© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/09 02. Oktober 2009

Meldungen

Schwarzbuch Enteignung im Internet aufbereitet

Nauendorf. Daß es sich „bei der Bodenreform um keine ‘Reform’, sondern um nichts anderes als um einen Landraub handelte“, der einer „den Kommunisten verhaßten sozialen Schicht“, die übrigens nur knapp zwanzig Prozent adliger Herkunft war, „die Existenzgrundlage entziehen sollte“, stellt Jürgen Gruhle seiner Internetseite www.bodenreform-schwarzbuch.de voran. Der Vermessungsingenieur, der sich bereits durch Publikationen zum Thema Zwangsenteignungen der Jahre 1945 bis 1949 hervorgetan hat, bietet nun auf seiner Seite Angaben der „Niekammerschen Güteradreßbücher“ der Vorkriegszeit aus 8.000 Gemeinden von Mecklenburg bis Sachsen, die das Ausmaß der „sozialen Flurbereinigung“ der Kommunisten anschaulich offenbaren. Spätestens mit der Zwangskollektivierung in der DDR sind nämlich viele Altkataster kaum noch nachzuvollziehen. Gruhls Netzauftritt soll demnächst nach digitaler Sortierung um weitere Angaben zu einzelnen Gütern ergänzt werden, so um eine Schrift über die Vernichtung von Kulturgütern im Zuge der Bodenreform, die Veröffentlichung von Zeitzeugenberichten bzw. von Berichten der Nachfahren Betroffener sowie um eine Schrift über Verbrechen im Zuge der Bodenreform.

 

Türkische Spurensuche: EU-Beitritt vorbereiten

CHEMNITZ. Türkische Zuwanderer erfreuen sich hierzulande nicht nur großer Aufmerksamkeit seitens der Politik, auch die Wissenschaft hat mittlerweile ihren Narren an der größten Ausländergruppe in Deutschland gefressen. 1,7 Millionen Türken leben offiziellen Angaben zufolge derzeit in der Bundesrepublik. Grund genug für die Technische Universität Chemnitz, die Stammbäume türkischer Zuwanderer genauer zu untersuchen. „Die Ergebnisse, die von diesem Projekt zu erwarten sind, sind daher auch für die Politik von großem Wert“, schwärmt Helen Baykara-Krumme von der TU Chemnitz. Schließlich seien Fragen der Migration und Integration im Fall der Türkei nicht zuletzt wegen eines möglichen EU-Beitritts des Landes von Bedeutung. Im Mittelpunkt der Studie stehen 400 Personen, die zwischen 1930 und 1940 in der Türkei geboren wurden und zwischen 1961 und 1974 nach Europa kamen. Der Großteil von ihnen lebt heute in Deutschland. Untersucht wird beispielsweise, wie die Zuwanderer ihren Kindern kulturelle Werte und Verhaltensweisen vermitteln. Dafür werden sowohl die Auswanderergeneration  als auch deren Kinder und Enkel befragt. Als Vergleich dienen hundert Personen, die ebenfalls in den dreißiger Jahren in der Türkei geboren wurden, das Land aber nicht verließen. Das Projekt ist Teil eines Forschungsprogramms, für das aus 14 europäischen Ländern 23 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

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