© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/09 11. September 2009
WIRTSCHAFT Die Diskussion über Zuweisungsprämien von Kliniken an niedergelassene Ärzte ist in der geführten Form unverfroren. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt sprach von Machenschaften. Ihr Fraktionskollege, SPD-Gesundheitsguru Karl Lauterbach, erhebt Vorwürfe ohne Angabe von Namen und Fakten. Manche Kritiker haben an anderer Stelle Prämien befürwortet, wenn sie zu einer Kostendämpfung im Gesundheitswesen führen. Der Ärzteverband NAV-Virchow-Bund kritisierte die Diskussion als Verleumdungskampagne von noch nie dagewesenem Ausmaß. Das Bundesversicherungsamt hat die bundesweit tätigen Kassen aufgefordert, Verdachtsfälle zu melden bisher Fehlanzeige. Die fehlende Spannung im Bundestagswahlkampf wird jetzt künstlich geschaffen. Seit der letzten Gesundheitsreform hat der Gesetzgeber unbürokratische Übergänge von Krankenhäusern zu den Praxen gefördert. So kann ein Krankenhaus die Nachsorge eines Patienten per Vertrag und gegen Entgelt an Praxisärzte abgeben, um Behandlungskosten zu sparen. Für alle Kliniken ist es wichtig, sich von den Zusammenhängen ihrer Patienten- bzw. Zuweisungsströme ein detailliertes Bild zu verschaffen. Die Krankenhäuser müssen ein umfassendes Patienten- und Zuweisungsmanagement etablieren. Die klassische Methode der Zufriedenheitsbefragung von Mitarbeitern, Patienten und niedergelassenen Ärzten ist die Grundlage der Optimierung der internen und externen Kundenbeziehungen. Eine Analyse der Patienten- bzw. Zuweisungsströme ermöglicht den Krankenhäusern eine exakte Standortbestimmung (Geocodierung). Strategische Entscheidungen erhalten so eine solidere Grundlage, um auf dem Krankenhausmarkt langfristig überleben zu können. |