© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/09 14. August 2009

Kein Konservativer
Friedensbewegung: Dem Politiker und Publizisten Alfred Mechtersheimer zum 70. Geburtstag
Peter Freitag

Konservativ sei er nicht, sagte Alfred Mechtersheimer einmal über sich selbst. Denn der Kampf gegen Unrecht lasse sich schlecht mit der Mentalität des Bewahrens führen, so seine Begründung. Mit Konservativen könne man zwar „Staat, aber kaum Bewegung machen“.

Als Mechtersheimer Anfang der neunziger Jahre die „Deutschland-Bewegung“ als basisdemokratisches Sammelbecken des in zahlreiche Parteien und Grüppchen zersplitterten „patriotischen Lagers“ ins Leben rief, konnte er bereits eine bewegte berufliche und politische Karriere vorweisen. In der Bundeswehr hatte er es in kurzer Zeit zum Oberstleutnant und Lehrstabsoffizier gebracht, mit einer kritischen Arbeit über das Kampfflugzeug Tornado war er zum Doktor der Politikwissenschaft promoviert worden.

Nach seinem (freiwilligen) Ausscheiden aus der Armee sowie dem (erzwungenen) aus der CSU avancierte Mechtersheimer zu einem der Vorzeigetheoretiker der deutschen Friedensbewegung, der gemeinsam mit Linksintellektuellen wie Heinrich Böll oder Günter Grass auftrat und gerngesehener Gast in politischen Talkshows war.

1987 zog der Parteilose über die Landesliste der baden-württembergischen Grünen in den Bundestag, wobei er sich als Repräsentant des „nationalen“ Flügels der Friedensbewegung nicht nur Freunde machte. Abweichend von der Mehrheit der Fraktion stimmte Mechtersheimer daher auch für die Verträge zur deutschen Einheit.

„Deutschland dient seiner globalen Verantwortung und seinen nationalen Interessen am besten, wenn es sich zu einer Friedensmacht nichtmilitärischer Größe entwickelt“, schrieb er 1994 in seinem Beitrag für den von Heimo Schwilk und Ulrich Schacht herausgegebenen Sammelband „Die selbstbewußte Nation“. Diese Empfehlung stieß jedoch – wie der Afghanistan-Einsatz zeigt – in der politischen Klasse auf wenig Gehör.

Am 13. August begeht Alfred Mechtersheimer, der eine zeitlang auch als Kolumnist für diese Zeitung tätig war, seinen 70. Geburtstag.

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