© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/09 30. Oktober 2009

Meldungen

Verzerrungen zugunsten Wohlhabender abbauen

MÜNCHEN. Noch vor „Gender“ zählt „Gerechtigkeit“ zu den am meisten beackerten Feldern in der Politikwissenschaft – „weltweit“. Das Thema ist so alt wie die Globalisierungsdebatte. International zählt Thomas Pogge (Yale University) zu den bekanntesten „Gerechtigkeitstheoretikern“ gegen einen „menschenverachteten Neoliberalismus“. In Deutschland reitet Kanzler Schröders kurzzeitiger Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (München) an der Tête der Gerechten. Beide beschicken nun den Themenschwerpunkt „Strukturelle Gerechtigkeit“ im Herbstheft der Zeitschrift für Politik (3/09). Während der Staatsminister a. D. bekannte Positionen seiner älteren Schriften kompiliert, um noch einmal philosophisch verbrämt für seinen „liberalen Egalitarismus“ zu werben, geht der Yale-Professor, der glaubt, Gerechtigkeit ließe sich mathematisch definieren, die Sache pragmatischer an. Er fordert die Revision der bereits international geltenden Indizes, die nach dem Willen der Vereinten Nationen, der Weltbank und der G-20-Gruppe das Ziel vorgeben, die Armut der Weltbevölkerung bis 2015 um die Hälfte zu verringern. Diese Indizes seien untauglich, weil gekennzeichnet „durch die Verzerrung zugunsten der Wohlhabenden“. Sie konzentrierten sich auf Indikatoren, die vor allem für die Privilegierten wichtig seien, die aber der notorischen „Ungleichheit der Geschlechter“, der „Feminisierung der Armut“ nicht abhülfen. Weil derart mängelbehaftete Indizes Politikern falsche Anreize böten, hat Pogge zusammen mit Nichtregierungsorganisationen ein Forschungsprojekt begonnen, um zu einer wahren Verteilungsgerechtigkeit zu gelangen.

 

Echolot: Verlag sucht Berichte Vertriebener

BRAUNSCHWEIG. Die jüngsten Erwachsenen, die 1945/46 die Flucht und Vertreibung erleben mußten, feiern demnächst ihren 85. Geburtstag. Spätestens in einer Generation dürfte also der allerletzte Zeitzeuge dieser nationalen Tragödie das Zeitliche gesegnet haben. Der Archiv Verlag in Braunschweig bittet nun Augenzeugen um Mithilfe bei einem Buchprojekt zum Thema „Flucht, Vertreibung und Neubeginn“, um ähnlich den Augenzeugen-Projekten von Walter Kempowski („Echolot“) oder Steven Spielberg (Shoa Project) die Erinnerung daran für die Nachwelt zu erhalten. Dazu benötigt der Verlag (Neckarstraße 7, 38120 Braunschweig) Berichte und Tagebuchaufzeichnungen.

 

Erste Sätze

Dieses Buch ist die Frucht langer Arbeitsjahre.

Friedrich Wilhelm Neumann: Geschichte der russischen Ballade, Königsberg/Berlin 1937

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