© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/10 22. Januar 2010

Mehr Material als Magie
Das Ganze und die Teile: Die „Excalibur“-Show gastierte in Berlin
Thorsten Thaler

Warum geht die Rechnung nicht auf? Muß das Ganze nicht die Summe seiner Einzelteile ergeben? Was stimmt am Ende des Abends nicht, wo doch zweieinhalb Stunden vorher alles stimmte? Derlei Fragen beschäftigen einen auch noch Tage nach der „Excalibur“-Show, die vergangenen Sonntag in der Max-Schmeling-Halle in Berlin gastierte.

Die als „Celtic Rock Opera“ deklarierte Show rund um den sagenumwobenen Zauberer Merlin, das sagenumwobene Schwert Excalibur, den sagenumwobenen britischen König Artus und seine treuen Ritter der Tafelrunde sowie die Suche nach dem sagenumwobenen Heiligen Gral will erklärtermaßen den bis heute faszinierenden Mythen und Legenden neues Leben einhauchen.

Was die Macher um den französischen Komponisten, Musiker und Produzenten Alan Simon dafür auf die Bühne gebracht haben, kann sich sehen und vor allem hören lassen: Johnny Logan, 1980 („What’s Another Year“) und 1987 („Hold Me Now“) zweimaliger Sieger des Eurovision Song Contest, Alan Parsons, der 1976 mit „Tales of Mystery and Imagination – Edgar Allan Poe“ eines der großartigsten Konzeptalben der Rockmusikgeschichte veröffentlichte, die Band-Gründungsmitglieder Les Holroyd (Barclay James Harvest), John Helliwell (Supertramp) und Martin Barre (Jethro Tull), die britische Folk-Rock-Gruppe Fairport Convention und die deutsche Mittelalterband Corvus Corax, die Berliner Sängerin und Musical-Darstellerin Judy Weiss in der Rolle als König Artus Gemahlin Guinevere und etliche weitere; dazu gibt es ein komplettes Symphonieorchester sowie eine bunte Mischung aus Tanzeinlagen, Actiontheater und atemraubender Luftakrobatik. Zusammengehalten und vorangetrieben wird die Geschichte von dem Schauspieler Michael Mendl, der in der Erzählerrolle als Merlin glänzt.

Die Show ist kurzweilig, stellenweise amüsant und spektakulär, die Musik eingängig. Dennoch will der zündende Funke nicht überspringen. Zuweilen fühlt man sich an eine klassische Nummernrevue erinnert, bei der ein Conferencier die einzelnen Acts aufruft. Der Beifall des Publikums bleibt merkwürdig zurückhaltend, zum Schlußapplaus aufstehen wollen die wenigsten. Das Ganze ist eben, wie schon der griechische Philosoph Aristoteles lehrte, mehr als die Summe seiner Teile. Das war hier leider nicht der Fall.

Termine: Am 22. Januar gastiert die Show in Oberhausen, am 23. Januar in Frankfurt am Main und am 26. Januar in Nürnberg. Weitere Informationen im Internet unter www.excalibur-show.com

Fotos: Excalibur im Fels; Michael Mendl als Merlin: Der zündenden Funke will nicht überspringen, Alan Simon, Martin Barre, Pat O’May; rechts Johnny Logan als Artus: Großartiges Aufgebot

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