© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/09 24. Juli / 31. Juli 2009

Toleranz gegenüber der heiligen Tradition
Wolfgang Rothe lobt die von Benedikt XVI. eingeleitete „liturgische Versöhnung“, welche der „alten Messe“ Freiraum einräumt
Felizitas Küble 

Das Thema „Traditionalismus“, Papst und Katholische Kirche erhitzte monatelang die Gemüter in den Medien. Schon vor zwei Jahren gab es nicht wenige Irritationen in linkskirchlichen Kreisen und in der modernistischen Presse, als Papst Benedikt den Freiraum für die „alte Messe“ erheblich ausweitete.

Das Buch des Münchner Kirchenrechtlers Wolfgang Rothe „Lithurgische Versöhnung“ ist dazu gewiß keine polemische Kampfschrift pro „alte Messe“, aber ein klares Plädoyer für mehr Toleranz zugunsten der traditionellen Liturgie. Das Handbuch erweist sich als ausgewogene, fundierte und kompetente Ausarbeitung zum päpstlichen Motu Proprio „Summorum Pontificum“; gleichwohl ist es gottlob keine langatmige Abhandlung, die sich in Details verliert.  Der Aufbau des Buches ist übersichtlich, insofern zugleich ein ideales Nachschlagewerk. Für klare Ausrichtung sorgt Rothe, der voriges Jahr mit seinem Buch „Pastoral ohne Pastor?“ bereits viele Debatten auslöste, weil er ein heißes Eisen behandelte: die zunehmende Verdrängung des Priesters in den Pfarreien durch Laien, Räte, Gremien, hauptamtliche Funktionäre etc. Auch diesmal wird mit dem Thema der klassischen Liturgie, wie sie jahrtausendelang in der römisch-katholischen Kirche gefeiert wurde, weshalb sie von manchen sogar als  „Messe aller Zeiten“ bezeichnet wird, für Kontroversen gesorgt sein.

Seit Jahrhunderten wird der Papst auch „Pontifex“ genannt: Brückenbauer. Benedikt XVI. hat sich vor allem in liturgischer Hinsicht bereits als Pontifex bewährt. Insofern trifft der Buchtitel „Liturgische Versöhnung“ voll ins Schwarze, denn es ist höchste Eisenbahn, daß die überlieferte Heilige Messe aus ihrem unverdienten Schattendasein befreit wurde und wieder einen ehrenvollen Platz in der Kirche erhält. Diese neue Toleranz für den alten Ritus wurde seit Jahrzehnten von traditionsbewußten Katholiken herbeigesehnt, aber auch von jenen Christen, denen die zahlreichen Experimente und modernistischen Auswüchse der „neuen Messe“ längst auf die Nerven gehen.

Dieses gehaltvolle und kompakte Handbuch bringt die verschiedenen Aspekte gut auf den Punkt und beantwortet viele Fragen sehr kenntnisreich, seien sie kirchenrechtlicher oder eher praktischer Natur. Es behandelt auch die anderen Sakramente und Sakramentalien im klassischen Ritus  – ein Thema, das andernorts häufig übersehen wird.Das päpstliche Motu Proprio ist im lateinischen Original mit einer amtlichen deutschen Übersetzung abgedruckt, so daß sich jeder Leser selber am Quellentext orientieren kann. Die Kommentare des Verfassers zeugen von Sachkenntnis, die Fußnoten sind informativ und präzise, alles in allem ein gutes Handbuch  für Theorie und Praxis, für Studium und Pastoral, für Priester und Laien, für jung und alt.              

Wolfgang Rothe: Lithurgische Versöhnung. Ein kirchenrechtlicher Kommentar zum Motu proprio „Summorum Pontificum“ für Studium und Praxis. Dominus-Verlag, Augsburg 2009,  broschiert, 208 Seiten, 14,80 Euro

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