© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/09 25. September 2009

Leserbriefe

Zu: „‘Wählen? – Ich bin doch nicht blöd!’“ von Florian Lux, JF 38/09 Ist es denn im genetischen Code verankert?

Alle Argumente dieses Beitrags sind richtig, nur nicht die Schlußfolgerung, nicht wählen zu gehen. Es stehen 27 Parteien und Gruppierungen zur Wahl! Ist es denn im genetischen Code der Deutschen verankert, das Kreuzchen immer nur bei CDU/SPD oder ähnlichem zu machen? Es würde wirklich der vor Jahren beschworene „Ruck durch unser Land“ gehen, wenn zum Beispiel die Familienpartei als Siegerin aus der Wahl käme. (Bin kein Mitglied dort!)

Schnell kämen die „vom Volk de facto abgekoppelten“ Funktionäre auf den Boden der Realitäten zurück und besännen sich auf ihren Amtseid, „zum Wohle des deutschen Volkes“ zu wirken. Hans Herbert von Arnim sagt ja auch absolut richtig: „Die Parteien haben sich den Staat zur Beute gemacht!“

Als Konsequenz daraus müßte endlich einmal eine politische Partei den Mut haben zu fordern: Nur noch 50 Prozent der Sitze im Parlament mit Parteilisten-Kandidaten zu besetzen. Die andere Hälfte stünde je einem Vertreter der wichtigsten Berufsgruppen zu – Krankenschwestern, Handwerker, Polizisten. Also, auf jeden Fall wählen gehen, aber Protest und nicht die Etablierten!

Jutta Retz, Abstatt

 

 

Zu: „Wettstreit im Verborgenen“ von Ekkehard Schultz, JF 39/09

Hoffnung Nationalliberalismus

Es hat keinen Sinn, wenn wir Konservativen uns in Splittergruppen wie Republikaner, Christliche Mitte, Deutsche Partei, Bayernpartei, Zentrum, Bund Freier Bürger, Pro, DSU und anderen gegenseitig blockieren. Entweder die genannten schließen sich zusammen und nehmen die Fünf-Prozent-Hürde, oder wir besorgen uns FDP-Parteibücher und sorgen dafür, daß die FDP sich, wie in den fünfziger Jahren, auch gesellschaftspolitisch wieder rechts von der Union aufstellt. Der Nationalliberalismus ist noch immer nicht völlig tot. Beinahe hätte es Alexander von Stahl in Berlin geschafft, seine Partei umzukrempeln.

Gregor van Doren, Essen

 

 

Zur Meldung: „S-Bahn-Mord: Streit um schärfere Strafen“, JF 39/09

Ein Volk von Angsthasen

Es ist erschütternd, daß ein Mann sterben mußte, weil er Zivilcourage bewies. Noch erschütternder ist, daß niemand dem engagierten Helfer half.

Wir Deutschen sind doch ein Haufen von Gaffern und Angsthasen, denen jegliches Gemeinschaftsgefühl fehlt. Wir sind schon lange kein Volk mehr, sondern bloß noch eine Gesellschaft, die egoistisch denkt und niederträchtig handelt.

Unterlassene Hilfeleistung bei einer Gewalttat ist so schäbig wie das Verbrechen selbst und sollte ebenso rigide bestraft werden. Es muß für alle oberste Priorität werden, in Notsituationen gemeinsam einzugreifen. Gegenseitige Unterstützung stärkt den Zusammengehörigkeitssinn. Das ist es, was wir am meisten brauchen.

Ich hoffe, daß der Tod von Dominik Brunner uns alle zu mehr Mut bewegt. Wir müssen endlich vom Kuschelkurs abweichen und die Fahne auf „Null Toleranz“ hissen. Wir dürfen uns nicht von kriminellen Jugendlichen und ihren Aggressionen unterjochen lassen.

Alexandra Walter, Rüsselsheim

 

 

Zu „Birnentherapie mit Nebenwirkung“ von Volker Kempf, JF 39/09

Schweigen bei Umweltschützern

In Schweden tritt ein völliges Verbot für den Einsatz aller Produkte in Kraft, die Quecksilber enthalten. Was man bislang übersehen hat: Darunter fallen auch Energiesparlampen. Eigentlich sollten das Amalgam in der Zahntechnik und das Quecksilber in der Chemieindustrie verschwinden. An das Quecksilber in den Energiesparlampen hat man nicht gedacht. Da Schweden keine eigenen Giftmülldeponien für Quecksilber unterhält, entsorgt es den Müll im Ausland.

