© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/09 27. November 2009

Frisch gepresst

Crash. Vor drei Jahren warnte der Wormser Wirtschaftswissenschaftlers Max Otte in seinem inzwischen vielfach aufgelegten Buch „Der Crash kommt“ (JF 41/06) vor der neuen Weltwirtschaftskrise – wer damals auf den von Zeitgeist-Ökonomen Belächelten hörte und rechtzeitig sein Vermögen in solide Werte umschichtete, dürfte durch die Finanzkrise kaum finanzielle Verluste zu verzeichnen haben. Aus dieser Perspektive gesehen kommt das Anleger-Buch des Psychologen Arnold Kitzmann  (Massenpsychologie und Börse – So bestimmen Erwartungen und Gefühle Kursverläufe. Gabler Verlag, Wiesbaden 2009, gebunden, 176 Seiten, 39,90 Euro) eigentlich zu spät. Doch die nächste Krise wird unweigerlich kommen, denn aus den Billionen-Verlusten der Finanzindustrie sind nun Staatsschulden geworden. Die weitverbreitete Annahme „vollkommener Märkte“ wurde spätestens 2007 von der Wirklichkeit eingeholt. Und weiterhin, schreibt Kitzmann, „nehmen Investoren Informationen, die von ihrem Konzept abweichen, häufig aus psychologischen Gründen überhaupt nicht wahr“. Irrationales Verhalten ist daher auch auf den Kapitalmärkten weit verbreitet. Der Leiter eines Management-Instituts in Münster befaßt sich intensiv mit dem Thema „Behavioral Finance“ – der Verhaltensökonomik im Finanzbereich. Er erklärt anschaulich die immer wiederkehrenden, von Masse und Herdentrieb diktierten kollektiven Fehlentscheidungen. Passend zitiert Kitzmann den vor zehn Jahren verstorbenen André Kostolany: „Wenn die Investmentfonds große Zuflüsse haben, ist das ein Zeichen, daß die dritte Phase einer Aufwärtsbewegung nahe am Ende ist.“

 

Edgar Julius Jung. Wer sich über die Konservative Revolution und ihr weites ideologisches Umwelt nicht aus zweiter Hand, sondern aus den Quellen informieren möchte, dem sei eine neue KR-Schriftenreihe des Leipziger Superbia-Verlags empfohlen. Eröffnet wurde sie 2007 mit Schriften des 1934 im Zuge des vorgeblichen „Röhm-Putches“ ermordeten Juristen und Papen-Beraters Edgar Julius Jung. Neben der bekannten, aber antiquarisch teuren wie seltenen „Sinndeutung der deutschen Revolution“ hat man dort 15 Essays versammelt, die seit 1927 in heute nur noch mühsam in Staats- und Universitätsbibliotheken zugänglichen Zeitschriften wie dem Arbeitgeber oder der Deutschen Rundschau erschienen sind (Sinndeutung der deutschen Revolution und andere Schriften. Leipzig 2007, broschiert, 255 Seiten, 16,95 Euro). Diesen Band ergänzt der Verlag nun um den von Detlef Weigt edierten Wiederabdruck einer Jungschen Broschüre von 1931, die zur damals heiß diskutierten Frage der „Reichsreform“ Stellung bezieht: „Föderalismus als Weltanschauung“ (Leipzig 2009, broschiert, 99 Seiten, 12,95 Euro).

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