© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/09 04. September 2009

Meldungen

Polnische Opferzahl nach unten korrigiert

KRAKAU. Unmittelbar vor den Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs hat das polnische Institut für das nationale Gedenken (IPN) in Krakau die Zahl polnischer Kriegsopfer nach unten korrigiert. Bis dahin wurden regelmäßig 6,028 Millionen polnische Opfer in Geschichtsbüchern und historischen Werken genannt. Das IPN behauptet jetzt, daß von 1939 bis 1945 zwischen 5,62 und 5,82 Millionen polnische Staatsbürger, unter diesen 2,8 Millionen Juden, kriegsbedingt ihr Leben ließen. Als Ursache für diese Korrektur führt das IPN an, daß nach dem Kriege keine genauen Opferzahlen ermittelt werden konnten, da aus Kirchen, Klöstern, aber auch Ämtern die Bücher bzw. Akten verschwunden waren oder durch die Geheimpolizei beschlagnahmt worden waren. So basierte eine erste Statistik weitestgehend auf groben Schätzungen aufgrund eines Soll-Ist-Abgleichs der Einwohner des polnischen Staatsgebiets 1931 (letzte Volkszählung in Polen) und 1947. Erstmals verweist die Behörde auf die Opfer unter polnischen Zwangsarbeitern im Deutschen Reich, die durch Bombardements der Alliierten auf die deutsche Großindustrie und Städte ums Leben kamen. Allerdings wird weder eine konkrete Zahl dieser Bombentoten unter den Kriegsfangenen und Zwangsarbeitern im Reich genannt noch eine genaue Angabe über die vielen nach 1945 nach Übersee ausgewanderten polnischen DPs gemacht.

 

Tsunamis in Europa: Atlantik mit Eisen düngen

LEINFELDEN. „Alles in allem“ werde die Klimakatastrophe „viel schlimmer als befürchtet“. Victor Smetacek, Professor für Biologische Ozeanographie am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, wagt Vorhersagen, die speziell die europäischen Zukunftsaussagen maximal einschwärzen. Viele dichtbesiedelte Küstengebiete Europas seien spätestens im 22. Jahrhundert nicht mehr zu halten, da sie vermehrt von Tsunamis bedroht würden (Bild der Wissenschaft, 8/09). Allerdings bietet sich der Meeresforscher sogleich auch als Retter in höchster Not an. Das Zauberwort heißt „Geo-Engineering“. In einem deutsch-indischen Pilotprojekt hat Smetacek in der Antarktis dafür erste Erfahrungen gesammelt. Man müsse das Meer nur großflächig mit Eisen düngen, um das Algenwachstum anzuregen. Dadurch werde im Wasser gelöstes Kohlendioxyd verbraucht, und das so entstehende Defizit werde durch CO2-Aufnahme aus der Atmosphäre kompensiert. So könnten immerhin eine Milliarde Tonnen CO2 aus der Erdatmosphäre entfernt werden: bei einer jährlichen Zunahme von 3,5 Milliarden „wenig“, aber langfristig zumindest entlastend, verteidigt Smetacek seine von Umweltverbänden kritisch beäugten „technischen Eingriffe“ in das Ökosystem Ozean.

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