© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/09 11. Dezember 2009

Meldungen

Forderung nach Verbot von Kreditverbriefung

Löwen. Der Währungsexperte Paul de Grauwe (JF 11/09) hat als Reaktion auf die Finanzkrise ein Verbot von Kreditverbriefungen und eine strengere Fristenkongruenz zwischen Einlagen und Ausleihungen (Narrow Banking) gefordert. „Ab den achtziger Jahren wurde die Verbriefung beliebt. Man glaubte, solche Produkte würden die systemimmanenten Risiken reduzieren, weil sie die Last der in einer Bank konzentrierten Risiken auf viele Institute verteilen. In Wahrheit geschah genau das Gegenteil: Das systemische Risiko stieg“, schrieb der Professor von der Katholischen Universität Löwen (Leuven) in der Financial Times Deutschland. „Wenn eine Bank aus dem Mittleren Westen der USA Hypotheken in einem forderungsbesicherten Wertpapier bündelte und sie beispielsweise an Banken in Deutschland verkaufte, nahmen die Verzahnung und die Risikokorrelation innerhalb des Bankwesens zu.“ Verbriefungen hätten zu einer explosionsartigen Ausbreitung von Bankkrediten geführt, was wiederum Vermögensblasen gefördert habe. Das Wirtschaftswachstum, das vor dem Absturz in den USA, Großbritannien und anderen Ländern zu beobachten war, sei unnatürlich hoch gewesen: „Getragen wurde es von einem übermäßigen Kreditvolumen, das durch die Verbriefung erst möglich wurde. Nach dem Absturz wird das Wirtschaftswachstum auf ein niedrigeres und nachhaltigeres Niveau zurückkehren müssen“, meinte de Grauwe.

 

DIW: „Wer entscheidet, was zukunftsfähig ist?“

BERLIN. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat vor Illusionen bei der umweltorientierten Wirtschaftspolitik gewarnt. „Fördermaßnahmen sollen dazu dienen, bestimmte Dinge stark zu machen, damit sie überhaupt funktionieren“, erklärte DIW-Direktor Klaus Zimmermann in der Beijing Rundschau. „In diesem Sinne ist die Förderung von grüner Technologie eine aktivierende Industriepolitik.“ Man müsse sich aber zurückziehen, „sobald sich die Produkte am Markt halbwegs bewährt haben. Es stellt sich die Frage, ab wann dies der Fall ist. Und wer entscheidet, was zukunftsfähig ist?“ Der DIW-Chef betonte zugleich die Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum für die Vollbeschäftigung: „Wachstum ist etwas Neutrales. Wachstum kann ja auch qualitatives Wachstum sein, es kann zur Schonung der Umwelt beitragen.“

 

Importabgaben aus Klimaschutzgründen

KÖLN. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vor Importabgaben aus Klimaschutzgründen gewarnt. Die Welthandelsorganisation (WTO) schreibe vor, daß alle Importe von gleichen Produkten gleich behandelt werden müssen. Für eine wirkliche Beurteilung müsse der gesamte Lebenszyklus eines Produktes – von der Herstellung bis zur Entsorgung – betrachtet werden, um den sogenannten CO2-Fußabdruck zu ermitteln (JF 36/09). „Das ist allerdings sehr aufwendig. Zudem würde sich die WTO damit schwertun, weil sie Güter grundsätzlich nur über ihre Eigenschaften und nicht über ihre Produktionsweise definiert“, heißt es in einer aktuellen IW-Analyse (iwd 49/09). Einige Länder könnten die geplanten Importabgaben für protektionistische Maßnahmen mißbrauchen. Sinnvoller wäre es, Umweltgüter durch Zollsenkungen billiger zu machen.

 

Zahl der Woche

Noch 56 Millionen Euro an Zins- und Tilgungsleistungen für Kriegsschulden aus dem Ersten Weltkrieg muß Deutschland bis 3. Oktober 2010 abzahlen. Bis 1952 wurden 1,5 Milliarden D-Mark Kriegsschulden getilgt. 1953 wurde der Rest bis zu einer Wiedervereinigung zurückgestellt. (Quelle: Deutsche Finanzagentur)

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