© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/09 04. September 2009

UMWELT
Mysteriöse Verschmutzungen
Michael Howanietz

In der chinesischen Provinz Húnán steigt die Zahl der an Bleivergiftung erkrankten Kinder kontinuierlich – inzwischen wurden über 1.500 Fälle gemeldet. Ursache der Kontaminationen ist eine Manganaufbereitungsanlage. Ebenfalls im Reich der Mitte wurden jüngst dessen „größte Verschmutzer“ bekanntgegeben. Hierbei ging es aber ausnahmsweise nicht um das gebetsmühlenartig verteufelte Kohlendioxid (CO2), sondern um Energieverbrauch und Wasserverunreinigung. Unter den Umweltsündern finden sich nicht nur marode Staatsbetriebe, sondern auch Coca-Cola- und Pepsi-Fabriken.

Handfeste Sorgen plagen ebenfalls die Tourismusverantwortlichen im Nordwesten Frankreichs. Nachdem an einem Strand der Bretagne ein Pferd verendet und sein Reiter bewußtlos aufgefunden worden war, wurde eine Untersuchung der vor Ort massenhaft angespülten Algen angeordnet. Deren Giftigkeit wurde in der Zwischenzeit vom staatlichen Institut für Umweltrisiken (Ineris) bestätigt: Ein mehrminütiges Einatmen des abgesonderten Schwefelwasserstoffes (H2S) kann für Menschen tödlich sein. Auch hier ist die Ursache bekannt – es sind von der ansässigen Intensivlandwirtschaft massenhaft ins Meer geschwemmte Düngemittel.

Bei einer surreal anmutenden Verlustmeldung aus Kanada liegen die Gründe noch im dunkeln. Von den etwa zehn Millionen im Jahr 2005 geschlüpften und für August in ihrem Geburtsgewässer erwarteten Rotlachsen sind nur 600.000 in den Fluß Fraser zurückgekehrt. Wo der Rest verblieben ist, gilt unter Fischern wie Naturschützern als Mysterium. Die in ihrem Lebensunterhalt bedrohten Petri-Jünger hoffen nun sehnsüchtig auf das pünktliche Erscheinen der Buckel- und Ketalachse.

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