© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/09 24. Juli / 31. Juli 2009

Meldungen

Kölns Gedächtnis: Im Herbst wieder abrufbar

DÜSSELDORF. Kenner des „Kölner Klüngels“ hat der Einsturz des Archivs der Domstadt Anfang März 2009 nicht überrascht. Denn pfleglicher Umgang mit „historischem Erbe“ bestimmte nie dessen kommunalpolitisches Handeln. Vielmehr war die Ignoranz gegenüber dem Denkmalschutz hier parteiübergreifend noch krasser ausgeprägt als in vergleichbaren westdeutschen Großstädten, deren Führungsriegen vor allem in den 1960/70er Jahren das Zerstörungswerk an jener historisch-auratischen Bausubstanz fortsetzen, die der angloamerikanische Bombenterror übriggelassen hatte. Wie viel Sakral- und Profanarchitektur zuvor, wurde daher auch das Kölner Stadtarchiv ein Opfer entfesselter „Verkehrsplanung“: Eine U-Bahn-Baustelle verursachte einen „hydraulischen Grundbruch“ und entzog dem Magazintrakt des Archivs den Boden unter dem Fundament. Eine erste archivarische Bilanz der seit Monaten andauernden, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützten Bergungsarbeiten zeigt, daß die wenigen Kölner, die so etwas überhaupt noch fürchten, nämlich „den völligen Verlust der historischen Dimension ihres kollektiven Bewußtseins“, aufatmen dürfen (Der Archivar, 2/09). Aus allen Etagen habe man „mehr oder minder intakte Archivalien“ bergen können. „Totalverluste“ seien „allenfalls bei sehr kleinen Beständen“ eingetreten, während es im übrigen mehr um den Grad der Beschädigung und der Unordnung gehe. Schreite die mit DFG-Geldern in Angriff genommene Digitalisierung der Findhilfsmittel voran, könne sich Kölns Gedächtnis bereits im Herbst wieder für Bürger und Wissenschaftler öffnen.    

 

Wachsender Wohlstand, sinkende Religiosität

BERLIN Nach der Wende von 1989 schien es so auszusehen, als käme es in der allgemeinen Orientierungslosigkeit zu einer „Renaissance der Religiosität“. Tatsächlich erfreuten sich Religion und Kirche nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus eines Aufschwungs – ausgenommen die Ex-DDR. In den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern ist dieser Trend entweder beendet oder er hat sich sogar umgekehrt, wie Detlef Pollack, Religionssoziologe an der Universität Münster, in einer statistisch unterfütterten Studie nachweist (Osteuropa, 6/09). Sofern man immer noch von einem kirchlich-religiösen „Aufschwung“ reden könne, vollziehe der sich in den weniger entwickelten Staaten wie Weißrußland, in der Ukraine, in Bulgarien, Rumänien, Albanien. In Tschechien, Estland und sogar im traditionell katholischen Polen sei die Hinwendung zu religiöser Orientierung an ein Ende gelangt. Klar zeichne sich die Säkularisierung also in den ökonomisch höher entwickelten Ländern des einstigen „Ostblocks“ ab.

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