© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/09 02. Oktober 2009

Blick in die Medien
Harte Zeiten
Ronald Gläser

Neulich habe ich einen Freund gefragt, welche Zeitschriften­abos er halte. Er schaute mich entgeistert an. „Keine“, antwortete er dann. „Ich lese nur noch im Netz.“ Der Mann ist über 80. Es sind nicht mehr nur die Computerfreaks, die als Zeitungskäufer ausfallen. Die Verlage haben längst auch in betagten Schichten Probleme. Die Medienkrise greift immer weiter um sich. Auch deshalb verändern viele Zeitschriften immer wieder ihr Äußeres. Nachdem die FAZ dies vor geraumer Zeit gemacht hat und seitdem Fotos auf der Titelseite druckt (übrigens meistens völlig bescheuerte), hat es jetzt die Neue Zürcher Zeitung erwischt. Die „alte Tante“ NZZ, die 143.000 Mal verkauft und auch in Deutschland viel gelesen wird, erscheint im neuen Gewand – Motto: „Ästhetik für Substanz“. Zum ersten Mal seit sechzig Jahren wurde etwas geändert (Spalten, weniger Grauwerte, bessere Bilder). Vor allem wird Personal abgebaut, die Honorare der Freien um 30 Prozent gesenkt, der Verkaufspreis steigt demnächst. Chefredakteur Markus Spillmann begründete es so: „Wir leben nicht mehr in den neunziger Jahren. Die fetten Jahre sind vorbei!“

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