© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

WIRTSCHAFT
Tataren-Meldungen von der Dollar- und Ölfront
Wilhelm Hankel

 Vor 30 Jahren lernte das Opec-Kartell, daß es zwar den Ölpreis bestimmen kann, aber nicht die Währung, in der er bezahlt wird. Der allmächtige Ölhandel blieb beim Dollar. Die US-Währung wurde zum „Petro“-Dollar und füllte die Kassen (und Taschen) der Ölproduzenten. Wenn jetzt angeblich eine Allianz aus alten und neuen Opec-Staaten (dazugekommen sind Rußland und Brasilien) sowie alten und neuen Großabnehmern (Japan, China) daran arbeitet, den Petro-Dollar durch eine neue Korbwährung (aus eigenen Währungen plus einer kräftigen Prise Gold) zu ersetzen, kann man das Ergebnis (es soll erst bis 2018 umgesetzt werden) leicht voraussagen: Es wird wie damals enden – wie das Hornberger Schießen. Der Ölhandel wird sich nicht auf ein windiges Korbgeld einlassen, das erst dann zu richtigem Geld wird, wenn es einen Markt dafür gibt. Die neue Gruppierung müßte ihn erst schaffen, bevor die Sache klappt.

Doch warum so umständlich? Die Ölproduzenten wissen seit langem, daß sie den Kursverfall des Petro-Dollar mit einem höheren Preis für ihr Produkt kompensieren können. Derzeit verdienen sie pro Barrell „nur“ 1.000 Prozent mehr als damals. Zwischenzeitlich waren es über 2.000 Prozent! Dazu könnte es wieder kommen, wenn es der Obama-Regierung nicht gelingt, den Kursverfall des Dollar zu stoppen. Die Frage ist, wer solche Meldungen erfindet und lanciert. Vermutlich eher die Gold- als die Erdöllobby. Die Ölanbieter sind weder am Krach mit den USA noch der Spaltung ihres Marktes interessiert. Und die Öl-Nachfrager wissen genau, daß sie den Wert ihrer in Billionen-Umfang gespeicherten Dollarreserven mindern, wenn sie kein Öl mehr dafür beziehen können. Bei Tataren-Meldungen wie diesen, sollte man stets fragen: Cui bono?

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