© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/09 11. September 2009

Neues vom Sport
Kop­flos
Marcus Schmidt

Das waren noch Zeiten: früher, als Fußballvereine von einem Präsidenten geführt wurden, der sich um alle ihre Belange kümmerte. Ein Mann an der Spitze des Vereins, elf auf dem Platz, einer auf der Trainerbank. Und heute? Nicht erst Jürgen Klinsmann blähte den Stab der Nationalmannschaft dermaßen auf, daß man mit ihm auch problemlos eine Division führen könnte. An der Spitze der unzähligen Berater, Therapeuten und Spielbeobachter steht der Sportdirektor, der den Trainer abseits des Spielfelds entlasten soll. Daß auch dieses Amt für gute Unterhaltung sorgen kann, zeigt gerade der HSV. Nachdem der Sportchef Dietmar Beiersdorfer den Dienst quittiert hat, sucht der Verein mit wachsender Verzweiflung einen Nachfolger. Höhepunkt war vergangene Woche die Absage des Ex-Profis Oliver Kreuzer, der am Abend der Entscheidung die Vereinsspitze per SMS wissen ließ, er habe doch keine Lust. Auf unabsehbare Zeit wird der Verein nun ohne Sportdirektor bleiben. Wenn nicht ein Wunder geschieht. Ein Wunder wie die Nominierung von Berti Vogts („Hamburg ist eine erstklassige Adresse, eine Traum-Stadt“). Dennoch drängt sich die Frage auf: Und? Schließlich ist Wolfsburg just Meister geworden – ganz ohne Sportdirektor.

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