© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/09 25. September 2009

Isa von Hardenberg gilt als Grande Dame der Merkeltreuen Frauennetzwerke
Merkels Edelfräulein
Ellen Kositza

Repräsentieren, Beziehungen pflegen, Feste veranstalten: Das ist seit jeher eine „Kernkompetenz“ des Adels. Isa von Hardenberg ist darin eine Meisterin. Die achtundsechzigjährige Dame mit der auffallend hohen Stirn gilt als „Netzwerkerin“ schlechthin – und stellt ihre Kunst gern in den Dienst Angela Merkels.

1989 hat die Wiesbadenerin, eine geborene Freiin von Hahn, in Berlin die Veranstaltungsagentur Hardenberg Concept gegründet. In seiner Sparte ist das Unternehmen so erfolgreich wie kein anderes. 20.000 Prominenten-Adressen enthält die Firmenkartei nach eigenen Angaben. Isa von Hardenberg betreut mit ihren zwanzig Mitarbeitern international erfolgreiche Kundinnen wie Jil Sander, Jette Joop und Laura Biagiotti, daneben den Axel-Springer-Verlag und BMW. Berühmt wurde die High-Society-Lady unter anderem, als sie 1995 Christos Reichstags-Verhüllung organisierte. Auf zahllosen durch von Hardenberg gestalteten Wohltätigkeitsveranstaltungen, Einweihungsfeiern oder promiträchtigen Preisverleihungen wie dem Europe Award der B’nai B’rith-Loge findet zusammen, was zusammenfinden soll: Händeschütteln, Küßchen, Austausch der Visitenkarte. Mit solchen Referenzen im Gepäck reüssierte die Königin der Kanapees vor vier Jahren auch auf politischem Parkett.

Zugunsten der damaligen Kanzlerkandidatin Angela Merkel trommelte die Gräfin einen illustren Lady-Klüngel der Eleganten und Mächtigen zusammen, um die nicht nur in ihrer eigenen Partei, sondern auch in der Wirtschaft eher mäßig „vernetzte“ CDU-Frau anzupreisen. Das Konzept dieses Flankenangriffs: Wenn die Männerbünde der Bosse sich abgeschottet geben, sind die Cliquen der Gattinnen ihre weiche Stelle. Nachdem sich der Erfolg einstellte, kann nun die Agenturchefin von dieser Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit profitieren. Sie ist die „Frau hinter Merkel“ – in einem Atemzug genannt mit Friede Springer –, eine weder im Grundgesetz noch in einem Parteistatut vorgesehene Strippenzieherin. In Hardenbergs Branche ist solches Raunen bares Geld wert. Genauso verhält es sich mit Bildern, wenn etwa die habituell konservative Edelfrau auf Fotos besonders gern mit der Feministin Alice Schwarzer posiert; eine Chiffre für Merkels „Öffnung der Union zur Mitte“ hin.

Isa von Hardenberg entstammt ursprünglich baltischem Adel, beschritt aber zunächst bürgerliche Wege. Sie absolvierte ein Lehramtstudium in Hamburg und Frankfurt am Main, arbeitete als Grund- und Realschullehrerin und brachte vier Kinder zur Welt, deren prominentestes die Pop-Moderatorin Tita von Hardenberg – vor allem bekannt durch ihr ARD-Zeitgeistmagazin „Polylux“ – sein dürfte. Mutter Isa gilt als charmante aber resolute, ja knallharte Bestimmerin. Im Stern hieß es einmal (und zwar ironiefrei), sie berate Merkel in kosmetischen und kleidungstechnischen Fragen. Das allein wird es kaum sein. Unterschätzt zu werden, so heißt offenbar nicht nur bei der Bundeskanzlerin das Erfolgsrezept.

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