© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/09 14. August 2009 Meldungen Die Selbstbehauptung des Nationalstaats HAMBURG. Schützenhilfe aus der Wissenschaft hat Europa vor allem in Deutschland reichlich erhalten. Nicht von ungefähr entstehe der Eindruck, so Maximilian Müller-Härlin, als wollten die Wortgewitter der zeithistorischen und politologischen Europa-Forschung mit Kohlscher Unumkehrbarkeits-Rhetorik die Auflösung der Nation im europäischen Rahmen geradezu herbeischreiben. Der in Reemtsmas Hauspostille Mittelweg 36 (3/09) mit einer Studie über Nation und Europa in Parlamentsdebatten zur Europäischen Integration vertretene Müller-Härlin ist wegen dieser kritischen Einlassung gewiß kein europaskeptischer weißer Rabe in seiner Zunft. Das ergibt sich bereits aus der katalytischen Funktion, die er im Beschweigen des Massenmordes im Bundestag, in der Pariser Assemblée wie im House of Commons erkennen will. Dieses Beschweigen habe den Kooperations-Konsens in der EWG um 1960 ermöglicht. Trotzdem setzt sich Müller-Härlin in seiner parlamentshistorischen Bilanz dann von den meisten Anbetern europäischer Identität unter seinen Kollegen wohltuend ab. Eine Minimalidentifikation mit einigen supranationalen Institutionen und Spielregeln reiche vollkommen aus. Die allseits geforderte Stärkung innerer Gemeinsamkeiten gehe auf Kosten innerer Unterschiede. Differenzverlust aber sei nicht automatisch ein Gewinn für eine zukünftige Gesellschaft. Zumal, wenn nach wie vor der demokratische Nationalstaat als Willens- und Wertegemeinschaft seinen Platz in Europa behauptet.
Erste Sätze Erfolgreiche Politik kann auf die Dauer niemals auf Versprechungen und Wunschgebilden beruhen. Hans Schlange-Schöningen:Acker und Arbeit Oldenburg, 1932 |