetzung ist die Entlassung zweier stellvertretender Bundesvorsitzender durch Pauli am Sonntag. Diese kritisierten das Vorgehen der Parteivorsitzenden scharf und kündigten ihren Widerstand an. Pauli sei als Vorsitzende nicht befugt, gewählte Parteifunktionäre zu einfachen Parteimitgliedern zu degradieren. „Wir leben nicht mehr im Königreich“, sagte eine der Betroffenen, Sabrina Olsson, der Nachrichtenagentur ddp. Sie fühle sich an das Gebaren absolutistischer Könige erinnert. Pauli hatte die Amtsenthebung von Olsson und Michael Meier damit begründet, diese hätten versucht, die Aufbauarbeit der Partei extrem zu behindern.

 

Zeuge sagt gegen Josef S. aus

München. Nach zehnmonatiger Dauer des Prozesses gegen den ehemaligen Wehrmachtsoffizier Josef S. (90) aus Ottobrunn wurde der Angeklagte erstmals konkret belastet. Und zwar von einem 64 Jahre alten Zeugen, der sich am 10. Juli aus „eigenem Entschluß“ bei der Staatsanwaltschaft gemeldet hatte. Der Berufsschullehrer hatte früher über die Handwerkerinnung mit Josef S. Kontakt gehabt und gab an, sich an ein Gespräch aus den siebziger Jahren zu erinnern, in welchem der Angeklagte von einem Vorfall in der Toskana berichtet und dabei unter anderem erklärt hätte: „Dann habe ich die erschießen lassen.“ Damals wollte der Zeuge diesen Aussagen keinen Glauben schenken, aber: „Das war vielleicht ein Fehler.“ Gegen den Willen seiner Frau habe er sich dazu entschlossen, zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Aufgrund dieses Zeugen, der sich mehrmals in Widersprüche verstrickte, mußte das Plädoyer von Verteidiger Rainer Thesen verschoben werden. Ein Urteil ist nun frühestens für den 11. August zu erwarten. Josef S. wird vorgeworfen, für ein Massaker in der Toskana im Juni 1944 verantwortlich zu sein, bei dem 14 Menschen ihr Leben verloren.

 

Prozeß gegen Demjanjuk im Oktober

München. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher John Demjanjuk muß sich laut einem Bericht des Spiegels voraussichtlich ab Mitte Oktober in München vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 89 Jahre alten gebürtigen Ukrainer vor, sich in mindestens 27.900 Fällen der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht zu haben. Demjanjuk war nach Ansicht der Behörden zwischen April und Juli 1943 im Vernichtungslager Sobibor als Wachmann eingesetzt worden. Für den Prozeß hat die Staatsanwaltschaft 22 Zeugen geladen. Demjanjuk war Anfang Mai nach monatelangen juristischen Auseinandersetzungen von den Vereinigten Staaten an Deutschland ausgeliefert
worden

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