Für mich erschreckend ist die Sprachlosigkeit von WWF, Greenpeace und BUND über diesen Gift-Umweltfrevel. Oder glaubt jemand aus diesen Organisationen, die Quecksilbergiftbomben würden in Europa über geregelten Sondermüll entsorgt?

Rudi Guckes, Ingelheim

 

 

Zu: „So verkommt die Demokratie“ von Thorsten Hinz, JF 39/09

Disqualifiziertes Gemeinwesen

„Bildung ist ein Bürgerrecht“ steht auf FDP-Plakaten zur Bundestagswahl, fast genau wie auf solchen der SPD, nur daß sie dort natürlich „für alle“ und „umsonst“ zu sein hat. Angebrachter wäre es hingegen, hier einmal von einer ersten Bürgerpflicht zu sprechen. Das traut sich in der von Seichtmedien unterspülten BRD-Seelenlandschaft momentan natürlich niemand.

Dieses Land hat sich nach Jahrzehnten einer von so gut wie allen Parteien ausgehenden nationsvergessenen, von Weltverbesserungsillusionen getragenen, gegen Leistung, deren eigentliche Erbringer und normale deutsche Familien gerichteten Politik als zukunftsfähiges Gemeinwesen schon so weit disqualifiziert, daß die Schlüsse daraus für die Stimmabgabe am 27. September getrost dem Leser überlassen seien.

Dr. Elmar Schmidt, Bad Schönborn

 

 

Zu: „‘Alle haben mitgemacht’“ von Hinrich Rohbohm, JF 38/09

Gewisse Unverbesserliche

Eigentlich ist gegen ein Denkmal für Deserteure nichts einzuwenden, denn sie waren zwar Soldaten, aber wollten leben und nicht in einem von allen Seiten grausam geführten Krieg sterben. Aber solange gleichzeitig Gefallenenehrenmale geschändet werden, ist ein Denkmal für Deserteure gänzlich unangebracht. Der Verdacht liegt nahe, daß gewisse Unverbesserliche mit kurzsichtigem Verstand hinter beiden Bestrebungen stehen. Sie sollten sich schämen.

Rudolf Görz, Hamburg

 

 

Zur Sonderbeilage: „Hundert Jahre Joachim Fernau“, JF 38/09

Ein Leidender

Heute möchte ich der JF sehr herzlich danken für die Sonderbeilage. Obwohl ich 21 Jahre jünger bin, habe ich schon 1952, als „Deutschland, Deutschland über alles“ herausgekommen war, gespürt, daß dieser Autor, damals noch wenig bekannt, ein Leidender war, ein Leidender an seinem, meinem, unserem unglücklichen Vaterland. Hinter jeder Kulisse seiner Beschreibungen verbarg sich schon damals, ohne Clownskostüm, ein Bajazzo. Das setzte sich dann durch alle seine Werke, mal mehr, mal weniger, fort.

Fontane konnte in seiner Meisterschaft die Herren Instetten, Briest und Stechlin bloßstellen und dennoch für die Leser Figuren schaffen, die deren Lesefreude nicht beeinträchtigen. So erklären sich meines Erachtens auch die Millionenauflagen der Bücher Fernaus.

Dietlinde Bonnlander, Imst, Österreich

 

 

Zu: „‘Wählen? – Ich bin doch nicht blöd!’“ von Florian Lux, JF 38/09

Veränderung wählen!

Ein äußerst bissig formulierter und in vielem mutiger Artikel. Allerdings verkennt Lux genauso wie der von ihm zitierte Hans Herbert von Arnim die Lage, wenn er meint, daß eine Wahlenthaltung eines Großteils des Volkes etwas bewirken würde. Die Europaparlamentswahlen bestätigen dies, wo es die Etablierten wenig schert, wenn die Wahlbeteiligung unter 40 Prozent fällt. Wieso sollten sie dann bei 20 Prozent anders verfahren?

Durch das hier bevorzugte Nichtwählen signalisiert man demnach also sein grundsätzliches Einverständnis, da nur die großen, mittlerweile ununterscheidbaren Parteien davon profitieren. Nein, um ein wirkliches Umdenken zu erreichen, kann die Losung nur Unterstützung von außerparlamentarischen Parteien heißen, da nur diese eine echte Veränderung bewirken können. Somit muß es heißen: Würde bewahren, Veränderung wählen!

