© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

Frisch gepresst

Junger Hitler. Eigentlich müßte eine so fast ausgeforschte Person wie Adolf Hitler kaum noch ein lohnendes Betätigungsfeld für Historiker bieten. Doch weit gefehlt, der Mann steht sowohl bei der Zunft als auch den Medien nach wie vor hoch im Kurs, was nicht zuletzt der halbjährliche Spiegel-„Führer“-Titel belegt. Vermutlich ist der Leserschaft die Faszination am Bösen kaum auszutreiben. Wer da den Eindruck vermitteln möchte, noch etwas Neues zu bieten, der weicht angesichts des Getümmels gern auf Teilaspekte („Hitlers ...“) oder einfach auf dessen Jugendzeit aus. Und in der Tat, hier lassen sich die interessantesten Fragen am einfachsten neu formulieren. Ob die Ausbeute deshalb reicher wird, sei dahingestellt. Doch immerhin das, was der Hamburger Historiker Dirk Bavendamm anzubieten hat, lohnt der Beachtung allemal (Der junge Hitler. Ares Verlag, Graz 2009, gebunden, 612 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro). Zumal, wenn es so mundgerecht angerichtet ist: Bavendamm hat den Stoff erfreulicherweise gleich mehrfach gegliedert. Mit einem chronologischen Teil über Herkunft und frühen Werdegang, einem ideengeschichtlichen Teil über Vorbilder und Anreger, von Bismarck über Wagner bis Karl May, und einem systematischen Teil, von A wie Antisemitismus bis S wie Sexualität, gibt Bavendamm über den „lebendigsten Toten aller Zeiten“ (Botho Strauß) einen kohärenten Überblick.

 

 Fromm. Was ist Frömmigkeit? Oftmals ins Lächerliche gezogen, führt Elisabeth von Thurn und Taxis in ihrem Buch „fromm!“ (fe-Medienverlag, Kißlegg 2009, broschiert, 192 Seiten, 9,95 Euro) den Leser zu dem eigentlichen, weitaus tiefer liegenden Sinn dieser Eigenschaft. In ihrem Werk legt sie dar, wie sie in jungen Jahren erst wenig Sinn in der Beichte erkennen konnte und wie sie durch ihren Beichtvater im Laufe der Jahre zu einer neuen Sichtweise über die Absolution gelangte. Sie erklärt, daß es beim Fasten nicht um ein paar Kilo weniger geht, sondern daß dessen Zweck vielmehr eine Befreiung aus der Selbstsucht darstellt. Die Autorin führt ferner aus, wie sie einst das Morgengebet nur selten praktizierte und ihr Tagesbeginn von Hektik bestimmt war. Inzwischen habe sie jedoch gelernt, daß ihr das in der Frühe praktizierte Ritual helfe, sich zu „zentrieren“ und auf den Tag vorzubereiten. Weiterhin beschreibt sie, warum der Rosenkranz eine „Vitaminbombe für die Seele“ ist, Kreuz und Weihwasser als Schutzfunktion dienen, Wallfahrten ein „ultimativer Wellnesstrip“ sein können und die Klänge klassischer Chöre dem Menschen innere Ruhe geben. Thurn und Taxis’ frommes Bekenntnis wurde von Papstbruder Georg Ratzinger im Vor- und Wilhelm Imkamp im Nachwort gewürdigt.

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