© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/09 20. November 2009 Meldungen Technologietransfer und Klassenbewußtsein BERLIN. Die DDR ist an ihrer ökonomischen und technologischen Rückständigkeit zugrunde gegangen. Und nicht nur die DDR, sondern der gesamte kommunistische Ostblock, wie das Osteuropa-Themenheft (10/09) über Forschung und Wissenschaft hinter dem Eisernen Vorhang belegt. Im SED-Staat kam indes erschwerend hinzu, daß die Partei die naturwissenschaftlich-technologische Forschung ideologisch besonders fest an die Kandare nahm. Die Folgen zeigt Simon Donig am Beispiel der Auto-Amerikanisierung in den 1960er Jahren auf. Angestoßen vom großen Bruder in Moskau, leitete das Ulbricht-Regime die Übernahme westlicher Technik ein, um in Dresden ein Einheitliches System der Elektronischen Rechentechnik zu installieren, faktisch eine Konkurrenz zum VEB Kombinat Robotron. Mit den IBM-Computern eröffneten sich die DDR-Techniker, so argwöhnten SED-Funktionäre, allerdings auch eine Nische zur Pflege bourgeoisen Denkens. Im täglichen Vergleich zwischen Westtechnik und Marke Eigenbau mußten sich falsche Wahrnehmungsmuster der sozialistischen Technologie und des Lebens im Sozialismus herausbilden. Das dadurch begünstigte falsche Klassenbewußtsein habe dann die Strategie scheitern lassen, mit Übernahme von Westtechnik den Westen zu überholen.
SPD: Akademischer Rat zur Neuerfindung BERLIN. Auch geballter politologischer Sachverstand vermindert die Ratlosigkeit keinen Deut, die heute in der SPD herrscht. Auf die Frage Wie weiter? konzentrieren sich die im Hausorgan Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte (11/09) um Wortmeldung gebetenen akademischen Berater auf die leidige Abgrenzung zur Partei Die Linke. Der unbezweifelbare Anstieg der Einkommensungleichheit seit den siebziger Jahren hat die soziale Frage neu gestellt, von der aber nicht Gerhard Schröders SPD (Agenda 2010), sondern die SED-Nachfolger um Gregor Gysi und Oskar Lafontaine profitiert hätten. Deren Wählerreservoir wieder auf die eigenen Mühlen zu leiten, dürfte aber weder mit der empfohlenen neuen Führung, Neuverwurzelung in Wohngebieten und Drittem Sektor, effektiveren Wahlstrategien (Kontakt zu den geringer Qualifizierten wiederherstellen) noch mit der nebulösen Bildung von Koalitionen zwischen den Einheimischen und den Immigranten gelingen.
Erste Sätze Solange es Menschen gegeben hat, ist es ihr Traum gewesen, ewig zu leben. Rudolf Kafemann: Wir alle können 100 Jahre alt werden, Berlin/Hamburg 1928 |