Henning Bohn, Konstanz

 

Steilvorlage für Kommunisten

Mit Zähneknirschen habe ich den Artikel gelesen – nicht weil ich den Deutungen des politischen Geschehens nicht (weitgehend) zustimmen müßte, sondern weil ich die Konsequenzen für völlig inakzeptabel halte. Wer nicht wählt, gehört zur Gruppe der verantwortungslosen bravbürgerlichen, spießbürgerlichen, gemäßigten Konservativen verschiedener Couleur. Wer auf jeden Fall wählen geht, das sind politische Eiferer, bestimmte, mehr oder weniger auf Demoralisierung, ja Umsturz eingeteufelte Zeitgenossen!

Wie wollen Sie durch Nichtwählen je etwas in unserem traurigen Vaterland ändern? Nicht wählen: Das ist eine Steilvorlage für die kommunistische Klientel, die sich ja schon erfolgreich in verschiedene Parlamente hineinzudrängen begonnen hat.

Wolfgang Jäger, Dortmund

 

Kreuz machen, aber richtig!

Geniale Idee: „Würde bewahren / Stimme verweigern“ (vielleicht noch besser: „Stimme versagen“), auf DIN A3 vergrößert, über die unerträglich dummen und nichtssagenden Wahlplakate der Parteien geklebt! Und ein großartiger Einstieg von Florian Lux in seinen Aufruf zur Wahlabstinenz, dem man größtmögliche Verbreitung wünschen mag!

Ich will nur eine Anmerkung hierzu machen: Von den beiden im Artikel genannten Varianten der Stimmenthaltung scheint mir die zweite, nämlich „das ganz große Kreuz“ zu machen, unbedingt bevorzugenswert; denn nur so nimmt man der herrschenden Politikerkaste die Möglichkeit, eine niedrige Wahlbeteiligung als Ausdruck einer völligen Zufriedenheit der Menschen zu deuten. Also, Bürger: Geht alle zur Wahl und macht Euer Kreuz, aber richtig!

Gerhard Vierfuß, Oldenburg

 

Nichtwählen bringt nichts

„Stimme verweigern“ bringt nichts, solange dies als Enthaltung gewertet wird, der Stimmzettel in den Papierkorb wandert und die Parlamentssitze insgesamt im Verhältnis der abgegebenen Stimmen aufgeteilt werden. Richtig wäre es, ein Prozedere zu entwickeln, wonach die Zahl der Sitze bei jeder Wahl im Verhältnis zur Wahlbeteiligung verringert wird, wobei eine Wahl bei unter 50 Prozent Wahlbeteiligung für ungültig zu erklären ist und wiederholt werden muß.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: „‘Los von Rom’“ von Martin Schmidt, JF 38/09

Vom freien Tirol beseelt

Eine objektive, realistische Einschätzung und Warnung! Bei dem geradezu ergreifenden, tief beseelten Willen der jungen Südtiroler Generation für „Ein Tirol“ (zuletzt bereits dreißig Prozent aller Parteienwähler) handelt es sich angesichts der derzeit so abgeschmackten europäischen Belange um eine echte politische Sensation.

Möge die hohe Politik Südtirol diesmal nicht noch einmal verraten und das 90 Jahre alte, britisch-italienische Unrecht zu gegebener Zeit zur Tilgung zulassen, weil eine neue, junge Generation gutwilliger, fähiger Menschen trotz 90 Jahren Schmach und Fremdherrschaft ihr unabdingbares Lebensrecht für Europa einzubringen gewillt und bereit ist.

Dr. H. Berger, Birsfelden, Schweiz

 

 

Zum Leserbrief: „Geistiger Mief im Freibund?“ von Eva-Marie Steiner, JF 38/09

Freiheit im Freibund

Den Leserbrief von Frau Steiner haben wir ungläubig und staunend zur Kenntnis genommen. Ihr subjektives „Wissen um den Freibund“ liegt scheinbar einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurück. Zu dieser Zeit können wir nichts sagen, wohl aber zu einer Zeit von etwas mehr als einem Jahr Freibundleben unserer Kinder. Aus den lebhaften Berichten von ihnen ist uns keine wie auch immer geartete Zensur – Frau Steiner nannte Fotos und Filme – bekannt. Von unseren Kindern mitgebrachte Fotos und Filme zeugen von einem freien gemeinschaftlichen Erleben der Kinder und Jugendlichen.

