© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/09 21. August 2009

Meldungen

Zu viel „Ehrfurcht vor der Wall Street“

Cambridge. Der Harvard-Ökonom Dani Rodrik hat den langjährigen Chef der US-Notenbank Fed, Alan Greenspan, und dessen Nachfolger Ben Bernanke scharf kritisiert. „Was Greenspan und Bernanke als Regulierer behinderte, war ihre Ehrfurcht vor der Wall Street“, schrieb der Professor von der John F. Kennedy School of Government in der Financial Times Deutschland. „Was die Welt braucht, ist ein Fed-Chef, der den Märkten und ihrem gesellschaftlichen Wert mit instinktiver Skepsis begegnet.“ Eine asymmetrische Informationsverteilung zwischen Verkäufern und Käufern von Finanzprodukten mache die Käufer verletzlich gegenüber Mißbrauch, so Rodrik. „Stillschweigende und ausdrückliche Rettungsgarantien führen zudem zu überzogener Risikobereitschaft.“ Die Finanzmärkte disziplinierten auch die Regierungen im Verschuldungsrausch nicht: „Sind die Märkte in einem euphorischen Zustand, halten sie auch nicht einen Kreditnehmer zur Disziplin an, geschweige denn eine Regierung mit einem passablen Rating.“ Finanzinnovationen seien kein Motor für Produktivitätswachstum und Wohlstand: „Die Weltwirtschaft ist schon zu lange von Finanzenthusiasten gelenkt worden. Es ist Zeit, daß die Skeptiker übernehmen“, so Rodrik.

 

DIW: Netto-Reallöhne seit 2004 gesunken

BERLIN. Die Netto-Reallöhne sind in Deutschland von 1991 bis 2000 im Schnitt um 0,9 Prozent pro Jahr gestiegen. Von 2004 bis 2008 gingen sie hingegen um 0,8 Prozent zurück. Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik sei „ein durchaus kräftiges Wirtschaftswachstum mit einer Senkung der realen Nettolöhne über mehrere Jahre“ einhergegangen. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW-Wochenbericht 33/09). Maßgeblich hierfür sei nicht etwa eine höhere Belastung der Lohneinkommen durch Steuern und Sozialabgaben (diese liege seit einigen Jahren bei knapp über 50 Prozent), sondern die im internationalen Vergleich außerordentlich schwache Steigerung der Entgelte, so das DIW. Die Arbeitnehmerentgelte machen daher einen immer geringeren Teil des Volkseinkommens aus. Die bereinigte Lohnquote erreichte 2007 und 2008 mit rund 61 Prozent ein Rekordtief. Der Anteil der Selbständigen- und Kapitaleinkünfte am Volkseinkommen steige hingegen stetig. „Offensichtlich hat die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften nachgelassen“, erläuterte DIW-Experte Karl Brenke.

 

Einwegflaschen trotz Pfandes auf Vormarsch

DESSAU. Der Anteil an Mehrweg- und ökologisch vorteilhaften Einweggetränkeverpackungen ist 2007 auf 54,7 Prozent gesunken. Im Vorjahr habe er noch 59,8 Prozent betragen. Einwegflaschen aus Kunststoff verdrängten Mehrwegflaschen und Getränkekartons. Nur bei Bier könne sich die Mehrwegflasche mit 86 Prozent gut behaupten. Wasser werde nur noch zu 47,3 Prozent und Erfrischungsgetränke zu 42,8 Prozent in Öko-Verpackungen verkauft. Dies ergab eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) für das Umweltbundesamt (UBA) „Die Entwicklung geht in die falsche Richtung“, kritisierte UBA-Vize Thomas Holzmann. Mehrwegflaschen führten zu einer deutlich geringeren Umweltbelastung.

 

Zahl der Woche

Auf 1.399 Kilometer addieren sich diejenigen Autobahnabschnitte, die wegen Baumaßnahmen den Verkehrsfluß behindern. Spitzenreiter sind Niedersachsen und Bayern mit je 215 bzw. 207 Kilometern. Das Saarland (1 km) und Mecklenburg-Vorpommern (11 km) sind fast baustellenfrei. (Quelle: IW Köln)

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