© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/09 11. September 2009

Denkmal für Deserteure
Falsche Ehrung
von Michael Vollstedt

Der Bundestag hebt die Urteile der NS-Militärjustiz auf, die Stadt Köln erlaubt ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure auf öffentlichem Grund, der Verteidigungsminister richtet im Bendler-Block die Bundeswehr-Gedenkstätte ein. Was ist richtig, was falsch?

Die NS-Militärjustiz war Willkür, maßlos, oft grausam. Die Aufhebung derer Urteile ist eine Frage der Menschlichkeit. Auch um den Preis, daß zu Recht Beschuldigte nun freigesprochen sind: Der Bundestagsbeschluß ist prinzipiell richtig. Deserteure zu verherrlichen ist etwas anderes. Viele flüchteten aus Feigheit, Schwäche, Niedertracht, nutzten eine Gelegenheit. In sowjetischer Gefangenschaft wurden einige zu Vorzeige-Kommunisten – opportunistisch und nicht ehrenhaft. Nur wenige wechselten die Seiten aus tiefer Überzeugung. Das Kölner Denkmal ehrt niemanden, es ist ein Schandmal. Die Bundeswehr-Gedenkstätte hätte, wie oft gefordert, in den öffentlichen Raum gehört, zum Bundestag oder vor das Brandenburger Tor. Verteidigungsminister Jung war dazu nicht mutig und stark genug: Im Ergebnis ein Zurückweichen vor Links. Resultat: Gleichstand zwischen „Richtig“ und „Falsch“; Aufschlag Links?

 

Generalmajor a.D. Michael Vollstedt diente elf Jahre im Bundesministerium der Verteidigung und bis 2000 sieben Jahre im Nato-Hauptquartier in Brüssel.

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