Und auch die geistigen Inhalte, mit denen sich unsere Kinder bislang auseinandergesetzt haben, waren alles andere als verstaubt. Und die einheitliche Kleidung fällt uns sehr positiv auf. Gerade die weibliche Kleidung der Mädchen grenzt sich von der bekannten Gender-Mainstream-Bewegung ab, welche die Geschlechterunterschiede glattbügeln will. Kinder sollen Kinder, Jungs Jungs und Mädchen Mädchen sein dürfen. Als Eltern und als Christen freuen wir uns, daß unsere Kinder dies im Freibund, nebenbei bemerkt ohne Alkohol und Nikotin, erleben dürfen.

Hermann Walter, Hannover

 

 

Zu: „Mit Leib und Seele Soldat“ von Günther Deschner, JF 37/09

Einige Anmerkungen

Während meiner Verwendung im militärischen Nato-Hauptquartier SHAPE habe ich General Kießling in vielen Generalsbesprechungen und auch persönlich erlebt. Deshalb könnte ich einiges zu dem sehr euphorischen Nachruf sagen. Aber: „De mortuis nil nisi bene“. Nur einige Anmerkungen, die nicht die Person des Generals Kießling betreffen:

Wenn der Verfasser des Nachrufs dem damaligen Minister Wörner vorwirft, er habe sich im Gegensatz zum britischen Generalstabschef nicht ausreichend informiert, so muß man ihm selbst diesen Vorwurf machen. Er stellt auch fest, „der Skandal ließ zweifeln an der Kameradschaft innerhalb der Generalität“. Ich erinnere mich an viele damalige Gespräche, an deren Ende wir immer wieder zu dem Schluß kamen, daß wir vor Klärung der Beschuldigungen nicht Stellung beziehen könnten.

Von „Golfrunden der anderen Brüsseler Generale“ habe ich in dreieinhalb Jahren nichts bemerkt. Daß einige Generale, die von Hause aus Golf spielten, dies auch in Casteau (nicht Brüssel!) taten – dagegen ist wohl nichts einzuwenden.

Auch daß die „Deutschen meist zwischen Zurückhaltung und persönlicher Kränkung taumelten“, weil die Amerikaner Output verlangten, aber Mitspracherechte verweigerten, habe ich nicht feststellen können. Meine Beiträge wurden durchaus anerkannt und in der Planung verwendet.

Jürgen Schlüter, Garmisch-Partenkirchen

 

 

Zu: „Erfolge für Pro NRW“ von Christian Vollradt, JF 37/09

Nicht rechtspopulistisch

Warum wird Pro NRW in der JUNGEN FREIHEIT als „rechtspopulistisch“ bezeichnet? Die JF müßte am besten wissen, daß in der heutigen Zeit mit diesem Begriff gerne gedanklich „Rechtsextremismus“ verbunden wird. Ich halte Pro NRW für eine islamkritische Bürgerbewegung und für mehr nicht. Um rechtspopulistische Positionen zu vertreten, bedarf es mehr als nur islamkritisch zu sein. Es wäre schön, wenn die Wortwahl der jungen freiheit die bliebe, die sie früher an den Tag legte.

Michael Hermanns, Groß-Bieberau

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Marsch in die rote Republik“, JF 37/09

Die Linke und der Fehlerteufel

Als ehemalige DDR-Bürgerin muß ich vermuten, daß sich auf einigen Wahlplakaten der Linkspartei der Druckfehlerteufel eingeschlichen hat: Statt „Reichtum für alle“ muß es heißen: „Armut für alle“.

Dr. Gabriele M. Marx, Weinheim

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Mythos der Alleinschuld“, JF 36/09

Es war schon alles vorbereitet

Bereits im Mai 1939 hat die britische Royal Air Force (RAF) damit begonnen, auf Militärflugplätzen in Nordfrankreich Bomben und Munition zu lagern. Schon am 2. September 1939, also einen Tag vor der britischen Kriegserklärung an das Deutsche Reich, landeten dort die ersten Einsatzstaffeln der RAF. Es war also von den Alliierten alles schon vorbereitet gewesen.

Jens Freese, Frankfurt am Main

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